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Porträt – Vivian Klocker Junge

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Beauftragte des Schulvorstandes und Verwaltungsleiterin der deutschen Schule Sankt Thomas Morus

«Die Welt ist klein»

Auf ihre deutsch-österreichischen Vorfahren ist Vivian Klocker sehr stolz: «Die Erforschung ihrer Geschichte war glücklicherweise immer ein Schwerpunkt in meiner Familie.» Da sie der Meinung ist, dass Glück und Erfolg durch die Leidenschaft erreicht werden, mit der man etwas tut, durch die Freude an der Arbeit und durch das Wissen um die Wichtigkeit von Anstrengung, Ausdauer und Beharrlichkeit widmet sie sich ganz ihrer Aufgabe als Geschäftsführerin sowie Verwaltungs- und Finanzleiterin der deutschen Schule Sankt Thomas Morus.

«Ich wurde in Südchile geboren und lebte auf dem Lande in der Nähe des kleinen Dorfes Los Bajos am Ufer des Llanquihue-Sees, in der Nähe von Frutillar. Meine Kindheitserinnerungen sind eine Mischung aus langen Sommertagen auf dem Land am Seeufer, an denen ich mich mit meinen Geschwistern, Cousins und Cousinen im Wasser vergnügte, und Wintertagen, an denen wir in der Nähe des Holzofens spielten oder uns unterhielten. Und dann gibt es noch die Erinnerungen an saisonale Aktivitäten wie das Pflücken von Obst oder die Pflege des Gartens. Ich erinnere mich sehr gerne an die Nachmittagsspaziergänge zum Obstgarten und daran, wie dort alles wunderschön wuchs und reifte», erzählt Vivian Klocker.

Bis zur fünften Klasse besuchte sie die deutsche Schule in Frutillar danach die in Puerto Montt. Hier wohnte Vivian in einem Internat und konnte nur an den Wochenenden nach Hause fahren. «Natürlich war es nicht leicht, das Grundstück auf dem Land zu verlassen und in einer Stadt mit Menschen zu leben, die nicht zu meiner Familie gehörten, aber ein Großteil der Autonomie, die ich in meinem Leben hatte, ist auf diese frühe Erfahrung zurückzuführen.»

Ihr Vater war Buchhalter, aber wegen familiärer Verpflichtungen verbrachte er sein ganzes Leben in der Landwirtschaft. Jedoch verlor er nie seine Leidenschaft für Zahlen und wendete seine Analysen im täglichen Leben an. Auch die Mutter widmete sich der Landwirtschaft, und als gute Südchilenin war sie natürlich darauf bedacht, dass die Bedürfnisse der Familie so weit wie möglich durch das gedeckt wurden, was der Boden hergab oder was ihre Hände herstellen konnten. Die Sparsamkeit, die diese Generation kennzeichnete, war ein wichtiger Teil von Vivians Erziehung. 

Ihre ältere Schwester Nathalie lebt in Puerto Varas und arbeitet ebenfalls an einer deutschen Schule. Sie sei fest entschlossen, das Erbe ihrer deutsch-österreichischen Vorfahren zu bewahren und engagiert sich für alles, was diesem Ziel dient, erklärt Vivian. «Sie schreibt sogar ein Buch mit Informationen über die deutsche Kolonisation im Süden Chiles und die Geschichte  deutscher Einrichtungen in Puerto Montt.» Bruder Claudio lebt in Los Bajos und führt dort die Landarbeit fort. 

«Mein Großonkel Emilio Held hat einen großen Teil seines Lebens dem Sammeln von Informationen gewidmet und infolgedessen mehrere Bücher veröffentlicht, die die Geschichte eines Teils meiner Vorfahren erzählen. Andererseits hat auch die väterliche Seite meiner Familie Daten über unsere Vorfahren und deren Leben in Tirol gesammelt.»

Nach dem Abitur an der Deutschen Schule in Puerto Montt studierte Vivian Klocker Ingenieurwesen an der Universidad de Chile – wegen ihrer Leidenschaft für Zahlen. Nach dem Abschluss arbeitete sie 23 Jahre lang bei dem Großunternehmen CCU in verschiedenen Bereichen, wie Finanzen, Marketing, Planung und Prozessmanagement, wo sie umfangreiche Erfahrungen sammelte. 

Angesichts des Wachstums der deutschen Schule Sankt Thomas Morus und des Schwerpunkts auf der Professionalisierung einiger Bereiche wurde ein Suchverfahren für einen Geschäftsführer mit Erfahrung im Prozessmanagement und Kenntnis der deutschen Kultur eingeleitet. Vivian wurde für die Stelle ausgewählt und hatte nun Gelegenheit, ihre Erfahrungen mit ihrem Interesse für Kinder und Bildung zu verbinden. Übrigens besuchten auch ihr Sohn Sebastián und Tochter Catalina die Sankt Thomas Morus-Schule. Nach zwei Jahren fand eine Umstrukturierung statt, und sie übernahm zusätzlich die Position als Verwaltungs- und Finanzleiterin. Derzeit ist sie auch im Vorstand des Verbandes Deutscher Schulen (DSChile) und des LBI aktiv. Viel Freizeit bleibt Vivian derzeit nicht, aber sie hofft, sich in Zukunft ihren Hobbys Handarbeiten und Malen mehr widmen zu können. 

Es ist immer wieder überraschend, wie sich die Redewendung «die Welt ist klein» bewahrheitet, meint sie. «Obwohl ich aus einem sehr kleinen Ort stamme, meine Familie nicht groß ist und ich nicht in einem Umfeld mit vielen Menschen aufgewachsen bin, passiert es immer wieder, wenn ich jemanden treffe – hier in Santiago oder sogar außerhalb Chiles – dass es eine Verbindung entweder zu meiner Familie oder zu meinem Heimatdorf gibt. Zu Beginn eines Gesprächs habe ich oft den Eindruck, dass mich Welten von meinem Gesprächspartner trennen, aber nach einer Weile merke ich, dass uns mehr verbindet, als wir denken, wenn er mir beispielsweise sagt: ‚Oh, ich kenne diesen Ort! Ich habe dort vor Jahren Urlaub gemacht und es ist wunderschön‘. Oder sie überraschen mich, wenn ich den Namen eines Familienmitglieds erwähne: ‚Ach, die/den kenne ich!‘. Das Besondere dabei ist, dass wir erkennen, dass die Welt kleiner ist, als wir denken, und dass es trotz aller Unterschiede immer etwas Gemeinsames gibt, das uns verbindet. Die menschliche Vernetzung ist stark und ermöglicht es uns, selbst an den unwahrscheinlichsten Orten eine gemeinsame Basis zu finden. Und ich spreche hier nicht von Internet, sondern von menschlichen Verbindungen!»

Foto: privat

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