Experte für Schifffahrt und Hafenwirtschaft
«Lernen, dienen, helfen und verbessern»
Die Familie von Carlos Baez ist nicht deutschstämmig, doch besuchte er die Deutsche Schule in Concepción. Nach der dualen Ausbildung des Schifffahrtskaufmanns und einem Studium der Betriebswirtschaftslehre war er 25 Jahre bei Ultramar tätig. Seit zwei Jahren ist der dreifache Familienvater Geschäftsführer der Reederei Nachipa Wellboats.
Carlos Baez wurde in Santiago geboren, aber einige Wochen später zog die Familie nach Concepción, wo er seine Kindheit verbrachte. «Ich erinnere mich sehr gern an die Sommer auf dem Land und an meine Schulfreunde. Als Kind hatte ich kein bestimmtes Hobby, das Wichtigste für mich war etwas sehr Einfaches, das aber viel Spaß machte: mit meinen Freunden Fahrrad zu fahren.» Geschwister hatte er keine, sein Vater arbeitete als Meeresbiologe und die Mutter war Hausfrau. Die Familie von Carlos Baez ist nicht deutschstämmig; seine Großmutter war Französin. Doch besuchte der Junge in Concepción die Deutsche Schule, wie auch seine Cousins. «Zuhause sprachen wir kein Deutsch, aber aus irgendeinem Grund war ich in der Lage, diese komplizierte Sprache zu lernen.» Heute spricht er neben seiner Muttersprache Spanisch auch fließend Englisch.
Am Insalco erlernte er den Beruf eines Schifffahrtskaufmanns, es folgte ein Postgraduiertenabschluss in Betriebswirtschaftslehre an der Universität Adolfo Ibáñez und anschließend ein Magister an derselben Universität. «Ich glaube, dass die Mischung aus Theorie und Praxis, die die duale Ausbildung am Insalco bietet, der Schlüssel zu meinem weiteren Studium war, und dass ich das Glück hatte, mein Praktikum bei Ultramar Agencia Marítima zu absolvieren, wo ich dann mehr als 25 Jahre lang arbeitete», unterstreicht er.
Nach seiner Tätigkeit bei Ultramar von 1989 bis 2001 in Chile war er bis 2006 Geschäftsführer des Unternehmens in Argentinien. «In dieser Zeit besuchten wir einen Kunden in Mendoza. Nach ein paar Minuten sagte er zu mir: ‚Sagen Sie mir nicht, dass Sie Chilene sind, Sie wissen ja nicht, wie sehr ich Chilenen hasse…‘ Aber trotz des Schocks über seine Aussage gelang es uns, das Treffen erfolgreich zu überstehen, unsere Beziehung zu ihm im Laufe der Zeit zu verbessern und, was am wichtigsten ist, seine Fracht zu bekommen!» Nach zwischenzeitlichen Stationen bei anderen Unternehmen des Hafensektors, wie zum Beispiel als Container-Depot-Manager bei Sitrans, wechselte er erneut zu Ultramar.
Seit 2022 ist Carlos Baez Geschäftsführer einer Reederei, Nachipa Wellboats, einem Unternehmen, das Dienstleistungen für die Lachsindustrie bietet und lebende Fische mit modernster Technologie und höchsten Qualitätsstandards transportiert. «Glücklicherweise haben mir alle meine Jobs Spaß gemacht und brachten viele Herausforderungen mit sich. Immer lernt man hinzu, und am Ende weiß man auch, was man nicht tun möchte», stellt er fest. «Meine heutige Arbeit ist herausfordernd und schwierig, aber auch dynamisch, unterhaltsam und bereichernd.»
Auch im Privatbereich gibt es ein Erlebnis, das zeigt, dass Carlos auch in Extremsituationen fähig ist, Herausforderungen anzunehmen: Am 20. Februar 1991 schoss die British Aerospace 146, die den LAN Chile Flug 1069 von Punta Arenas nach Puerto Williams durchführte, bei der Landung auf dem Flughafen Guardiamarina Zañartu über die Landebahn hinaus und stürzte ins Meer. Bei dem Unfall starben 20 Menschen. Carlos Baez musste das Unglück in Puerto Williams miterleben, als er hier auf einige der Passagiere wartete, und war an der Rettung der 53 Überlebenden und der Besatzung beteiligt.
Seine Ehefrau Andrea Alcérreca lernte er über einen Cousin und Freunde kennen, die mit ihr gemeinsam an der Universität studierten. Das Paar hat heute drei Kinder: Agustina 28 Jahre, Raimundo 26 und Clemente 22 Jahre alt. «Wir laden oft Freunde nach Hause ein, die schon fast zur Familie gehören. Andrea hat italienische Vorfahren, also drehen sich viele unserer Aktivitäten um gutes Essen. Ich liebe die italienische Küche in all ihren Formen und Variationen.» Lange Zeit war Rodeo das Hobby von Carlos, bis er dies nach einem Unfall nicht mehr betreiben konnte. Als Reserveoffizier der chilenischen Marine hat er den Rang eines Leutnants inne, was er als seine Berufung ansieht.
«Beruflich hatte ich das Glück, einen guten Teil der Welt kennenzulernen und bin auch viel mit meiner Frau und Freunden gereist. Ich kenne Chile vom Kap Hoorn bis zum Chungará-See – die Osterinsel fehlt noch. Meine unvergessliche Traumreise war 2014, als ich mit Andrea und unseren drei Kindern für mehr als 20 Tage auf der Carretera Austral in einem Wohnwagen unterwegs war, und das ohne Internet!»
Ein eigentliches Lebensmotto hat Carlos Baez nicht, aber zusammengefasst könnte es so lauten:
«Ich möchte lernen, dienen, helfen und verbessern.»
Foto: Privat