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lunes, 24. marzo 2025
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Richard Strauss zum 75. Todestag

Der letzte Romantiker unter den Tonsetzern

Er gilt als der letzte große Opernkomponist. Von Tendenzen seiner Zeit wie der atonalen Musik distanzierte sich der gebürtige Münchner entschieden. Richard Strauss’ Schöpfungen bedienen sich der klassischen Harmonie, die meisten Melodien lassen sich auch von Laien ohne weiteres pfeifen. Und doch ist seine musikalische Sprache unverkennbar mit dem 20. Jahrhundert verbunden.   

Richard Strauss war ein reifer, weltweit angesehener Komponist, als Adolf Hitler 1933 an die Macht kam. Noch im selben Jahr ernannten ihn die Nationalsozialisten zum Präsidenten der Reichsmusikkammer. Wissend, mit wem er sich einließ, nahm er den Posten an. Dass die Zusammenarbeit nicht gut gehen konnte, war vorauszusehen. Es dauerte kaum zwei Jahre, da passierte es: Die Gestapo fing einen Brief von Strauss an seinen Librettisten Stefan Zweig ab, in dem der Komponist äußerte, dass er «den Präsidenten der Reichsmusikkammer mime», um «Gutes zu tun und größeres Unglück zu verhüten». Das Dokument landete auf dem Schreibtisch von Propagandaminister Joseph Goebbels, der daraufhin einen Tobsuchtsanfall erlitt und in seinem Tagebuch notierte: «Der Brief ist dreist und dazu saudumm. (…) Strauß (sic) ‘mimt den Musikkammerpräsidenten’. Das schreibt er an einen Juden. Pfui Teufel!»  

Der Sturm legte sich jedoch, als die Olympischen Spiele näher rückten. Strauss hatte bereits Anfang der 1930er Jahre zugesagt, die Olympia-Hymne zu komponieren. Am 1. August 1936 dirigierte er das Werk während der feierlichen Einweihungszeremonie im Berliner Stadion mit Hitler als Ehrengast auf der Tribüne.

Kapellmeister an namhaften Bühnen

Richard Strauss war von seiner frühesten Kindheit an mit Musik vertraut. Sein Vater war erster Hornist am Münchner Hoforchester. Der Knabe komponierte bereits im sechsten Lebensjahr. Sein Opus 1 ist ein Festmarsch für großes Orchester, den er mit zwölf Jahren schrieb. 

Ein Studium der Philosophie und Kunstgeschichte unterbrach er, um sich vollends auf seine Musikerbeschäftigung zu konzentrieren. Nachdem einige Werke von ihm in München aufgeführt worden waren, reiste er nach Dresden und Berlin, um Kontakte aufzunehmen. 

In Meiningen ermöglichte ihm der Leiter der Hofkapelle Hans von Bülow, eine Stelle als Kapellmeister anzutreten. Damit war die Grundlage für eine langjährige Dirigentenkarriere geschaffen. Parallel dazu komponierte er eifrig Tondichtungen und Opern. Es folgten Verträge in München, Weimar und Berlin. Im Jahr 1894 leitete er vier «Tannhäuser»- Aufführungen in Bayreuth, wo er Siegfried, den Sohn Richard Wagners, kennenlernte. Siegfried komponierte Opern, konnte jedoch nicht den Vergleich mit seinem übergroßen Vater standhalten, worüber er sich später einmal gegenüber Strauss beklagte: «Mein Vater ist eben ein Gebirge, über das man nicht hinweg kann», worauf sein Kollege in seiner gemütlich-bayerischen Art antwortete: «I hab’ mir geholfen. I bin rundumadum g’angen.»  

Richard Strauss’ Schaffen ist von hoher, einheitlicher Qualität, seien es Opern, Kammerwerke, Tondichtungen oder Lieder. Die meisten seiner Werke sind aus dem heutigen Repertoire der großen Häuser nicht wegzudenken. Allerdings waren einige Uraufführungen kontrovers. 

«Dat wird ihm scheußlich schaden!»

So die Oper «Salome», in der die 15-jährige Hauptfigur sich in den gefangenen Jochanaan (Johannes dem Täufer) verliebt und ihn unbedingt küssen will, was dieser verweigert, worauf sie bei ihrem Stiefvater Herodes durchsetzt, dass er hingerichtet wird. Man bringt ihr den abgeschlagenen Kopf und sie küsst ihn leidenschaftlich. 

Die Premiere erfolgte 1905 in Dresden. Gustav Mahler, damals Direktor der Wiener Staatsoper, wollte die Oper gleichzeitig herausbringen, was die Zensur mit folgender Begründung verhinderte: «Die Darstellung von Vorgängen, die in das Gebiet der Sexualpathologie gehören, eignet sich nicht für unsere Hofbühne.»

Kaiser Wilhelm II. wohnte der Uraufführung in Dresden bei und meinte danach zum Generalintendanten: «Ach wissen Se, ik habe ja den Strauss ganz gern. Aber die ,Salome’ hätte er besser nicht schreiben sollen. Dat wird ihm scheußlich schaden!» Als man später dem Komponisten die kaiserliche Meinung überbrachte, antwortete er: «Siehgst, und von dem Schaden hab i mir mei Villa in Garmisch ‘baut.» 

Drei Jahre später hatte – ebenfalls in Dresden – «Elektra» Premiere. Bei dieser Oper sitzen 111 Musiker im Graben, die massive, harte, zum teil dissonante Klangballungen aufbauen. Man fragte den Komponisten, ob denn diese Angriffe auf das Publikum nötig gewesen seien, worauf Strauss meinte: «Ja mei, wenn droben auf der Bühne der Sohn die Mutter derschlagt, dann kann i do drunten im Orchester ka Violinkonzert spielen lassen!»

Ausklang in schwerer Zeit

Das Kriegsende erlebte Strauss in seiner Villa in Garmisch-Partenkirchen. Im April 1945 erhielt er den Besuch amerikanischer Soldaten. Schlimmes befürchtend ging er ihnen entgegen und begrüßte sie mit den Worten: «I am Richard Strauss, the composer of the ,Rosenkavalier’ and ,Salome’», worauf Leutnant Milton Weiss, der genau wusste, wen er vor sich hatte, ihm anerkennend zunickte und die Villa markieren ließ, um dem prominenten Besitzer Unannehmlichkeiten zu ersparen. In Weiss’ Einheit befand sich auch John de Lancie, der junge Solooboist des Pittsburgh Symphony Orchestra. De Lancie regte Strauss zur Komposition eines Oboenkonzerts an, was dieser nach anfänglichen Bedenken tatsächlich in Angriff nahm. 

Die Nachkriegsjahre waren für den greisen Komponisten eine schwere Zeit. Seine geliebten Wirkungsstätten Dresden und München waren zerstört, seine Gesundheit wurde zunehmend schlechter. Trotzdem behielt er seinen sarkastischen Humor. Während eines Interviews fragte ihn ein Journalist im Jahr 1946: «Und was sind Ihre Pläne für die Zukunft?» Strauss guckte den Mann einen Moment erstaunt an und antwortete: «Na, sterben halt!» 

Vor 75. Jahren, am  8. September 1949, verschied Richard Strauss in Garmisch-Partenkirchen.

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