Leiter der Escuela de Pedagogías en Alemán
Mit Teamgeist die Deutsch-Vermittlung vorangetrieben
Vor acht Jahren ist der promovierte Pädagoge Jochen Fritz aus Hamburg zum LBI in Santiago gekommen. Was den Leiter der Escuela de Pedagogías en Alemán in diesen Jahren besonders beeindruckt hat, ist sein engagiertes Team, das ihn mit großem Enthusiasmus unter anderem bei der Überführung des Instituts in die Universität Talca unterstützt habe und der begeisterte Einsatz der Studierenden für ihr Studium. Dies sind auch Gründe, warum ihm der Abschied von Chile Mitte August schwerfällt.
Gleich zu Beginn seiner Tätigkeit 2016 begann Jochen Fritz zusammen mit den Mitarbeitern des LBI ein wichtiges Projekt umzusetzen, das bereits ein Jahr zuvor mit einem umfassenden Reformprozess noch unter seinem Vorgänger Alban Schraut gestartet hatte. Der gebürtige Kölner erklärt: «Das LBI als erfolgreiche private Hochschule mit zwei Studiengängen wurde in eine universitäre Institution überführt: die Escuela de Pedagogías en Alemán oder Epa, wie wir jetzt sagen.» Als Teil der Universität Talca ist seitdem die Epa die einzige Hochschule in Chile, die vier Studiengänge mit Schwerpunkten in der Vermittlung der deutschen Sprache und Kultur anbietet. Die Bedingungen sind ideal, beschreibt es Jochen Fritz: «Auf unserem Campus direkt neben der Deutschen Schule in Vitacura findet ein bikultureller und zweisprachiger Studienbetrieb statt. Hier erleben unsere Studierenden im Kleinen einen Auslandsaufenthalt innerhalb Chiles.»
Für diese Aufgabe habe ihm vor allem «die Kombination von universitärer und schulischer Erfahrung sehr geholfen, weil an der Escuela beide Bereiche in die Studiengänge einfließen». Jochen Fritz studierte Deutsch, Französisch und Philosophie an der Universität Bonn. Er schrieb seine Doktorarbeit, veröffentlichte verschiedene Publikationen im Bereich der Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik und nahm Lehraufträge an der Universität Bonn an. «Im schulischen Bereich brachte ich Unterrichts- und vor allem Leitungserfahrung an einer Schule in Hamburg mit.»
Was ihn bei seiner Arbeit als Epa-Leiter besonders beeindruckt, ist «der Enthusiasmus, den alle Beteiligten mitbringen, damit unsere Aufgabe gelingt. Alle am LBI, die Verwaltung, alle die sich um das Gebäude kümmern, alle Dozentinnen und Dozenten stecken unglaublich viel Energie und Herzblut in ihre Arbeit. Die Studierenden widmen sich mit ihrer ganzen Kraft dem Studium und wollen hervorragende Erzieherinnen und Erzieher beziehungsweise Lehrerinnen und Lehrer werden. Diese Begeisterung von allen ist einfach toll!»
Das Gemeinschaftsgefühl des Teams sei auch durch das gemeinsam durchgeführte Projekt der Angliederung an die Uni Talca entstanden. Diese habe der Epa viele Vorteile gebracht: «Wir können nun an den Austauschprogrammen der Hochschule teilnehmen, es ist leichter Förderungen zu erhalten und die Abschlüsse werden international eher anerkannt.»
Eine Neuerung, die vor einigen Jahren unter seiner Leitung eingeführt wurde, ist, dass sich in den drei grundständigen Studiengängen Studierende ohne Vorkenntnisse in Deutsch bewerben können. «Damit ergänzen wir die Gruppe der Absolventinnen und Absolventen, die von deutschen Schulen kommen und deshalb bereits über umfassende Deutschkenntnisse verfügen und die Kultur Deutschlands kennen. Bei uns treffen diese beiden Gruppen aufeinander, studieren gemeinsam und lernen voneinander.» Zusätzlich gibt es einen Studiengang, in dem man bei entsprechenden Vorkenntnissen in nur einem Jahr einen Abschluss als Lehrkraft für Deutsch als Fremdsprache erhält.
Durch viele Aktivitäten sei der Bekanntheitsgrad der Epa weiter gestiegen: durch den Besuch von Studierenden als «Botschafter» für die Epa an deutschen Schulen ein bis zwei Mal im Jahr, die Vernetzung in den sozialen Medien, verschiedene Vorträge an Hochschulen oder das Theatermusikprojekt von Epa-Studenten, die jedes Jahr ein musikalisches Stück auf Deutsch einproben und damit an mehreren deutschen Schulen auftreten.
Seit Beginn seiner Tätigkeit ist die Zahl der Studenten um circa ein Drittel auf rund 55 gestiegen ist. Dennoch erhofft sich der Leiter der pädagogischen Institution für die Zukunft, dass «wir noch mehr Studierende für ein Studium bei uns begeistern können. Der Bedarf sowohl an Erzieherinnen und Erziehern als auch an Lehrerinnen und Lehrern mit guten Deutschkenntnissen an den deutschen Schulen in Chile ist enorm und wird in Zukunft eher noch wachsen».
Jochen Fritz und seine Frau Verena Horlacher, die sechs Jahre lang als Lehrerin an der Sankt Thomas Morus Schule tätig war, haben Chile auch als «faszinierendes Land» beim Reisen kennengelernt: «Wir haben viele Orte bereist, vom Süden zum Norden und sind bei jeder Fahrt, die wir unternommen haben, von der Vielfalt und dem Reichtum der Landschaft überrascht worden. Seelöwen, Pelikane oder Pinguine in freier Wildbahn zu sehen oder die unüberhörbaren Schreie der Bandurrias im Ohr zu haben, waren unbezahlbare Erlebnisse. Aber auch die Begegnungen mit so vielen Menschen in den verschiedenen Landesteilen, die Offenheit und Hilfsbereitschaft, die wir immer wieder erlebt haben.» In Santiago hat das Ehepaar das kulturelle Angebot beeindruckt, vor allem die vielen Theatergruppen, Buchläden und Kulturzentren.
In diesem Monat kehren beide Lehrer wieder nach Hamburg und dort in den Schuldienst zurück. Jochen Fritz freut sich darauf, nach den Jahren der Arbeit mit Studierenden wieder mehr Schulluft schnuppern zu können. Fest vorgenommen hat er sich, besonders die soziale Komponente, die zu einem gemeinschaftlichen Miteinander für die Projekte am LBI führte, auch in Deutschland umzusetzen.
Eins steht für das Ehepaar jedenfalls fest: «Wiederkommen werden wir bestimmt, denn nach acht Jahren sind wir hier ein Stück weit heimisch geworden.»
Foto: privat