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Franz von Assisis Erfindung vor 800 Jahren

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Als Ochs und Esel in die Krippe kamen

Eine Krippe unter dem Weihnachtsbaum gehört zu den christlichen Traditionen: Neben dem Christuskind, Maria und Josef sind meistens auch Hirten und Schafe, die drei Heiligen Könige und – fast selbstverständlich – im Hintergrund auch Ochs und Esel zu sehen. Aber von diesen Tieren ist in den biblischen Weihnachtsgeschichten keine Rede. Es war Franz von Assisi, der «Vater der Krippe», der Ochs und Esel endgültig in die Darstellung der Weihnachtsgeschichte aufnahm.

Die ersten bekannten schriftlichen Zeugen, die Christi Geburt beschrieben, sind die Evangelisten Lukas und Matthäus. Besonders bekannt ist das Weihnachtsevangelium des Lukas, das wahrscheinlich im 2. Jahrhundert entstanden ist und dann allmählich in den ersten Christengemeinden verbreitet wurde.

Erst im sogenannten Pseudo-Matthäus-Evangelium, das wahrscheinlich im 6. Jahrhundert entstand, werden Ochse und Esel genannt: «Am dritten Tag der Geburt unseres Herrn Jesu Christi ging die allerseligste Jungfrau aus der Höhle heraus, begab sich in den Stall und legte ihren Knaben, den Ochs und Esel anbeteten, in die Krippe.» (14,1). In seiner Legenda Aurea greift Jacobus de Voragine (um 1230-1298) auf 

die Schrift des Pseudo-Matthäus zurück, die er für das Werk des Kirchenvaters Hieronymus hielt, also ihr hohe Autorität zusprach. So gibt Jacobus im Kapitel VI (De nativitate domini nostri Jesu Christi) zur Weihnachtsgeschichte an, dass Josef Ochs und Esel bereits mit nach Bethlehem brachte, wobei der Esel als Reittier für Maria diente, während der Ochse für den Verkauf vorgesehen war, um den Zensus zu bezahlen. 

Älteste Darstellungen

Auffällig ist, dass in der ältesten bekannten Krippendarstellung aus dem Ende des 4. Jahrhundert auf dem kunstvollen Mailänder «Stadttorsarkophag», auch «Sarkophag des Stilicho» genannt, in der Basilika Sant’ Ambrogio lediglich Jesus in der Krippe liegend flankiert von Ochse und Esel dargestellt wird. Weder Maria und Josef noch Hirten, Engel und Sterndeuter sind dargestellt. 

Die älteste Darstellung Mariens mit dem Jesuskind befindet sich in der Priscilla Katakombe in Rom und stammt aus der Zeit um 230/240. Neben der Mutter und dem Kind steht der alttestamentliche Prophet Biliam (Num 24), der auf den Stern verweist und damit an seine Prophezeiung erinnert: «Ein Stern geht in Jakob auf, ein Zepter erhebt sich in Israel.» (Num 24,17). 

Ochs und Esel waren zumindest im 4. Jahrhundert ein Bestandteil der Krippendarstellung gewesen, verloren dann aber im Laufe des Mittelalters ihre ursprüngliche Deutung in Bezug auf den Propheten Jesaja, weshalb sie auch bis ins hohe Mittelalter nicht mehr bei Darstellungen der Geburt Jesu auftauchten. Erst mit dem heiligen Franziskus erfuhren sie eine neue Deutung und wurden fortan Dauerbestandteil in den Krippendarstellungen. 

Das erste Freiluft-Krippenspiel 

Der heilige Franziskus aus Assisi (1182-1226) liebte das Weihnachtfest besonders, da er in der Geburt Christi den Anfang der Erlösung, die dann im Osterfest offenkundig wird, erblickte. Um dieses Geheimnis tiefer zu erleben und es zu vermitteln, inszenierte er 1223 – vor 800 Jahren – beim 

umbrischen Dorf Greccio ein erstes Freiluft-Krippenspiel mit lebendigen Tieren, mit Ochse und Esel. Dieses Krippenspiel prägte sich tief in die christliche Geschichte ein. 

Über dieses Ereignis berichtet Thomas von Celano, ein Freund und der erste Hagiograph des Heiligen Franziskus in seiner «Vita Prima». Franziskus ließ am Weihnachtstag zwischen Felsen im Wald eine Krippe aufbauen. Über den Beweggrund des Franziskus berichtet Thomas von Celano: «Ich möchte nämlich das Gedächtnis an jenes Kind begehen, das in Bethlehem geboren wurde, und ich möchte die bittere Not, die es schon als kleines Kind zu leiden hatte, wie es in eine Krippe gelegt, an der Ochs und Esel standen, und wie es auf Heu gebettet wurde, so greifbar als möglich mit leiblichen Augen schauen.» (I,30,84). Durch das Nachstellen der biblischen Stallszene wurde, so schreibt Thomas von Celano, «aus Greccio ein neues Bethlehem». 

Franziskus betonte die Geburt des armen Königs. Am Ende gelang es Franziskus durch dieses lebendige Krippenspiel, sein Ziel: Das Jesuskind wurde im Herzen der Gläubigen neu geboren. 

Es war ein theatralisches Spektakel, was Franziskus in Greccio veranstaltete. Neu war dabei nicht das Krippenspiel selbst, wohl aber die Dramatik der Inszenierung, die Feier außerhalb der kirchlichen Mauern, in freier Natur und das Aufbrechen der festen Liturgie als ein tiefes Erlebnis bis hin zu mystischen Zügen des sich Hineinversetzens, das Nacherleben der Geburt des Erlösers. Franziskus vergegenwärtigte die Not der Landbevölkerung, Ochse und Esel standen fortan für die Welt der Armen, erfuhren hier somit ihre Umdeutung, die sie bis heute an erster Stelle haben. 

Ein Haus für die heilige Familie – und viele Tiere

Im 14. und 15. Jahrhundert entwickelten sich ersten statische Krippendarstellungen vor allem in Italien. Während der Gegenreformation wurden neben den Passionsspielen auch Krippenspiele neu belebt, vor allem durch Jesuiten, Serviten und Franziskaner. In Kirchen begann man biblische Darstellungen in Kästchen – so auch Krippendarstellungen – aufzustellen, die dann auch in adligen Kreisen populär wurden. Während der Aufklärung wurden Krippen aus den öffentlichen Gebäuden und auch aus Kirchen verbannt, fanden dann aber Ende des 18. Jahrhunderts Einzug im privaten Bereich. 

Im 19. Jahrhundert stand die Krippe dann im Mittelpunkt der katholischen Weihnachtsfeier und mit der Serien-Herstellung von Krippenfiguren am Ende des 19. Jahrhunderts gelangte die Krippe auch in weniger wohlhabende Häuser. 

Im 20. Jahrhundert fanden die Hauskrippen dann eine weitere Verbreitung, als die Volkslehrer die Schüler zum Selbstbau anleiteten. Sie gewannen zunehmend auch dekorativen Charakter. 

Neben Ochse, Esel und Schafen kann man heute auch viele andere Tiere in Krippen finden, die zwar keinen Bezug mehr zu den biblischen Weihnachtsgeschichten aufweisen, aber ganz im Sinne von Franziskus als Geschöpfe Gottes dem geborenen Heiland huldigen.   

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