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lunes, 13. enero 2025
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Kathedrale, Universitäten und deutsche Botschaft kooperieren

Restaurierungsprojekt mit vier Werken deutscher Jesuiten.

Ein gemeinschaftliches Projekt sorgt für den Erhalt von vier Kunstgegenständen der deutschen Jesuiten in Chile im 18. Jahrhundert: 2023 begann die Kathedrale von Santiago gemeinsam mit der Universidad Adolfo Ibáñez, der Pontificia Universidad Católica von Chile, der Werkstatt ArTfacto Centro Nacional de Conservación y Restauración mit der Koordinierung der Arbeiten. Die deutsche Botschaft setzte sich für die Finanzierung ein. Am 23. Mai trafen sich alle Beteiligten, um die Objekte in Augenschein zu nehmen. 

Carmen Pizarro, Kuratorin der Kathedrale von Santiago, und Fernando Guzmán, Kunstgeschichtsprofessor an der Universidad Adolfo Ibáñez und Koordinator des Restaurationsprojekts
Foto: Privat

Ziel des Projekts ist die Erhaltung, Erforschung und die Ausstellung der chilenisch-deutschen Kunst des 18. Jahrhunderts, als Teil des künstlerischen Erbes der Kathedrale. «Die Bündelung der Energien verschiedener Institutionen und Personen sorgten für einen guten Ablauf und das Erreichen der gesetzten Ziele», sagt Fernando Guzmán vom Zentrum für Kulturerbe-Forschung der Universität Adolfo Ibáñez. 

Am 23. Mai wurden die abgeschlossenen Restaurationsarbeiten in der Kathedrale vorgestellt: die Skulptur des Heiligen Joachim, ein Werk von Johannes Bitterich, der Altaraufsatz, der zur Kirche San Miguel gehörte, die Analyse und der Restaurierungsvorschlag für die Standuhr in der Sakristei, die Peter Ruetz und Jacob Rottmaier zugeschrieben wird, und die Untersuchung und der Kostenvoranschlag für die Restaurierung der Chororgel, die von Georg Kranzer gebaut worden sein soll.

«Chilenisches Erbe aus Beiträgen von Menschen aus vielen Nationen»

Die Figur des Heiligen Joachim von Johannes Bitterich
Fotos: Deutsche Botschaft Chile

Pater Héctor Gallardo, Dekan der Kathedrale, erklärte sich dankbar, dass durch die Finanzierung der deutschen Regierung «einige Werke gerettet werden konnten, die vor langer Zeit von unseren Brüdern geschaffen wurden, Menschen, die wie wir an Gott geglaubt haben und die all ihre Fähigkeiten eingesetzt haben, um etwas Schönes zu Ehren des Herrn zu schaffen». Er fügt hinzu: «Was wir getan haben, ist, diese Schönheit der Kunstgegenstände wiederherzustellen, damit sie wieder den Herrn preisen kann und das Volk Gottes sich an diesem Lob erfreuen kann.»

Der Altaraufsatz
Fotos: Deutsche Botschaft Chile

Die aufwändigen Restaurierungsarbeiten wurden vom Team der Werkstatt ArTfacto, vorgenommen, das mit der Restaurierung des hölzernen Altaraufsatzes beauftragt worden war, der sich heute in der Sakristei der Kathedrale befindet. Leiterin, Yazmin Rozas, beschreibt diese Erfahrung als einen Meilenstein ihrer beruflichen Tätigkeit:  «Der Prozess begann im Grunde mit einer grundlegenden Diagnose», um eine genauere Vorstellung von den Prozessen und Techniken zu erhalten, die beim Bau des Altaraufsatzes verwendet wurden.

Ángela Benavente Covarrubias, Direktorin des Centro Nacional de Conservación y Restauración, betont, dass «das Altarbild uns zeigt, dass unser chilenisches Erbe mit Beiträgen vieler Menschen aus vielen Nationen aufgebaut wurde und auch weiterhin aufgebaut werden wird».

Carmen Pizarro, Kuratorin der Kathedrale von Santiago, war verantwortlich für die Restaurierung des Bildes von San Joaquín, das von den bayerischen Jesuiten um 1720 angefertigt wurde. Sie ruft dazu auf, «die Kathedrale zu besuchen zu kommen und viel Ruhe und auch ein großes Erbe zu finden, dessen geschichtlichen Kontext man kennen muss, um sie zu schätzen und zu würdigen».

Karl von Haimhausen warb handwerklich geschickte Jesuiten

Wie aber kam es dazu, dass deutsche Jesuiten nach Chile gekommen sind?

Kunstgeschichtsprofessor Fernando Guzmán erklärt, dass es in Chile dazu wenige Dokumente gibt, nur von einigen «wissen wir mehr, wenn sie bereits in Deutschland tätig waren und nicht zu jung waren».

Die Standuhr von Peter Ruetz und Jacob Rottmaier
Fotos: Deutsche Botschaft Chile

Die meisten seien aus Bayern gekommen und haben sich dann in verschiedenen Regionen in Chile niedergelassen: «Besonders bekannt sind die Priester in Chiloé, aber auch in Santiago oder Coquimbo siedelten sie sich an.» 

Er betont: «Bedingung für alle Geistlichen, die nach Chile wollten, war die Erlaubniserteilung der spanischen Krone: Diese erhielten in erster Linie Priester aus Spanien und nur ausnahmsweise einige aus Italien oder Deutschland.» Die Gründe seien, dass die spanische Krone die Überfahrt und den Aufenthalt vor Ort bezahlen musste und dass ihr Hauptziel die Missionierung war. Daher sollten auch nur Pfarrer und keine Ordensbrüder in die kolonisierten Gebiete auswandern.

Der Grund, warum relativ viele deutsche Jesuiten trotzdem nach Chile kamen, die außerdem handwerklich oder in anderen Bereichen ausgebildet waren, war das Engagement des adligen Jesuiten Karl von Haimhausen (Carlos Haymhausen). 

Der aus München stammende Geistliche wurde 1692 in eine Familie des Hauses Österreich geboren. Er sprach mehrere Sprachen, war ein großer Mathematiker und talentiert beim Bearbeiten von Metall. Gegen den Willen seiner Familie wurde der 32-jährige Jesuit zur Missionierung nach Chile geschickt. 

In Chile war er ein großer Prediger und ein angesehener Professor am Colegio Máximo de San Miguel, 1594 von den Jesuiten gegründet. Dort lehrte er Theologie und wurde zum Verwalter der Jesuitenprovinz Chile ernannt. Seine Aufgabe bestand darin, die Plantagen und Haciendas der Jesuiten so zu verwalten, dass sie sich selbst wirtschaftlich trugen. Er war so erfolgreich, dass zum Beispiel die Hacienda Calera de Tango ihre Einnahmen unter seiner Leitung mehr als verdoppelte. 

1740 wurde er zum Generalprokurator der Ordensgemeinschaft ernannt, was bedeutete, dass er eine siebenjährige Reise nach Rom antreten musste. Als Prokurator war Haimhausen dafür zuständig, in Europa Ordensbrüder und Priester zu rekrutieren, die bereit waren, sich für die Evangelisierung Chiles einzusetzen. Im Gegensatz zu früheren Prokuratoren ging es ihm darum, vor allem gute Handwerker anzuwerben. Bei seiner Rückkehr nach Chile im Jahr 1748 wurde er von über 40 Ordensbrüdern begleitet, darunter Zimmerleute, Bergleute, Uhrmacher, Silberschmiede, Mühlenbauer, Glockengießer, Maler, Apotheker, Weber und andere Handwerker. Zu ihren Arbeiten gehören auch die in der Kathedrale von Santiago.

Restaurator Andreas Fuchs untersucht die Orgel.
Foto: Privat

Einer der ersten dieser handwerklich ausgebildeten Jesuiten war Johannes Bitterich. (1675–1720). Er hat die Skulptur des Heiligen Joachim erstellt. Der Jesuit stammte aus dem österreichischen St. Johann am Arlberg und war Bildhauer und Priester. Durch seine vielen bedeutenden Arbeiten in der Kirche St. Martin in Bamberg sind einige Informationen über  ihn bekannt. 

In Chile bauten Pater Haimhausen und seine Brüder Chororgeln, die vollständig auf der Hacienda de Calera de Tango hergestellt wurden und von denen die Orgel der Kathedrale von Santiago und die des Klosters der Benediktinerinnen von Rengo erhalten geblieben sind. Auch die Uhren, die von den Handwerkern, die er mitbrachte, hergestellt wurden, waren von hervorragender Qualität, sodass einige nach Europa verkauft wurden und eine sogar dem König von Portugal (der mit einer Cousine von Pater Haimhausen verheiratet war) geschenkt wurde.

Er starb mit 75 Jahren am 7. April 1767 an der Gicht, im selben Jahr, in dem der Orden aus den spanischen Territorien vertrieben wurde.

Erhalt aufgrund des Brands der Kathedrale 

Es sei m Grunde Glück im Unglück, dass die Kunstgegenstände bis heute existieren, erzählt Fernando: Die alte Kathedrale von Santiago brannte ab und die neu errichtete Kathedrale musste eingerichtet werden. Da erinnerte man sich an die von den Jesuiten hergestellten Objekte und sie fanden ein Platz in der neu erbauten Kirche. 

Eine Besonderheit stellte die Standuhr dar, denn in Chile gibt es an den Kirchen keine Uhren, wie Kunstgeschichts-
professor feststellt. Beim Restaurieren sei aufgefallen, dass es sich um eine ganz besondere Technik handelte: Es gibt  nicht nur einen Zeiger für die Sekunden, die Minuten und die Stunden, sondern es gibt auch eine Technik, um den Lauf des Mondes zu zeigen.

Bisher noch nicht restauriert wurde die Orgel der Jesuiten. Der erstellte Kostenvoranschlag, der vorsieht, dass die sich im Inneren der Orgel befindende Technik ausgetauscht wird, ist bisher zu kostspielig.

Die deutschen Jesuiten haben aber nicht nur Kunstobjekte zurückgelassen, als sie Chile verlassen mussten, ist Fernando wichtig zu erwähnen: «Es ist typisch für die deutschen Bauleute auch im 18. Jahrhundert, dass sie die Decken der Wände und andere Elemente mit Marmorimitation (Stuckmarmor) verziert haben. Das gab es bis dahin nicht in Chile. Durch die Zusammenarbeit der Jesuiten mit chilenischen Handwerkern wird diese Technik bis heute im Land praktiziert.»

Quelle: 

www.catedraldesantiago.cl

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