«Wir konnten spüren, wie Musik Menschen verbindet»
Eine Tournee der besonderen Art durch Chiles Süden: Die sechs Musikerinnen zwischen elf und 14 Jahren und die zwei Lehrer des Bläserchors der Emil-Petri-Schule aus dem thüringischen Arnstadt gaben vom 24. März bis zum 5. April insgesamt 13 Konzerte in Santiago, Villarrica, Panguipulli, Los Ángeles und Viña del Mar.
Kaum in Santiago angekommen, folgte schon einer der Höhepunkte der Reise für die deutschen Musiker: die Europahymne, die Instrumentalfassung des Hauptthemas «Ode an die Freude» aus dem letzten Satz der neunten Sinfonie von Ludwig van Beethoven (siehe Seite 10), die Schillers Text «Freude schöner Götterfunken» enthält.
«Herzliche Aufnahme»
Am selben Abend genossen die Bewohner des Seniorenwohnheims Las Hualtatas ein Konzert des Ensembles. Das Bläser-Oktett spielte im voll besetzten Saal in flotter Folge bekannte und weniger bekannte Melodien und lud zum Mitsingen deutscher Volkslieder ein: «Der Mond ist aufgegangen», «Am Brunnen vor dem Tore» und «Ännchen von Tharau».
Das soziale Projekt «Musikreise» sorgte dafür, dass die acht Thüringer in den knapp zwei Wochen nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich einen regen Austausch mit chilenischen Schülern, Gastfamilien und Konzertbesuchern erlebten. Für die Pädagogen Ute Robst und Michael Pohle ist es bereits die dritte Fahrt nach Chile im Rahmen der «Musikreise». Das von Verónica Tapia von Zerner 2018 gegründete soziale Projekt hat auch bei dieser Tournee zu dem beigetragen, was Ute Robst über diese Reise formulierte: «Wir konnten spüren, wie Musik Menschen verbindet.»
Die chilenischen Schüler, die bereits zwei Mal zu Besuch bei Michael und Ute in Arnstadt waren, stammen aus dem sozialen Brennpunkt Bajos de Mena in Puente Alto. Als die Reisegruppe die Albert-Schweitzer-Schule besuchte, gab es ein großes Hallo beim Wiedersehen mit den beiden Lehrern. Auch hier stand ein Konzert auf dem Programm. «Einige deutsche Schülerinnen beeindruckte die Begegnung mit den jüngsten Kindern besonders, haben die Kleinen gleich auf den Arm genommen und wollten sie gar nicht wieder loslassen», wie Ute Robst erzählt.
Verónica Tapia, die Reise-Organisatorin, war stets dabei und übersetzte abwechselnd ins Deutsche oder Spanische. In zwei weiteren Schulen in sozialen Brennpunkten, im Colegio Puente Maipo, Bajos de Mena in Puente Alto, und im Colegio Nocedal in La Pintana, gaben die Blasmusiker auch jeweils ein Konzert.
Während ihres Aufenthalts waren die Reisenden meistens in Gastfamilien untergebracht. «Wir sind überall sehr herzlich aufgenommen worden», sagt Chorleiter und Musiklehrer Michael Pohle. Am 26. März ging es im Nachtbus weiter Richtung Villarrica, wo das Bläserensemble noch am Tag der Ankunft in der Deutschen Schule seinen Auftritt hatte.
Schulbesuche, Ausflüge und Benefizkonzert
Auch ein Schulbesuch der DS Villarrica der thüringischen Mädchen stand an: Den vielen Fragen der Schüler standen sie geduldig Rede und Antwort. Ebenso war der Besuch der Escuela Rural Christian Boesch vorgesehen, wo die Bläser wieder einen musikalischen Auftritt hatten.
Die nächste Station war Los Ángeles. Dort gab die Gruppe gemeinsam mit dem Orchester und dem Chor der DS Los Ángeles ein Konzert. Die deutschen Musikerinnen besuchten auch den Schulunterricht und es wurden mit den Schülern der DS Los Ángeles für den weiteren Kontakt Handynummern ausgetauscht.
Neben den Konzertauftritten war im prall gefüllten Terminkalender auch ein Programm zum Kennenlernen des Landes für die Reisegruppe vorgesehen wie der Schwimmbadbesuch des Club Manquehue, eine Seilbahnfahrt auf den Cerro San Cristóbal und ein Konzert unter der Leitung von Rodolfo Fischer – und zum Abschied ein Picknick am Strand. «Die wunderschöne Vulkanlandschaft und das Baden im See von Villarrica waren ein besonders unvergessliches Erlebnis für uns», sagt Ute Robst.
Einen Tag vor der Abreise, am 4. April, nahmen die Musiker aus Deutschland an einem Benefizkonzert in der Feuerwache der 4. Kompanie von Viña del Mar teil. Gemeinsam mit dem Alumni-Chor und der Band der Deutschen Schule Valparaíso spielten sie zugunsten der örtlichen Feuerwehrleute, die in der Region viele Menschenleben, Häuser und die Deutsche Schule von Valparaíso vor den Bränden im Sommer dieses Jahr in der Region retten konnten. Durch die vielen freiwilligen Spenden für das Konzert kam ein Betrag zustande, mit dem die Arbeit der Feuerwehr in Viña del Mar weiter unterstützt werden kann.
Zum Abschied meinte Chorleiter Michael Pohle: «Wir sind dankbar für die vielen Erlebnisse, für gute, neue Kontakte und das musikalische Miteinander.» Ute Robst stelte im Rückblick fest: «Die vielen Eindrücke und wunderbaren Momente gaben uns das Gefühl, viel länger als nur 14 Tage unterwegs gewesen zu sein. Die Mädels sind nun auf jeden Fall nicht nur an Erfahrungen reicher, sondern auch selbständiger und selbstbewusster geworden.»