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Porträt – Roberto Schlegel

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Mitglied der Araucania und Student der Ingenieria Civil Mecánica

«Eine Reise durch deutsch-chilenische Institutionen»

Ein Jahr lang leitete Roberto Schlegel 2023 als Erster Sprecher die Burschenschaft Araucania, die älteste Verbindung deutscher Tradition außerhalb von Europa – eine bedeutsame Phase für den Studenten im letzten Semester der Ingenieria Civil Mecánica der Universidad de Chile. Bereits seine Schulzeit an der DS Concepción, seine Mitgliedschaft im Sportverein Viktoria und bei der 7. Feuerwehrkompanie in Concepción haben ihn in vielerlei Hinsicht darauf vorbereitet, Veranwortung zu übernehmen.

«In meinen frühen Lebensjahren begann eine Reise durch deutsch-chilenische Institutionen, die mich als Person in verschiedenen Phasen meines Lebens prägten», stellt Roberto Schlegel fest. Die Vorfahren seines Vaters sind Mitte des 19. Jahrhunderts aus Deutschland in den Süden Chiles eingewandert. Ein Teil der Familie ließ sich am Llanquihue See nieder und ein anderer Teil zog nach Valdivia. Mütterlicherseits sind Roberto Schlegels Vorfahren ebenfalls Deutsche, die zwischen den beiden Weltkriegen nach Chile immigriert sind. «Daher ist die deutsche Tradition in unserer Familie wichtig, insbesondere die Sprache», betont er.

In Concepción besuchte Roberto die deutsche Schule: «Ich war ein guter Schüler, viele Lehrer hatten einen wichtigen Einfluss auf meine Entwicklung und ich fand meine ersten Freunde.» Besonders gerne erinnert er sich an «die Fußballspiele in der Schulpause, unsere Theaterstücke in der Turnhalle und die Studienreisen». Er gehörte zu einer der ersten Generationen, die das International Baccalaureate an der DS Concepción absolvierte.

In seiner Kindheit und Jugend habe der Sport immer eine große Rolle gespielt. Mit sechs Jahren begann er im Sportverein Viktoria Tennis zu spielen, im Sommer nahm er an Schwimmkursen teil. Als Zwölfjähriger schließlich trat er dem Ruderverein bei: «Ich war dort sechs Jahre lang aktiv, nahm an mehreren lokalen Meisterschaften teil. Teamarbeit, Disziplin, Beständigkeit und Zielstrebigkeit waren beim Rudern entscheidend.»

Diese Eigenschaften habe er auch als Freiwilliger bei der 7. Feuerwehrkompanie in Concepción eingebracht, der er mit 17 Jahren beitrat, «mit dem Ziel, der Gemeinschaft zu helfen und dem Land zu dienen». Nach dem Studienbeginn in Santiago hat er sich weiter engagiert: «Jeden Sommer und an mehreren Wochenenden besuch-
te ich meine Heimatstadt und verbrachte dort viele Stunden im Einsatz. Auch in der 15. Kompanie in Santiago war ich aktiv.» Er erlebte mehrere schwere Notfälle, darunter die Waldbrände im Jahr 2017, die Situationen während des Estallido Social und in der Pandemie: «Die Erfahrungen zeigten mir, dass Führungsfähigkeit, Teamarbeit, konstante Weiterbildung, Tradition und Freundschaft, die solche Institutionen vermitteln, enorm wichtig sind.»

Die erste Zeit seines Studiums des Maschinenbaus an der Universidad de Chile in Santiago sei für ihn nicht leicht gewesen. Viel Fleiß und Durchhaltevermögen seien nötig gewesen, um die verschiedenen Prüfungen zu bestehen. Geholfen haben ihm die Ratschläge seines Vaters, der die gleiche Fachrichtung studiert hat. Er habe ihm außerdem geraten, Mitglied der Burschenschaft Araucania zu werden wie er selbst. «Mein großes Interesse für die deutsche Kultur und Sprache sowie meine persönliche Lebenseinstellung passen genau zu den Grundprinzipien der Verbindung. Von Anfang an besuchte ich begeistert alle Versammlungen, kulturellen Aktivitäten, sozialen Treffen und auch die fröhlichen Kneipen. Außerdem konnte ich mein Deutsch verbessern und viele neue Freunde kennenlernen.»

Sehr bereichernd für die Persönlichkeitsentwicklung sei, dass die jüngsten Mitglieder der Burschenschaft nach den ersten zwei oder drei Studienjahren Führungspositionen übernehmen: «Ich wurde zweimal zum Schriftwart gewählt und dann zum Ersten Sprecher für das Jahr 2023. Zusammen mit dem Vorstand, der aus Studenten besteht, leitete ich die Burschenschaft. Unsere wichtigsten Aufgaben waren: die Institution zu vertreten, interne Versammlungen zu organisieren und zu moderieren, für das Verbindungshaus und die Pflege der deutschen Sprache innerhalb und außerhalb der Burschenschaft zu sorgen.» Dabei komme es auf eine «gute Kommunikation und Zusammenarbeit» an: «Denn jedes Jahr wird ein neuer Vorstand gewählt.»

Eine der größten Aufgaben für ihn als Erster Sprecher im vergangenen Jahr sei die gesamte Organisation der letzten Jubiläumsfeier der Araucania gewesen, die jährlich mit ungefähr 200 Teilnehmern auch aus anderen deutsch-chilenischen Institutionen stattfindet. Außerdem habe er als Schriftwart zweimal die festliche Rede gehalten.

«Eine Institution mit etwa 250 Mitgliedern, so jung zu leiten, ist keine leichte Aufgabe», bemerkt Roberto. «Manchmal gibt es Konflikte oder man muss heikle Entscheidungen treffen. Hierbei habe ich auf den Rat der “Alten Herren” gehört, die während ihrer Studienzeit ebenfalls die Burschenschaft geleitet haben.» Die guten Beziehungen zwischen Jung und Alt sorgten dafür, dass viele Freundschaften zwischen den verschiedenen Altersgruppen entstehen.

Im Rückblick stellt Roberto fest: «Jede Institution, bei der ich mich engagiert habe, hat mich in einer bestimmten Phase meines Lebens begleitet – von meiner Kindheit bis jetzt zum Ende meines Studiums – und mich zu der Person gemacht, die ich heute bin. Wir verfügen über starke deutsch-chilenische Institutionen, die Grundsteine für unsere Gemeinschaft sind, und die aktive Teilnahme daran kann uns wertvolle Lehren für das Leben geben. Und die wichtigste aller Institutionen ist für mich meine Familie, die mich jederzeit begleitet und unterstützt hat.» Nach seinem anstehenden Studienabschluss und dem Berufsstart als Ingenieur ist es ihm darum sehr wichtig, «weiterhin einen Beitrag zur deutsch-chilenischen Gemeinschaft zu leisten».

Foto: privat

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