Von Pablo Catrileo, Vikar der Erlöserkirche
Ostern ist nach Weihnachten das bekannteste und am meisten gefeierte christliche Fest. Obwohl immer weniger Menschen wissen, warum es gefeiert wird, ist es in vielen Haushalten ein wichtiges Datum. Wie ist dieses Fest zu uns gekommen?
Die Christen glauben, dass Jesus, der an einem Freitag am Kreuz starb, an einem Sonntag auferstanden ist (daher das «Ostertriduum»). Dieses Fest der Auferstehung wurde von Mensch zu Mensch weitergegeben und verbreitete sich zunächst in der Region Palästina und später im gesamten Römischen Reich. Zusammen mit anderen bereits bestehenden Traditionen wurde so der Sonntag als Ruhetag eingeführt, eine Entscheidung, die in der christlich-abendländischen Zivilisation bis heute Bestand hat.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, wie sich der christliche Glaube an die Auferstehung vor allem durch mündliche Überlieferung im gesamten Römischen Reich verbreitete. Was als Glaube einer kleinen Gruppe von Menschen begann, wuchs stetig, zunächst durch mündliches Zeugnis, viel später durch Kodizes und Schriftrollen. In der Bibel selbst sagt der Apostel Paulus, wenn er von der Auferstehung spricht, dass er das predigt, was er von anderen Zeugen empfangen hat: Wie wichtig war damals das Vertrauen in das Wort und in das, was überliefert wurde, sodass die Überzeugung einer kleinen Gruppe von Menschen zu kulturellen und religiösen Veränderungen in einem der größten Reiche der Geschichte führte!
Wir sehen, dass bei der Weitergabe des Glaubens an Jesus einerseits viel Überzeugung auf Seiten der Jünger vorhanden war, aber auch ein großes Vertrauen auf Seiten der Empfänger in das, was weitergegeben wurde. Das Vertrauen in das Überlieferte war der Schlüssel dafür, dass der Glaube an die Auferstehung und an Jesus die Geschichte beeinflussen und schließlich verändern konnte.
Heute leben wir in einer Gesellschaft, in der uns immer mehr Kommunikationsmittel zur Verfügung stehen. Es gibt nicht mehr nur eine mündliche Kultur, sondern auch schriftliche, digitale, visuelle und andere Medien. Der Zugang zu Informationen ist dadurch breiter und vielfältiger geworden.
Diese Vielfalt der Kommunikationsformen hat aber nicht zu mehr Vertrauen geführt, im Gegenteil, wir beobachten, wie das Vertrauen der Gesellschaft in die Medien und in das, was «kommuniziert» wird, abgenommen hat und die Zunahme des Phänomens der «Fake News» die Qualität unserer Kommunikation und damit unseres Zusammenlebens verschlechtert hat. Deshalb kann uns die biblische Botschaft des Glaubens, die Martin Luther im Wesentlichen als Vertrauen verstand, heute als Modell für unsere «Vertrauenskrise» dienen, die wir als Land erleben.
Seien wir Vorbilder des Vertrauens und stellen wir in unseren Beziehungen den Wert des Wortes wieder her; geben wir wahrheitsgetreu weiter, was wir sehen und erleben, und lassen wir uns nicht von Interessen leiten, die unsere Wahrnehmung oft verzerren, sondern bewahren und befördern wir die Wahrheit als zentrales Element der Kommunikation.
Möge der auferstandene Jesus, den wir in diesen Tagen feiern, uns auf diesem Weg des Aufbaus vertrauensvoller Beziehungen begleiten. Frohe Ostern!