Trauer um den «Kaiser»
Der Fußball trauert um seinen Kaiser: Auf den Tod von Franz Beckenbauer reagieren Menschen weltweit geschockt. Im Gedenken an die deutsche Fußball-Ikone und Bayern-Legende bekommt die Münchner Allianz Arena eine Sonderbeleuchtung.
München (dpa) – An der Säbener Straße steht eine Trauerkerze neben einem kleinen Strauß rot-weißer Rosen. Noch am Abend der Todesmeldung von Franz Beckenbauer hat jemand das Arrangement vor die Geschäftsstelle des FC Bayern München gelegt. Unweit davon, am Geburtshaus des größten deutschen Fußballers im Stadtteil Giesing, liegt am 9. Januar ein Zettel auf dem Gehweg. «Danke Franz!», heißt es dort.
Dass die Legende Beckenbauer gestorben ist, können viele an diesem bitterkalten Januarmorgen in München nicht fassen. Weltweit verneigen sich Weggefährten, Prominente und Fans vor einem der bedeutendsten Fußballer der Historie.
Die größte deutsche Fußball-Legende starb 7. Januar im Alter von 78 Jahren. Auch weltweit gehörte Beckenbauer zu den Allergrößten im Fußball, er wurde Weltmeister als Spieler und Trainer, holte die WM 2006 nach Deutschland. Er war die viel gerühmte Lichtgestalt.
Anerkennende Worte fand Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD): «Franz Beckenbauer war einer der größten Fußballer in Deutschland und für viele „der Kaiser“ – auch, weil er über Generationen für den deutschen Fußball begeistert hat».
Groß ist die Trauer auch in der Fußball- und Sportwelt. «Einer der großartigsten Fußballer der Vereinsgeschichte des FC Bayern hat uns leider verlassen. Ruhe in Frieden, Kaiser Franz», teilte Bayern-Star Thomas Müller mit. Bernd Neuendorf bezeichnete Beckenbauers Tod als «echte Zäsur». Dieser habe mit seiner Leichtigkeit, seiner Eleganz und seiner Übersicht «auf dem Spielfeld Maßstäbe gesetzt», erklärte der DFB-Präsident. «Franz Beckenbauer hinterlässt ein großes Vermächtnis für den DFB und den Fußball insgesamt.»
Die Anteilnahme ging weit über Deutschland hinaus. Superstar Lionel Messi veröffentlichte auf der Plattform Instagram ein Schwarz-Weiß-Foto von Beckenbauer. David Beckham nannte Beckenbauer auf derselben Plattform «einen besonderen Menschen, einen besonderen Spieler und einen wahren Gentleman».
Die englische Zeitung «The Guardian» adelte Beckenbauer als «vollkommenen Fußballer», die spanische «Marca» schrieb: «Es hat nie einen anderen wie ihn gegeben, weder vorher noch nachher. Die Figur des ewigen Kaisers ist unvergleichlich.»
Beckenbauer kam als Junioren-Spieler zum FC Bayern und stieg schnell zum Leistungsträger bei den Münchnern auf. Der Bub aus dem Stadtteil Giesing holte unter anderem vier nationale Meistertitel, wurde dreimal Sieger im Europapokal der Landesmeister und Weltpokalsieger.
Mit seiner Eleganz und Leichtigkeit auf dem Spielfeld definierte er die Rolle des Liberos neu und krönte seine Karriere mit dem Gewinn der Heim-Weltmeisterschaft 1974. Zwei Jahre zuvor führte er bereits die deutsche EM-Siegermannschaft an.
Nach einigen Jahren in den USA bei Cosmos New York, wo er mit Pelé in einem legendären Team spielte, kehrte Beckenbauer nach Deutschland zurück und gewann mit dem Hamburger SV 1982 noch einen Meistertitel. Nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 1984 wurde er beim DFB auch ohne Trainerschein Teamchef und führte die Nationalmannschaft gleich ins WM-Finale 1986 gegen Argentinien (2:3). Vier Jahre später gelang mit dem WM-Triumph von Rom die Revanche gegen Diego Maradona & Co.
Beckenbauer trat zurück – nicht ohne seinem Nachfolger Berti Vogts mit der Vorgabe der Unbesiegbarkeit eine schwere Hypothek mit auf den Weg zu geben. Als Trainer kehrte Beckenbauer noch zum FC Bayern zurück, als seine Münchner Mitte der 1990er-Jahre kriselten.
Sein Charisma und seinen polyglotten Glanz nutzte der DFB bei der WM-Bewerbung für 2006. Das Sommermärchen wurde Beckenbauers Glanzstück als Funktionär – und zugleich für ihn persönlich schwierig. Es gab Vorwürfe, als dubiose Zahlungen publik wurden. Ehemalige deutsche Spitzenpolitiker nahmen Beckenbauer im Skandal um die WM 2006 in Schutz.
Im Gedenken an Franz Beckenbauer bekommt die Münchner Allianz Arena eine Sonderbeleuchtung. Wie der FC Bayern am 9. Januar mitteilte, wird das Stadion in den kommenden Tagen in den Abendstunden von 16.30 Uhr bis 23 Uhr mit dem Schriftzug «Danke Franz» erstrahlen.