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Zum 110. Todestag von Bertha von Suttner

Die erste Frau, die den Friedensnobelpreis erhielt

Bertha von Suttner (Fotografie von Carl Pietzner, 1903)

Hindernisse bremsten die resolute Frau nicht: Die aus dem österreichischen Hochadel stammende Bertha von Suttner setzte sich ihr Leben lang gegen alle Widerstände für den Frieden ein – dafür erhielt sie als erste Frau den Friedensnobelpreis. Statt einen Adligen zu heiraten, ging sie mit dem Sohn ihres Arbeitgebers den Bund der Ehe ein – gegen den Willen der Unternehmerfamilie. Ihr Mann und sie mussten sich viele Jahre ihren Lebensunterhalt hart verdienen.

Bertha Sophia Felicita Freifrau von Suttner, geborene Gräfin Kinsky von Wchinitz und Tettau, wurde am 9. Juni 1843 in Prag geboren und verstarb am 21. Juni 1914 in Wien. Sie war eine tschechisch-österreichische Pazifistin, Friedensforscherin und Schriftstellerin. 1905 wurde sie als erste Frau mit dem seit 1901 vergebenen Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Jugend und (heimliche) Ehe 

Bertha von Suttner stammte väterlicherseits aus der Familie Kinsky, mütterlicherseits aus der Familie des Freiheitsdichters Theodor Körner. Als Kind und Jugendliche lernte sie mehrere Sprachen, beschäftigte sich mit Musik und reiste viel. Nachdem das ererbte Vermögen ihres Vaters (nicht zuletzt aufgrund der Spielleidenschaft der Mutter) weitgehend aufgebraucht war, nahm Bertha 1873 eine Stelle als Gouvernante bei dem Industriellen Karl Freiherr von Suttner in Wien an und erteilte den vier Töchtern der Familie Unterricht in Musik und Sprachen. In dieser Zeit verliebte sie sich in den um sieben Jahre jüngeren Arthur Gundaccar von Suttner, den jüngsten Sohn der Suttners. Um die sich anbahnende Beziehung der beiden zu unterbinden, wurde Bertha entlassen und nahm 1876 eine Stelle als Privatsekretärin bei Alfred Nobel in Paris an.

In Deutschland 2005 herausgegebene Briefmarke zu 100 Jahren der Verleihung des Friedensnobelpreises an Bertha von Suttner.

Am 12. Juni 1876 heirateten Bertha und Arthur von Suttner heimlich und gegen den Willen der Familie. Daraufhin wurde Arthur Suttner enterbt, und das Ehepaar zog für mehr als acht Jahre in den Kaukasus nach Georgien zu Fürstin Jekaterina Dadiani von Mingrelien. Dort lebte das Paar unter schwierigen finanziellen Umständen von Gelegenheitstätigkeiten. Bertha schlug sich als Sprachlehrerin durch, schrieb Unterhaltungsromane und Übersetzungen, Arthur zeichnete Pläne und Tapetenmuster. 

Beginn der journalistischen Tätigkeit

1877 mit Beginn des Russisch-Türkischen Krieges begann Arthur Berichte über den Krieg sowie über Land und Leute in deutschen Wochenblättern zu veröffentlichen. Bertha von Suttner begann ebenfalls 1877 mit ihrer journalistischen Tätigkeit und hatte unter dem Pseudonym B. Oulot (französisch le boulot = die Arbeit) großen Erfolg, wie auch ihr Mann. Sie schrieb für österreichische Zeitungen Kurzgeschichten und Essays, ihr Mann Kriegsberichte und Reisegeschichten. Im Jahre 1885 kehrten sie gemeinsam nach Wien zurück, söhnten sich mit der Familie aus und bezogen das Familienschloss in Harmannsdorf in Niederösterreich.    

Zuwendung zum Pazifismus und Erfolgsroman

1887 nahm Bertha Kontakt mit der einzigen damaligen Friedensorganisation, der «International Arbitration and Peace Associaton» (London), auf und wandte sich dem Pazifismus zu. Im Herbst des Jahres 1889, mit 46 Jahren, veröffentlichte sie den pazifistischen Roman «Die Waffen nieder!», der großes Aufsehen erregte und Bertha von Suttner zu einer der prominentesten Vertreterinnen der Friedensbewegung machte. Sie beschrieb darin die Schrecken des Krieges aus der Sicht einer Ehefrau und traf damit den Nerv der Gesellschaft, die zu dieser Zeit in heftigsten Diskussionen über den Militarismus und den Krieg begriffen war. Dieses Buch wurde ihr größter literarischer Erfolg. Es erschien in 37 Auflagen und wurde in fünfzehn Sprachen übersetzt. Der Roman  machte Bertha von Suttner zu einer der führenden Personen in der aufkommenden Friedensbewegung, in deren Dienst sie sich von da an stellte.

Straßenbahnhaltestelle Bonn-Beuel: Die ‘Bertha-Bahn’ erhielt ihr Dekor, um auf das 70-jährige Jubiläum der Namensgebung des Bertha-von-Suttner-Platzes in Bonn aufmerksam zu machen. Das spendenfinanzierte Projekt wird vom ‘Frauennetzwerk für Frieden’ und vom ‘Netzwerk Friedenskooperative’ durchgeführt.

1890/1891 weilte sie gemeinsam mit ihrem Mann in Venedig, wo sie für die Gründung einer lokalen Friedensgesellschaft eintrat; zur selben Zeit wurde die «Österreichische Gesellschaft der Friedensfreunde» (seit 1964 Suttner-Gesellschaft) ins Leben gerufen, deren Präsidentin sie von der Gründung bis zu ihrem Tod  blieb. Von 1892 bis 1899 gab sie gemeinsam mit Alfred Hermann Fried die Zeitschrift «Die Waffen nieder» (später umbenannt in «Die Friedens-Warte») heraus, nahm an verschiedenen Friedenskongressen teil und war an den Vorbereitungen zur Ersten Haager Friedenskonferenz in Den Haag 1899 beteiligt. Außerdem übernahm sie den Vorstand des 1902 gegründeten «Bundes österreichischer Frauenvereine», vertrat Österreich auf den Weltfriedenskongressen und regte die Schaffung eines Friedensnobelpreises an.

Friedensnobelpreis für Bertha von Suttner

Am 10. Dezember 1902 starb Arthur von Suttner auf Schloss Harmannsdorf. Wegen Überschuldung musste der Besitz versteigert werden. Wie Meldeunterlagen belegen, zog Bertha von Suttner in die Zedlitzgasse 7 im 1. Bezirk. Es folgte der Höhepunkt ihrer pazifistischen Laufbahn, als sie 1905 für ihren unermüdlichen Einsatz gegen Gewalt und Krieg als erste Frau mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Bertha von Suttner starb am 21. Juni 1914, eine Woche vor den Schüssen in Sarajevo und dem Beginn des Ersten Weltkriegs, an Magenkrebs. Den Weltfriedenskongress in Wien, an dessen Organisation Suttner mitgearbeitet hatte und der im September 1914 hätte stattfinden sollen, sagte man angesichts des Krieges ab.

Der Nachlass Bertha von Suttners befindet sich im Fried-Suttner-Archiv der Bibliothek der Vereinten Nationen in Genf. Die Wienbibliothek im Rathaus besitzt Korrespondenzen sowie einige Manuskripte und ein Stammbuch.

Zahlreiche Städte in Österreich und Deutschland benannten Plätze, Straßen und Schulen (so gibt es das Schulschiff «Bertha von Suttner» an der Donau) sowie Stiftungen nach der Nobelpreisträgerin. Gewürdigt wurde von Suttner mit Porträts auf der ehemaligen 1.000 Schilling-Note und der Zwei-Euro-Münze. Auch eine Sonderpostmarke «60 Jahre Nobelpreisverleihung» wurde ihr gewidmet. Friedensforschung und Pazifismus werden bis heute mit ihrem Namen verbunden.

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