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Blu-Ray-Report – «Bram Stoker’s Dracula» von Francis Ford Coppola

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Der Jubilar Francis Ford Coppola hat in seiner Regisseurlaufbahn verschiedene Meisterwerke geschaffen, wie die legendäre Trilogie «Der Pate», dessen Bewunderer bis heute fähig sind, Dutzende von Textstellen auswendig zu zitieren. Ebenso gelungen ist «Apocalyse Now» (siehe Blu-Ray-Report vom 14. Oktober 2016), ein knallhartes Vietnam-Trauerspiel mit faszinierend-erschreckenden Bildern.  

Seine Verfilmung der berühmten Legende des Vampirs aus Siebenbürgen machte Kritik und Publikum hellhörig, da Coppola die bis dato üblichen Konventionen wie Graf Draculas Frackaufmachung gründlich aufarbeitete. Er war bereits als Kind ein Horrorfilm-Fan und störte sich nicht nur an der Kleidung des Vampirs, sondern hauptsächlich an den Freiheiten und Ungereimtheiten, die sich Drehbuchautoren und Regisseure auf Kosten von Bram Stoker erlaubten. Daher entschied er, einen tetxttreuen Film zu drehen und fügte den Namen des Romanautors in den Filmtitel ein. 

Demungeachtet weicht er vom Original ab, womit er die Erzählung in ein völlig neues Licht rückt. So ist etwa Dracula (Gary Oldman) von Jonathan Harkers Braut Mina Murray (Winona Ryder) entzückt, die mit seiner einstigen Frau Elisabetha identisch ist, welche er während des türkischen Angriffs auf Rumänien im 15. Jahrhundert auf tragische Weise verlor. Der Graf stellt ihr nach – mit Erfolg! Minas Untreue hellt sich auf, als sie den über Jahrhunderte gequälten Geist des Grafen befreit. Sie erweist ihm den höchsten Liebesdienst, indem sie ihm ein Schwert ins Herz stemmt und den Kopf abschlägt, womit sie ihn von seinem Leiden, als Vampir ewig umherirren zu müssen, erlöst. Coppolas Dracula ist in diesem Sinne eigentlich keine böse Figur, sondern vielmehr ein Gequälter. 

Mitreißend ist der Einsatz von Anthony Hopkins als Professor van Helsing. Ab dem Augenblick seines ersten Auftritts beschleunigt sich das Geschehen und der Rhythmus reißt nicht mehr ab. Überdies spart Coppola nicht mit ungewöhnlichen Bildfolgen, wie Ratten, die entgegen dem Gravitationsgesetz über die Zimmerdecke huschen, einem aus dem Zoo ausgebrochenen Wolf, der Draculas Befehlen folgt oder der untoten Lucy (Sadie Frost), die sinnbetörend schön in einem Schneewittchensarg aufgebahrt liegt.

Michael Ballhaus‘ Kameraarbeit ist meisterhaft; gekonnt fängt er die bizarren Szenerien plastisch und in zum Teil irren, schillernden Farbkombinationen ein. 

Die Platte enthält eine Menge Bonusmaterial. In der halbstündigen Dokumentation «The Blood is the Life» äußerst sich Francis Ford Coppola zu seinem Filmkonzept, und erarbeitet gründlich mit den Schauspielern ihre Figuren. Sehenswert ist der Bericht «The Costumes are the Sets», in dem die Kostümbildnerin Eiko Ishioka zum Entwurf der Gewänder Stellung nimmt, deren Stil die bis dahin üblichen Charakteristika der Vampirfilme radikal beiseite räumt. Zusätzlich sind Reportagen über die verwendeten Spezialeffekte und die Erarbeitung der Ästhetik von der ersten Skizze bis zum endgültigen Bild beigefügt. Dem Filmablauf kann außerdem ein Kommentar des Regisseurs zugeschaltet werden.  

«Bram Stoker’s Dracula», USA, 1992. Regie: Francis Ford Coppola. Produktion: Michael Apted, Fred Fuchs, Charles Mulvehill. Drehbuch: James V. Hart. Kamera: Michael Ballhaus. Ton: Leslie Shatz. Schnitt: Anne Goursaud. Musik: Wojciech Kilar. Mit Gary Oldman, Anthony Hopkins, Keanu Reeves, Winona Ryder, Sadie Frost u. a. Spieldauer: 127 Min.

Bild ****

Ton *****

Darbietung ****

Extras *****

Imagen Dracula

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