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martes, 14. enero 2025
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Porträt – Arnold Hoppe Wiegering

Neurologe und Dozent

«‚Kuchen‘ ist nur ein Teil der chilenischen Kultur»

Seine Jugendzeit verbrachte Arnold als begeisterter Turner vorwiegend im Club Manquehue. Dann wurde seine sportliche Entwicklung jäh unterbrochen: Einen Monat lang lag Arnold mit Brüchen im Krankenhaus, die er sich bei dem schweren Unfall auf der Klassenfahrt im Oktober 1974 zugezogen hatte. «Dies war zweifelsohne ein Meilenstein in meinem Leben. Von da an betrachtete ich mich als Überlebender, und die Tatsache, dass ich im Gegensatz zu anderen Mitschülern nicht gestorben bin, war und ist für mich Verpflichtung, meinem Leben Sinn zu geben.» 

Als Arnold zwei Jahre alt war, zog die Familie in die Calle Cristina Barros, Las Condes. «Wir waren Dutzende von Kindern, uns gehörte die Straße und wir erlebten Abenteuer in der Umgebung», erinnert er sich. Seine Schwester Verena wohnt bis heute in dem Haus. «Sie ist meine einzige Schwester, und sie ist einzigartig in ihrer Persönlichkeit: Sie ist die witzigste Person, die ich kenne, sie findet an jeder Situation die lustige Seite und steckt alle mit ihrem Lachen an, eine Eigenschaft, die sie von unserem Vater geerbt hat.» Dieser war Optiker, die Mutter Bibliothekarin. Zu Hause wurde «Valdiviendeutsch» gesprochen, eine willkürliche Mischung aus Spanisch und Deutsch.  

Bezüglich seiner Vorfahren mütterlicherseits hat Arnold Hoppe Informationen, die bis ins Jahr 1572 zurückreichen: «Die Verbindung zu Chile beginnt im Jahr 1899, als mein Großvater Gottfried Wiegering von Hamburg nach Tocopilla reiste, um in den Salpeterwerken in Taltal zu arbeiten. Zwischen 1916 und 1922 übernahm er die Leitung aller deutschen Salpeterwerke in diesem Gebiet. Hier heiratete er meine Großmutter. 1922 reisten sie mit vier Kindern nach Deutschland, und ein Jahr später wurde meine Mutter in Hamburg geboren. Meine Großmutter hatte nach der Geburt medizinische Komplikationen und durfte nicht nach Chile zurückkehren. Sie ließen sich schließlich in Zürich nieder. Meine Mutter studierte gerade in Stuttgart, als der Krieg ausbrach. Mein Großvater arrangierte 1949 für sie eine Reise von Genua nach Südamerika. In Valparaíso lernte sie dann meinen Vater kennen.» Väterlicherseits stammt die Familie Hoppe aus Niedersachsen. Großvater Arnold Hoppe war Apotheker und wanderte in den 1920er Jahren nach Valparaiso aus, wo er die Hoppe-Apotheke gründete und Arnolds Großmutter Margarete Tschumi kennenlernte. 

Als Arnold zunächst Wirtschaftswissenschaften studierte, wurde ihm klar, dass dieser Beruf weit von seinen wahren Interessen entfernt war – er wechselte zu Medizin. «Schon im ersten Jahr war ich von der Neuroanatomie fasziniert. Zum Ende meines Medizinstudiums erhielt ich ein Stipendium der Gildemeister-Stiftung, um Neurologie an der Universidad Católica zu studieren. Aber auch die Welt der Wirtschaft und des Managements war Teil meines intellektuellen Interesses geworden. Ich hatte die Gelegenheit, fünf Jahre lang bei Bayer in Chile zu arbeiten, als Medical Director und Assistant Marketing Manager in der Pharma Division. Dann hatte ich das Glück, im Alter von nur 32 Jahren zum Leiter der neurologischen Abteilung der Clínica Alemana ernannt zu werden. Zu Beginn bestand das Team aus nur drei Neurologen, 17 Jahre später waren es bereits 33, alle mit großen ärztlichen Leistungen in der Lehre und in der Forschung. Es erfüllt mich mit Stolz, dazu beigetragen zu haben!» Arnold Hoppe war bis 2011 Leiter der neurologischen Abteilung.

Eine faszinierende Aufgabe ist für ihn, als Dozent der Medizinischen Fakultät Clínica Alemana Universidad del Desarrollo die neurologischen Inhalte zu entwickeln, die die Studenten lernen müssen, um als Ärzte praktizieren zu können. Er ist der Meinung, dass die Neurologie das perfekte Fach ist, um anthropologische und sogar philosophische Überlegungen bei den Studenten anzuregen. «So kann zum Beispiel die Frage: Glauben Sie, dass der menschliche Geist irgendwann auf einen Computer heruntergeladen werden könnte, wodurch die virtuelle Unsterblichkeit unseres Geistes möglich würde? gestellt werden.»

Er hat sich auf zwei seiner Lieblingsthemen konzentriert: die Subspezialität der vaskulären Neurologie und das Thema Hirntoddiagnostik. Er erklärt: «Mit diesem wenig glamourös klingenden Thema beschäftige ich mich seit 1995, als ich eingeladen wurde, an der Ausarbeitung der Vorschriften des Transplantationsgesetzes mitzuwirken.»

Vor neun Jahren trat Arnold Hoppe dem Vorstand der Corporación Chileno-Alemana de Beneficiencia (CCAB) bei. «Diese Institution ist ein getreues Spiegelbild des Erbes der deutschen Pioniere und des Geistes der deutsch-chilenischen Gemeinschaft, indem sie auf Bedürfnisse reagiert und dabei immer auch an die nächste Generation denkt. Es ist interessant festzustellen, dass die deutsch-chilenische Gemeinschaft in rund vier Fünftel des Lebens unseres Landes Teil der chilenischen Kultur war. Nicht nur der ‚Kuchen‘ ist Teil der chilenischen Kultur, sondern auch Institutionen wie die CCAB.»

Eines der vielen Themen der CCAB seien die älteren Menschen: «Es zeichnen sich enorme Herausforderungen ab. Im vergangenen Jahr habe ich den Vorsitz der Sociedad Alemana de Beneficencia übernommen, was die Verantwortung für die Leitung des Hogar Alemán de Vitacura und des kürzlich eröffneten Hogar Alemán de Chicureo einschlieβt.»

Seit 30 Jahren ist Arnold mit Veronica Elsholz verheiratet, die er als Krankenschwester in der Clínica Alemana kennenlernte. Das Paar hat drei Kinder – Raimundo ist Astrophysiker, Guillermo Biochemiker und Josefina Medizinstudentin. Dazu kommen noch zwei Söhne aus erster Ehe, Sebastián und Joaquin, die zurzeit in den USA leben.

Arnold liebt Musik – von der Oper über Kammer- und Sinfoniemusik bis hin zu Jazz, Blues und Rock – und Backwaren, besonders die seiner Frau, die er als «gefährlich süchtig machend» beschreibt. Und das chinesische Sprichwort «Der abgeschossene Pfeil, das gesprochene Wort und die verpasste Gelegenheit kehren nicht zurück» bestimmt sein tägliches Tun und Lassen.

Foto: privat

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