Funken ohne Funk – Martha Costons Leuchtsignale
Noch heute kommen in Gefahrensituationen Leuchtsignale in der Schifffahrt zum Einsatz. Sie gehen auf Erfindungen einer US-Amerikanerin Mitte des 19. Jahrhunderts zurück: Martha Coston entwickelte nicht nur die Coston-Fackel, die außergewöhnliche Frau war auch als Unternehmerin erfolgreich.
Im 19. Jahrhundert, lange bevor es Funkgeräte gab, kommunizierten Seeleute meistens über Flaggen. Doch bei Nacht oder bei Nebel oder starkem Regen waren die Schiffsmannschaften auf sich allein gestellt.
Dieses Problem löste Martha Jane Coston mit farbigen Leuchtsignalen, die sich durch spezielle Pistolen oder fackelartige Halter entzünden und in die Luft schießen ließen. Das Prinzip farbiger Rauchfeuer nennt man heute bengalische Feuer.
Um mit diesen Leuchtsignalen bestimmte Botschaften zu übermitteln, entwickelte Coston außerdem einen Code aus Farbkombinationen. Sie nutzte dazu drei Farben, die noch heute standardmäßig in der Schifffahrt verwendet werden: Weiß, Rot und Grün.
Bis es so weit war, hatte die 1926 in Baltimore geborene Martha Coston einen steinigen Weg zurückgelegt: Nach dem frühen Tod ihres Ehemanns, Benjamin Franklin Coston, war die 21-Jährige fest entschlossen, sich und ihre vier Kinder selbst zu versorgen. Die junge Witwe hatte keine umfangreiche Bildung erhalten, dennoch erkannte sie, dass in den Skizzen für Leuchtsignale in den Unterlagen ihres Mannes ein großes Potenzial steckte. Vor seinem Tod hatte sich Benjamin Coston bereits einen Namen als Erfinder gemacht und arbeitete im Naval Laboratory des Navy Yard in Washington. Martha verbrachte rund zehn Jahre damit, die Erfindung zu testen und zu verbessern.
In dem Patent, das Martha Coston 1859 für die Signale und den Farbcode erhielt, gab sie ihren Mann als Erfinder an – eine kluge Entscheidung, denn die Bekanntheit seines Namens erleichterte die Vermarktung. Im selben Jahr gründete die Unternehmerin die Coston Manufacturing Co. Die U.S. Navy kaufte und nutzte zwar ihre Signalleuchten, doch den Erwerb des Coston-Patents verzögerte das Militär mehrfach. So ging die US-Amerikanerin zunächst nach Europa. Während langer Geschäftsreisen machte sie ihre Erfindung international bekannt: Sie ließ ihr Signalsystem in Frankreich, England, Dänemark, Österreich, Spanien, Italien und den Niederlanden patentieren. Über mehrere Jahrzehnte produzierte die Geschäftsfrau Leuchtsignale für den U.S. Weather Service, private Reedereien, Handelsschiffe und Militäreinrichtungen in England, Frankreich, Italien, Österreich, Dänemark, den Niederlanden und Brasilien.
1861 kehrte Martha Coston in die USA zurück. Dort begann gerade der Sezessionskrieg zwischen Unionsstaaten und konföderierten Staaten. Im selben Jahr kaufte die U.S. Navy schließlich ihr Patent, wenn auch nur für die Hälfte des von ihr verlangten Preises.Während des Bürgerkriegs, der bis 1865 dauerte, verkaufte das Unternehmen etwa eine Million Leuchtsignale an die Navy der Unionsstaaten.
In ihrer Autobiografie «A Signal Success» beschreibt Martha Coston die Schwierigkeiten, die ihr besonders als Frau bereitet wurden, und wie sie diese bewältigt hat.
Coston, Martha J., A Signal Success. The Life and Travels of Mrs. Martha J. Coston, Lippincott Co., Philadelphia, PA, 1886.