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viernes, 20. septiembre 2024
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Was 2024 angesagt ist

Trends des Jahres

Ein neuer Hedonismus, die Reiseziele Paris und Las Vegas, aber auch Chile. Wilde Mode wie schief geknöpfte Blusen – eine Auswahl von Trends zeigt: Einerseits hält ein neues Lebensgefühl Einzug und die Nachfrage nach mehr Komfort durch KI steigt, andererseits sind angesichts von Krisen, Geborgenheit und Sicherheit in der Beziehung und «natürliche» Lebensmittel und nachhaltige Reiseziele gefragt.

Quelle und Fotos: dpa

Berlin (KB/sik) – Brechen 1924 wie vor hundert Jahren nun die Goldenen Zwanziger an? Zumindest wird der Lifestyle wieder hedonistischer. 

Mode – freizügig und frivol

Model Naomi Campbell schreitet im September letzten Jahres in Paris mit einer Kreation für Frühjahr/Sommer 2024 von Coperni über den Laufsteg.

Und angeblich soll es zumindest in der Mode zur Sache gehen: mehr Fetisch-Elemente, auch freizügigere Stücke wie schief geknöpfte Blusen sind angesagt. Modisch im Trend ist, was wir tragen. Zuletzt haben selbst die großen Modedesigner den Stil der Straße aufgegriffen: Kapuzenpullis, Bomberjacken, bequeme Hosen und Kleider – und flache Schuhe wie Sneaker. Doch Veränderungen wird es geben. Carl Tillessen, Trendanalyst vom Deutschen Mode-Institut, erkennt sogar «einen grundsätzlichen Bruch, ein ganz neues Lebensgefühl». Die 1920er Jahre nehmen Gestalt an, wie er meint. Nach der Hochphase der Pandemie und Jahren, die Trendbewusste der Selbstoptimierung opferten, gönnten sich Menschen nun wieder mehr Vergnügen. Es gebe einen «Hier-und-Jetzt-Hedonismus».

Der nachhaltige Lifestyle sei an seinem Ende angelangt, sagt Tillessen. «Er ist das ewige Später. Wenn wir uns jetzt kasteien – so sein Versprechen – werden wir später einen gesunden Körper und eine gesunde Umwelt haben. Auf die Dauer jedoch ist der Druck, sich selbst zu optimieren, in Verbindung mit dem Druck, die Welt zu retten, eins zu viel.» 

Die Mode werde daher wilder und freizügiger. Das Frivole kehre zurück. «Es wimmelt in der Mode nur so von Fetisch-Elementen», sagt Tillessen. «Die Laufstege sind bevölkert von Bad Boys und Bad Girls. Wir sehnen uns nach Zügellosigkeit, brauchen Ventile, wollen ausbrechen… Und das kommt in der Mode zum Ausdruck». Zum Beispiel durch «zerrissene Strumpfhosen, schief geknöpfte Oberteile, zerlumpte Kleidung», sagt der Trend-Analyst. «Die Mode zeigt uns nicht mehr nur den Glanz, sondern auch den Schatten.»

Reisen – Olympiade in Paris und «authentisches» Chile 

Frankreichs Hauptstadt: Mittelpunkt der olympischen Spiele vom 26. Juli bis 11. August 2024.

Als Urlaubstipps verkünden Reiseführermarken wie «Marco Polo» oder «Lonely Planet» für 2024 recht erwartbar die Olympiastadt Paris mit ihrem neuen grünen Selbstbewusstsein oder auch die Kulturhauptstadt Bad Ischl und das Salzkammergut in Österreich. Auch seit Jahren immer wieder ein Tipp: das globale Trendsetter-Land Südkorea. 

Wer beim Reisen, das sowieso teurer geworden ist, nicht sparen muss, bekommt nach wie vor Fernziele nahegelegt. Im Magazin «Merian – The Art of Travel: Unsere 20 Favoriten für 2024» wird unter anderem Las Vegas empfohlen. Dort habe die Skyline schon immer so ausgesehen, als hätte ein Sechsjähriger mit Lego gespielt. Jetzt sei in die Wüstenstadt auch noch eine schillernde Kugel gefallen: die Entertainment-Halle «Sphere». Innen wie außen schmiegen sich LED-Screens in die Rundung des weltgrößten kugelförmigen Gebäudes. Die Riesen-Kugel wird auch mal als Basketball oder Emoji in Szene gesetzt.
Auch Chile gilt dieses Jahr wieder als besonderer Tipp: Der Reiseführer Lonely Planet, Trendsetter im Tourismus weltweit, hat das Land als eines der besten Reiseziele für 2024 ausgezeichnet. Es geht dabei um unverwechselbare, authentische und zeitgemäße Reiseziele. Dabei zeichne sich Chile durch sein Engagement für Nachhaltigkeit und die große Vielfalt seiner Naturschönheiten aus: die Salzwiesen, Regenwälder, Vulkane, Gletscher und Fjorde. Außerdem nutzen die Köche in Santiago «das Potenzial der einheimischen Zutaten» und «die Winzer finden natürlichere Wege zur Weinherstellung».

Essen & Trinken – international und vegan

Gemüse auf dem Vormarsch: Die Nachfrage nach vegetarischen Gerichten steigt.

 Im Zusammenhang mit der immer mehr fortschreitenden Globalisierung geht der Trend hier weiter zu internationalen Speisen und Getränken. In Chile sollten 2024 bisher vielleicht noch nicht so bekannte gastronomische Angebote zunehmen: griechisches oder russisches Essen beispielsweise, österreichische und schweizerische Küche oder auch afrikanische Spezialitäten könnten das Panorama bereichern.

Und auch die Fusion schreitet fort – so sind etwa asiatische Einflüsse in der lateinamerikanischen Küche oder lateinamerikanische in der europäischen Küche zu erwarten.

Ein weiterer deutlicher Trend geht weiter hin zu vegetarischem und veganem Essen, zu biologisch-ökologischen und Bioprodukten. Die Nachfrage nach Produkten aus natürlicher Tierhaltung steigt –auch beispielsweise nach «sauberem» Lachs-, wobei generell der Fleisch- und Wurstverbrauch sinkende Tendenz zeigt. 

Da Bioprodukte allerdings einen höheren Preis haben, sind diese Trends natürlich auch mit der Kaufkraft der Bevölkerung verbunden.

Beziehungen – «Ghosting» und «Bravehearting»

Paartherapeut Eric Hegmann hofft 2024 auf «Mut für Verbindung».

Ein gewisser Psychojargon ist zum Massenphänomen geworden, wie Sätze «Das triggert mich» oder «Diese Beziehung ist toxisch» zeigen. Beim (Internet-)Dating gibt es inzwischen Begriffe beziehungsweise Verhaltensweisen wie «Ghosting» (plötzlicher Kontaktabbruch), Benching (Date auf der Reservebank), Breadcrumbing (jemanden nur warmhalten, ohne tatsächlich zu daten), Curving (Treffen ohne Begründung vermeiden), Orbiting (Kontaktabbruch, aber weiter Likes und Kommentare auf Social Media) oder Mosting (jemanden mit Liebe überschütten, dann den Kontakt abbrechen). 

Die Kennenlern-Plattform Parship mit Sitz in Hamburg zitiert in einem «Ausblick auf das Dating-Jahr 2024» den Paartherapeuten Eric Hegmann: «Ich hoffe sehr, dass 2024 das Jahr des positiven Dating-Trends «Bravehearting» wird: Mut zur Offenheit, Mut zur Tiefgründigkeit, Mut für Verbindung.» 

Die Psychologin Linda Leinweber sagt, es werde schon mehr als früher über Tabus wie psychische Gesundheit gesprochen. Menschen suchten echte Verbindungen, in denen sie ihre Masken fallen lassen können. «Auch vor dem Hintergrund der unruhigen wirtschaftlichen, sozialen und weltpolitischen Lage» sei es wichtig, Geborgenheit und Sicherheit in der Zweisamkeit zu finden. «Wir alle brauchen einen «Safe Place».

Wirtschaft – «hyperpersonalisierte Erlebnisse» dank KI 

Die Mirokai-Roboter: Sie unterstützen dank KI das Personal eines Pariser Krankenhauses.

Spätestens seit dem Aufkommen von ChatGPT ist Künstliche Intelligenz (KI) in aller Munde – dieses Teilgebiets der Informatik wird auch 2024 Treiber von Innovationen sein. KI funktioniert, indem sie menschliche kognitive Fähigkeiten imitiert und Informationen aus Eingabedaten erkennt und sortiert. Diese Intelligenz kann auf programmierten Abläufen basieren oder durch maschinelles Lernen erzeugt werden. Bei maschinellen Lernverfahren erlernt ein Algorithmus durch Wiederholung selbstständig eine Aufgabe zu erfüllen. Anwendungsgebiete sind Bilder-, Sprach- und Mustererkennung sowie Prozessoptimierung. Bei Schlüsselinnovationen wie autonomes Fahren und Industrie 4.0 werden Methoden des maschinellen Lernens eingesetzt.

Auch die Technikmesse CES in Las Vegas vom 9. bis 12. Januar stand ganz im Zeichen der KI. Software mit KI wird immer mehr zur Optimierung von Alltagsgeräten genutzt. 

Kameras im Kühlschrank, dank denen man sich den Inhalt anschauen kann, ohne die Tür aufzumachen und warme Luft hereinzulassen, gibt es schon seit einigen Jahren. Samsung geht einen Schritt weiter: Das zur CES angekündigte Kühlgerät kann mehr als 30 Lebensmittel erkennen und Rezepte damit vorschlagen, die zudem auf den Geschmack und die gesundheitlichen Bedürfnisse der Nutzer zugeschnitten sind. Eine Alarmfunktion fürs Verfallsdatum kann man auch aktivieren.

Bei Fernsehern spielt Software zur Bildbearbeitung eine immer größere Rolle. Zur CES angekündigte Modelle analysieren mithilfe von KI den Videoinhalt und passen die Wiedergabe an Stimmungen an. 

Der Hund allein zuhause? Ein Roboter unterhält und füttert den Vierbeiner. Die Maschine der US-Firma Ogmen mit dem Namen Oro hat ein Display, dessen Farbeinstellungen speziell an die Wahrnehmung von Hunden angepasst sein sollen. Der Roboter kann auch einen Tennisball herausschießen. Kameras und KI-Chip sollen dafür sorgen, dass er nicht in Richtung zerbrechlicher Objekte fliegt. Die Maschine kann aber auch einen verknüpften Futterautomaten auslösen.

In einem Pariser Krankenhaus sind bereits die Mirokai des französischen Start-ups Enchanted Tools unterwegs. Im Testbetrieb unterstützen die Roboter das Pflegepersonal bei der Essensausgabe oder bei kleineren Transportaufgaben. Ein drei Kilogramm schweres Tablett können die etwa ein Meter großen Roboter tragen. 

Die CES wurde in den vergangenen Jahren auch immer mehr zu einer Automesse. Es gibt wohl keinen Pkw-Hersteller, der solche selbst lernende Software nicht zu integrieren versucht. Das beginnt zunächst bei der Sprachsteuerung, die natürlicher wird und mit dem gesammelten Wissen des Internets viel breitere Themenbereiche abdeckt. Mercedes-Entwicklungsvorstand Markus Schäfer verspricht für künftige Modelle wie die nächste Generation des CLA ein «hyperpersonalisiertes Erlebnis».

Dafür wird das Bediensystem zu einem digitalen, von Highend-Rechnern animierten Assistenten. So soll das Betriebssystem zum Beispiel passend zur Situation zwischen vier unterschiedlich emotionalen Tonlagen wechseln und über das Beobachten und Erkennen von Routinen viele Wünsche erfüllen können, bevor sie der Fahrer überhaupt geäußert hat – etwa für Komforteinstellungen oder Reiseziele.

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