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lunes, 13. enero 2025
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Porträt – Vicente Ortega 

Speditionskaufmann (Insalco)

Mit dualer Ausbildung im internationalen Logistikbereich erfolgreich

Der 21-jährige Vicente Ortega gehört zum ersten Jahrgang, der den dualen Ausbildungsgang des Speditionskaufmanns auf Spanisch und Englisch beim Instituto Superior Alemán de Comercio (Insalco) abgeschlossen hat. Inzwischen arbeitet er beim deutschen Logistikunternehmen Rhenus in Las Condes, bei dem weltweit rund 40.000 Mitarbeiter beschäftigt sind. Auf diesem Weg war seine Freundin María Jesús Ramírez eine wichtige Stütze.

Vicente Ortega hat schon früh angefangen, sich beruflich sowohl praktisch als auch theoretisch zu qualifizieren: «Ich habe mit 16 Jahren meinen Schulabschluss gemacht und eine Ausbildung in der Gastronomie absolviert.» Vicente Ortega liebt es zu kochen, darum hat er sich mit viel Elan bei der Arbeit mit seinem Chef, dem Chefkoch Nicolás Garrals, engagiert. Besonders stolz ist er auf das Ergebnis beim dreitägigen Wettbewerb Copa de Gas-
tronomía: «Gemeinsam mit unserem Team haben wir in allen Kategorien, im Junior, Senior, bei den veganen und bei den kalten Gerichten und bei der Mistery Box, die höchste Punktzahl erreicht.»

Auch wenn der junge Mann bis heute gerne kocht: «Mir wurde bald klar: Wenn ich meinen großen Wunsch erfüllen will, eine Familie zu gründen, dann wird es in diesem Berufsbereich schwierig, beides unter einen Hut zu bekommen.» Nicolás Garrals sei es gelungen, weil seine Frau mit ihm zusammenarbeitete.

Wie kam er also auf die Idee, sich für eine duale Ausbildung beim Insalco zu bewerben? Vicente Ortega hatte aus verschiedenen Gründen immer Kontakt zur deutsch-chilenischen Gemeinschaft: «Mein Vater arbeitet bei der Firma Kaufmann. Besonders als der Unternehmenschef nach einem lebensbedrohlichen Unfall einen Hubschrauber sendete und er dadurch gerettet werden konnte, ist die Verbindung sehr nahe.» Auch sein bester Freund hat deutsche Wurzeln und die Deutsche Schule Santiago besucht. Und sein Cousin hat ebenfalls bei der Insalco eine Ausbildung gemacht.

Den größten Impuls, sich beim Insalco zu bewerben, gab ihm aber seine Mutter: «Sie arbeitete bei dem Unternehmen Ocean Network Express, das auch für die Insalco ausbildet.» So kam es, dass Vicente 2020 den in dem Jahr zum ersten Mal angebotenen dualen Ausbildungsgang des Speditionskaufmanns auf Spanisch bei dem deutschen Logistikunternehmen Schenker startete. Insgesamt haben mit ihm zusammen sieben Studierende den Ausbildungsgang absolviert. Vicente war ihr Kurssprecher und hielt am Tag der Graduierung die Ansprache.

Ihm habe das Studium von Anfang gut gefallen: «Obwohl wir alle kein Deutsch oder nur sehr wenige Wörter sprachen, wurden wir vom ersten Tag an genauso wie alle anderen miteinbezogen und fühlten uns dazugehörig.»

Seiner Meinung nach bereite die Ausbildung «in einem sehr wettbewerbsorientieren Land wie Chile» optimal auf das Berufsleben vor: «Wir lernten mit allen Fachbegriffen umzugehen und in jedem Bereich des Transports mit unserem Wissen Gesprächen in verschiedenen Bereichen zu führen. Das heißt, wir konnten in Arbeitssitzungen, mit Kollegen, im Stress und schwierigen Situationen zurechtkommen.» Ein weiterer Vorteil der Ausbildung sei auch das Erlernen der englischen Sprache.

Als weiteren Pluspunkt sieht Vicente zudem an, dass es alle sechs Monate eine Rückmeldung gab: «Sowohl die Lehrer im Insalco als auch die Ausbilder im Unternehmen haben nach einem halben Jahr meine Leistung eingeschätzt. Mir wurde gesagt, was ich gut gemacht habe und wo ich noch etwas lernen kann.» 

Seit sieben Monaten arbeitet der junge Mann bei dem deutschen Logistikunternehmen Rhenus, das seinen Hauptsitz in Westfalen hat. Das Unternehmen ist weltweit mit rund 40.000 Mitarbeitern an über 1.300 Standorten auf allen Kontinenten tätig. Vor vier Jahren begann Rhenus in Chile eine Kampagne, um die Marke bekannt zu machen, und ein Büro in Santiago aufzubauen. Inzwischen arbeiten in Las Condes rund
25 Mitarbeiter. 

«Ich bin in der Vertriebsabteilung beschäftigt, wo ich die drei Vertriebsmitarbeiter unterstütze. Meine Aufgabe ist es zum Beispiel, alle wichtigen Informationen des Kunden zu erfragen, um die Kosten des Transports zu errechnen, sodass ein Kostenvoranschlag erstellt werden kann. Das hängt vom Gewicht der Waren, den Waren selbst ab und wie schwierig oder gefährlich es ist, sie zu transportieren. Sobald das Schiff im Wasser ist, ist der Customer Service für den Kunden zuständig.»

Der Speditionskaufmann möchte nach ein oder zwei Jahren ebenfalls als Verkäufer arbeiten. «Außerdem möchte ich irgendwann einmal einige Jahre in Deutschland für mein Unternehmen tätig sein. Darum verbessere ich zurzeit auch mein Deutsch. Asien kommt ebenfalls infrage.»

Auch seine Freundin María Jesús kann sich das vorstellen, immerhin möchten die beiden bereits dieses Jahr heiraten. «Das ist für uns beide sehr wichtig. Sie war mir die letzten Jahre eine ganz große Stütze, um die vielen Schwierigkeiten zu meistern. Und zu zweit ist es viel einfacher, auch künftige Herausforderungen anzunehmen, wenn beide an einem Strick ziehen», ist Vicente überzeugt. 

Von seiner Leidenschaft, dem Kochen, profitiert María Jesús in seiner Freizeit. Ein weiteres Hobby sei die Musik: «Ich höre gerne Rock aus den Anfängen, den 1970er oder 1980er Jahren, auch Police oder Falco, aber auch klassische Musk.» Da hat er wieder den Bezug zu Deutschland, denn die Stücke der Komponisten Mozart und Beethoven hört Vicente besonders gerne.

foto: privat

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