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lunes, 9. septiembre 2024
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Caspar David Friedrich zum 250. Geburtstag

Meister der deutschen Romantik

Nach Hamburg, Greifswald und Berlin feiert nun Dresden Caspar David Friedrich mit einer großen Ausstellung. Über vier Jahrzehnte lebte er in der Stadt – und wurde mit seinen geheimnisvollen und Traum-Landschaften, die im Gegensatz zum vernunftorientierten Zeitalter der Aufklärung standen, zu einem der bedeutendsten Landschaftsmaler der Romantik.

Dresden (dpa) – «Caspar David Friedrich. Wo alles begann» – unter diesem Titel schließen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) den Reigen der Präsentationen zum 250. Geburtstag des Künstlers, der heute zu den berühmtesten und beliebtesten Malern weltweit zählt. An zwei Orten, dem Albertinum und dem Kupferstich-Kabinett im Residenzschloss, werden vom 24. August bis 5. Januar 2025 rund 180 Werke gezeigt, darunter Ikonen der Romantik.

Für den in Greifswald geborenen Künstlers war Dresden gut vier Jahrzehnte Lebensmittelpunkt. «Alle Gemälde, die überhaupt von ihm existieren, sind hier entstanden», sagt Kurator Wolfgang Birkholz.

Einige Gemälde nur in Dresden zu sehen

Insgesamt sind im Albertinum 47 Gemälde zu sehen. Mit «Schiffe im Hafen am Abend», der «Friedhof» oder das «Große Gehege bei Dresden» werden einige der bedeutendsten Landschaftsbilder nur in der Elbestadt präsentiert. Auch der «Tetschener Altar» verlässt dafür seine feste Vitrine in der oberen Etage des Museums – und bekommt extra temporären Ersatz.

Auch unter den 30 Leihgaben sind Berühmtheiten. Zum Beispiel «Der Wanderer über dem Nebelmeer» aus der Hamburger Kunsthalle sowie «Mondaufgang am Meer» und «Der Watzmann» aus der Alten Nationalgalerie Berlin. «Es geht um die Hauptthemen, die für Friedrich eine wichtige Rolle spielen», sagt Birkholz und zählt auf: Rückenfigur, politische Bilder, Friedhöfe, Erinnerungsbilder, die Farbe, Bäume und die Religion. Aus dem Kupferstich-Kabinett kommen Zeichnungen mit Motiven, die sich in Öl finden.

«Friedrich kommt 1798 nach Dresden, vor allem auch um die Kunstwerke in der Gemäldegalerie zu studieren», berichtet Birkholz. Hier fängt er 1807 an zu malen. Friedrich setzt sich mit Werken der Alten Meister auseinander, beteiligt sich an den zeitgenössischen Kunstdebatten, wandert in der näheren und weiteren Umgebung der Stadt, um sich von der Natur inspirieren zu lassen.

Und der Künstler, «der ja immer als so isolierte Figur gesehen wird», gründet in der damaligen Residenzstadt Dresden eine Familie und knüpft ein großes Netzwerk. 

Kupferstich-Kabinett zeigt fragile Schätze

Das Kupferstich-Kabinett beleuchtet parallel bis Mitte November den Zeichner Friedrich und dessen künstlerischen Denk- und Schaffensprozess. Dort sind etwa über 145 Werke versammelt, rund 60 davon aus Dresdner Bestand. Highlight ist das erst im Juli für 1,7 Millionen Euro erworbene «Karlsruher Skizzenbuch», das im Sommer 1804 in Dresden und Umgebung entstand. Der Ankauf wurde gemeinschaftlich finanziert: von der Klassik Stiftung Weimar, den SKD, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Berlin, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Kulturstiftung der Länder sowie weiterer Förderer.

Normalerweise lichtgeschützt im Depot bewahrte fragile Studien, Entwürfe und Zeichnungen zeigen, wie Friedrich Landschaften, knorrige Bäume oder schroffe Felsen mit Klarheit und Präzision, Bleistift und Feder festhielt – in Dresden, der Sächsischen Schweiz, auf Rügen oder im Riesengebirge. Zu den selten gezeigten Exemplaren unter den etwa 70 Leihgaben gehören «Das Felsentor im Uttewalder Grund» aus Essen, «Hünengrab am Meer» aus Weimar und die Werkreihe zum «Plauenschen Grund».

«Melancholie, Einsamkeit und Sehnsucht»

«Friedrich war nicht nur der düstere Grübler. Diese Klischees sind problematisch», sagte Kurator Markus Bertsch. «Schon in seinen Zeichnungen geht es stark um menschliche Gefühle wie Melancholie, Einsamkeit und Sehnsucht», sagte Bertsch. Später habe er die Landschaftsmalerei neu gedacht, indem er eine Form der Malerei entwickelte, die in den Details höchst präzise ist, aber durch ihre Komposition und wenige sinntragende Bildgegenstände zum Denken einlädt.

Das Gemälde «Mönch am Meer» (1808-1810) konfrontiert den Betrachter mit einer radikalen Leere, die bereits das zeitgenössische Publikum überrascht hat. In einer Äußerung zum Gemälde hat Friedrich eine kritische Haltung zur Figur am Strand erkennen lassen. Er charakterisiert sie als einen Menschen, der sich anmaßt, alles verstehen, enträtseln und beherrschen zu wollen. Auch mit seinem Hauptwerk «Das Eismeer» (1823/24) erteilte Friedrich dem menschlichen Entdeckerdrang wie auch jeglichem Überlegenheitsgefühl gegenüber einer vermeintlich beherrschbaren Natur eine deutliche Absage.

In Hamburg und Berlin haben Sonderausstellungen mit herausragenden Werken von Caspar David Friedrich jeweils einen Publikumsansturm ausgelöst. In Berlin waren 300.000 Besucher gezählt worden, in Hamburg rund 335.000.

Der Naturmaler, der die Seelen berührt 

Caspar David Friedrich wurde am 5. September 1774 in Greifswald geboren. Er war das sechste von zehn Kindern des Seifensieders Adolf Friedrich und seiner Ehefrau Sophie Dorothea. Seine Kindheit war überschattet durch den frühen Tod der Mutter und zweier Geschwister. Besonders traumatisch war der Tod seines jüngeren Bruders: Als Friedrich 14 Jahre alt war, brach er ins Eis ein und wurde von seinem Bruder gerettet – doch dabei ertrank letzterer selbst.

Der 16-Jährige wurde Schüler des Zeichenlehrers der Greifswalder Universität Johann Gottfried Quistorp, der ihn besonders förderte. Seine künstlerischen Studien setzte er an der Kunstakademie in Kopenhagen fort. 

1798 ließ sich Friedrich auf Dauer in Dresden nieder, dennoch zog es ihn immer wieder in die Natur. Ab 1799 wanderte er im Elbsandsteingebirge – die Felsenwelt war sein Ideal einer romantischen Landschaft. In der Stille und Einsamkeit zeichnete und 

studierte er die Natur – aus diesem Fundus schöpfte er später bei der Komposition seiner Gemälde. Ab 1806 unternahm Caspar David Friedrich auch Reisen nach Rügen, Nordböhmen, ins Riesengebirge und in den Harz, wo er weitere Motive fand.

Friedrich starb 1840 im Alter von 75 Jahren als berühmter und international anerkannter Maler. Später geriet er jahrzehntelang in Vergessenheit und wurde erst 1906 auf einer Berliner Ausstellung wiederentdeckt. Seitdem gehören seine romantischen «Seelen-Landschaften» zur großen europäischen Kunstgeschichte.

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