Der junge Cellist Daigo Kobayashi spielt in einem sinfonischen Orchester in Tokio, das kurz vor der Pleite steht. Als sein Besitzer sich genötigt sieht, es aufzulösen, beschließt er, seinen Musikerberuf aufzugeben und mit seiner Frau Mika zu seinem Heimatort Yamagata zurückzukehren, um dort Arbeit zu suchen. Die findet er auch relativ schnell bei Shōei Sasaki, einem Bestatter, der ihm ein gutes Gehalt anbietet. Daigo traut sich aber nicht, Mika zu erzählen, was für eine Tätigkeit er wirklich ausübt. Er lernt, Verstorbene zu reinigen, anzukleiden und zu schminken und beweist dabei eine große Geschicklichkeit. Seine erste Dienstleistung besteht darin, in einem Lehrvideo, das Sasaki dreht, als Leiche aufzutreten. Mika entdeckt die Kassette, ist über ihren Inhalt entsetzt, bittet ihn zunächst, «einen anständigen Job zu suchen» und verlässt ihn schließlich.
Er trauert seinem Musikerberuf nach, wissend, dass er als Künstler keine Zukunft hat, «weil ich nicht besonders gut bin». In seiner Freizeit greift er nach dem Cello, was ihn davon ablenkt, dass seine Bekannten ihn verachten und diskriminieren. Als sie jedoch Gelegenheit haben, Daigo bei seiner höchst unüblichen Tätigkeit zu beobachten, ändern sie ihre Meinung über sein makabres Gewerbe. Langsam gelingt es ihm, sich innerhalb der Verwandtschaft und des Freundeskreises wieder Respekt zu verschaffen.
Der Film zeigt in allen Einzelheiten, wie die Verstorbenen zur Aufbahrung hergerichtet werden. Diese Szenenfolgen sind recht beeindruckend, da die Vorgänge sich an strikte Regeln halten, die mit dem tiefsten Respekt dem Toten und den anwesenden Angehörigen gegenüber durchgeführt werden. Daigo reibt behutsam mit einem feuchten Tuch den abgedeckten Körper ab, zieht ihm mit größter Sorgfalt die Kleidung über und schminkt sein Gesicht. Dabei wird jedwede Abscheulichkeit ausgeklammert. Der Regisseur Yōjirō Takita versteht es, mit lobenswerter Sensibilität die Prozedur in Szene zu setzen. Für uns ausländische Zuschauer, die wir nicht mit der tausendjährigen Kultur Japans vertraut sind, ist die Pflege dieser Tradition und besonders das «Wie» der Durchführung überaus beeindruckend.
Meist sind die Erlebnisse der Hauptfiguren ernster Natur, wie dieser Stoff es naturgemäß verlangt. Komik ist indes nicht ausgeklammert. Als sie zum Beispiel eine Verstorbene präparieren müssen, deren Leiche erst zwei Wochen nach ihrem Hinscheiden entdeckt wurde, arbeitet Sasako munter drauflos, als ob nichts sei, während Daigo der Verzweiflung nahe mit einem äußerst heftigen Brechreiz kämpfen muss.
«Nokan – Die Kunst des Ausklangs» kam nicht nur in Japan, sondern weltweit aufgrund seiner außerordentlichen Regie und dem erstaunlichen Niveau seiner Darsteller gut an. 2009 erhielt der Streifen den Oscar für den besten fremdsprachigen Film.
Die Blu-Ray-Fassung ist technisch einwandfrei. Allerdings wurde außer einigen schönen Szenenfotos auf Bonusmaterial verzichtet, ausgerechnet bei so einem wertvollen Film! Wie gerne hätte man mehr über die japanischen Bestattungsriten oder einiges über die Rollenvorbereitung von Masahiro Motoki erfahren, der Cellounterricht nahm und sich bei einem Leichenwäscher Wissen und Handgriffe aneignete. Trotzdem: Ein Film mit Sammlerwert!
«Okuribito», Japan, 2008. Regie: Yōjirō Takita. Produktion: Toshiaki Nakazawa. Drehbuch: Kundo Koyama. Kamera: Takeshi Hamada. Ton: Satoshi Ozaki. Schnitt: Akimasa Kawashima. Musik: Joe Hisaishi. Mit Masahiro Motoki, Ryōko Hirosue, Kazuko Yoshiyuki, Tsutomu Yamazaki u. a. Spieldauer: 131 Min.
Bild ****
Ton ***
Darbietung *****
Extras *