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Zum 200. Geburtstag des Chemikers Karl Pfizer

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Vom Konditorsohn zum Gründer des «Fabrikle»

Karl Pfizer (1824-1906)

Das US-Pharmakonzern «Pfizer» erlangte mit der Mainzer Firma Biontech durch die Entwicklung des Impfstoffs gegen Covid-19 Weltruhm. Die Gründung dieses Unternehmens geht auf den schwäbischen Kaufmann Karl Pfizer und seinen Cousin Karl Erhart zurück. Pfizer war nicht nur ein findiger Chemiker, sondern auch ein kluger Unternehmer, der seine Chancen zu nutzen verstand. Mit der «Versüßung» von bitteren Pillen und der Herstellung von Zitronensäure und Vitamin C gelangten «Charles Pfizer & Co.» die ersten großen Verkaufserfolge. 

Der risikofreudige Abenteurer 

Karl Christian Friedrich Pfizer kam am 22. März 1824 als fünftes Kind des wohlhabenden Konditormeisters und Kolonialwarenhändlers Karl Frederick Pfizer und dessen Frau Caroline Klotz in Ludwigsburg, im Königreich Württemberg, zur Welt. Karl Pfizer absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und erlernte zugleich den Beruf eines Feinchemikers als Lehrling in einer Apotheke. 

<<Charles Pfizer & Co.>> : Karl Pfizer und sein Cousin gründeten die Firma 1849 in Brooklyn.

Nach der gescheiterten Märzrevolution 1848 ließ sich Karl einen Teil seines Erbes ausbezahlen, nahm zugleich einen Kredit über 5.000 Gulden bei seinem Vater auf und begab sich mit seinem Cousin Karl Erhardt, einem gelernten Konditor, 1848 auf eine sechswöchige Reise in die USA. 

Als der 24-jährige Karl und sein Cousin in New York ankamen, kauften sich die beiden Schwaben im damals deutsch geprägten Williamsburg, heute ein Teil von New York City, ein kleines, schlichtes Backstein-Gebäude in der Bartlett Street. Hier nun richteten sie ein Büro, einen Lagerraum und eine kleine Produktionsstätte ein, ihr «Fabrikle» für feinchemische Erzeugnisse.

Der Erfolg mit «versüßten» Pillen 

Ihren ersten Geschäftserfolg haben Pfizer und Erhart mit dem Mittel Santonin, das gegen parasitäre Würmer half. Das bittere Medikament aus dem Hause Pfizer wurde mit einer süßen

Hülle mit Toffeegeschmack versehen, die der Konditor Karl Erhart entwickelte. Dieses «versüßte» Medikament wurde zum ersten großen Verkaufsschlager der Firma. 1857 eröffnete das aufwärtsstrebende Unternehmen ein neues Büro im Stadtzentrum von Manhattan. 

Pfizer und Erhart stellten nun auch Borax und Borsäure her und waren damit der erste wichtige Produzent dieser Chemikalie in den USA. Mit der Herstellung von Weinstein, Kampfer, Jod und Jodsalze, Steignettesalz, Ether, Chloroform und Quecksilberverbindungen erweiterten sie ihre Produktpalette. Während des Amerikanischen Bürgerkriegs (1861-1865) versorgte die Firma Pfizer die Feldlazarette mit Medikamenten für die verletzten Soldaten. Während dieser Zeit eröffnete Pfizer einen zweiten Standort in Manhattan, in der Nähe der Wall Street.     

Aus Karl wird Charles

In den ersten Jahren kehrten die beiden Auswanderer regelmäßig in ihre Heimatstadt Ludwigsburg zurück. 1856 heiratete Karl Erhart seine Cousine, die Schwester Karl Pfizers, Fanny, womit Erhart zugleich zum Schwager Pfizers wurde. 

Auch Pfizer machte sich daraufhin auf Brautschau in die Heimat und lernte Anne-Lisette Bausch kennen, die er 1859 in Ludwigsburg heiratete. Pfizers endgültige Auswanderung erfolgte im September 1863: Um die amerikanische Staatsbürgerschaft zu erlangen, gab die Familie alle Ludwigsburger und württembergische Rechte auf. Fortan hießen Karl Pfizer und Karl Erhart Charles mit Vornamen. 

«Pfizer» wird zum globalen Pharmakonzern

Die deutsche Firmenzentrale des Pharmakonzerns Pfizer am Potsdamer PLatz in Berlin.

Pfizer hatte sich nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg auf dem US-Markt durgesetzt und erlangte 1876 auf der Weltausstellung in Philadelphia internationale Anerkennung. Die «Österreichische Commision für die Weltausstellung» berichtete über das Unternehmen Pfizer: «Eine der interessanten Ausstellungen ist jene von Charles Pfizer Co. In New York. Der Eigenthümer, ein Württemberger, hat es verstanden, innerhalb von 20 Jahren aus nichts eine der größten amerikanischen Industrien zu schaffen.» 

Um 1880 begann das Unternehmen Zitronensäure herzustellen, die für die aufkommende Erfrischungsgetränkeindustrie, wie für Coca-Cola und Pepsi-Cola, benötigt wurde. Bereits 1876 beschäftigte das Unternehmen 150 Mitarbeiter und vier Chemiker. Ab 1882 entstand eine erste Außenstelle außerhalb New Yorks. 

Nach dem Tod von Charles Erhart 1891 wurde Charles Pfizer zunächst Alleineigentümer des Unternehmens. Seine Söhne Charles Jr. und Emile sowie der Sohn seines verstorbenen Geschäftspartners William H. Erhart übernahmen nach und nach die Verantwortung. 1900 trat Pfizer zurück. Das Unternehmen wurde nun zu einer privaten Kapitalgesellschaft umgewandelt, deren Anteile an die Söhne Pfizers und den den Sohn von William H. Erhart sowie den damaligen Geschäftsführer John Anderson verteilt wurden.1906 erlitt er bei einem Treppensturz in seinem Sommerhaus in Newport, Rhode Island, eine Verletzung, an der er am 19. Oktober 1906 starb. 

Bis 1942 blieb das Unternehmen «Pfizer» noch in privater Hand, dann wurde sie zur allgemeinen Aktiengesellschaft umgewandelt. Das Unternehmen erwies sich innovativ, etwa in der Herstellung von Zitronensäure durch Fermentierung im Jahre 1919, wobei sie sich bald zum führenden Vitaminhersteller entwickelte. Der große Durchbruch zum globalen Pharmaunternehmen erfolgte mit der Groß-Herstellung von Penicillin während des Zeiten Weltkriegs. In den 1950er Jahren internationalisierte sich das Unternehmen, so wurde unter anderem auch Karlsruhe ein Produktionsstandort.  

Es wurden Forschungszentren errichtet und neue Medikamente entwickelt, so etwa auch ein Mittel gegen Aids und dann Sildenafil, das als Arzneimittel «Viagra» (1998) weltweit bekannt wurde. Die Entwicklung eines Impfstoffs gegen Covid-19 zusammen mit dem Mainzer Unternehmen Biontech 2021 führte das Unternehmen an die Weltspitze. Heute sind bei Pfizer weltweit über 90.000 Mitarbeiter, in Deutschland 2.500 beschäftigt. Mit über 80 Milliarden Dollar Umsatz stieg «Pfizer» 2022 zum weltweit führenden Pharmakonzern auf und hält bis heute den Spitzenplatz.     

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