«Unterwegs nach Cold Mountain» von Anthony Minghella
In Cold Mountain, im westlichen North Carolina, lernen sich Inman, ein einfacher Handwerker (Jude Law), und die gebildete Pfarrerstochter Ada (Nicole Kidman) kennen und lieben. Im Sezessionskrieg kämpft Inman für die Konföderierten. Der Film beginnt mit der furchtbaren Kraterschlacht bei Petersburg, die er fast nicht überlebt. Während er sich im Lazarett von seinen Verletzungen erholt, erhält er einen Brief von Ada, die ihn bittet, nach Cold Mountain zurückzukehren.
Sobald es ihm sein gesundheitlicher Zustand erlaubt, ergreift Inman die Flucht. Als Deserteur ist er nicht wenigen Gefahren ausgesetzt. Das Land ist durch den Bürgerkrieg verunsichert, überall herrscht das Recht der Stärkeren, es kommt wiederholt zu gewalttätigen Zwischenfällen. Inman wird gefangen genommen und in Ketten gelegt, später pflegt ihn eine alte Frau. Während der Weiterreise rettet er eine junge Kriegswitwe (Natalie Portman) und ihren Säugling vor Vergewaltigung und Mord. Ada versucht indessen mit der Hilfe von Ruby Thewes (Renée Zellweger), das elterliche Gut wieder auf Vordermann zu bringen.
Die Erzählung folgt in parallelen Strängen den Schicksalen von Inman, Ada und Ruby, deren Existenzen durch den Krieg völlig durcheinandergebracht wurden. Anthony Minghellas eindringliche Schilderung der Notlagen der drei Hauptfiguren fügt er in eine einzigartige Bilderwelt ein. Die Kraterschlacht stellt er mit äußerster Brutalität dar. Überdies inszeniert er gekonnt die eindrucksvollen Massenszenen. Die Bilder der Schlachtfelder mit den Kampfeshandlungen zeigen, dass jeder Bewegungsablauf, sei er von einzelnen Personen oder den großen Gruppen, bis ins kleinste Detail choreographiert wurde. Man stellt fest: Minghella hat im Theater und in der Oper Erfahrung gesammelt und versteht es meisterhaft, seine Kenntnisse zum Nutzen des Mediums Film einzubringen.
Dazu gestaltet er extrem realistisch und der Epoche entsprechend auch Kostüme und Frisuren, die die Darsteller mit der gebotenen Würde zu tragen wissen. Bauten, Gartenanlagen, Fahrzeuge und besonders die Wiedergabe der Dörfer, der Innenräume und der landwirtschaftlichen Tätigkeiten sind authentisch. Kurz: Der Zuschauer fühlt sich in das Nordamerika der 1860er Jahre versetzt.
Eine besondere Anerkennung verdient der Kameramann John Seale, mit dem Anthony Minghella bereits «Der englische Patient» (1996) gedreht hatte. Es glückt ihm, die vom Regisseur trefflich inszenierten Schauplätze wunderbar einzufangen. Fast jede Einstellung ist ein Beispiel für überragende Ästhetik.
Auf Bonusmaterial wurde vollkommen verzichtet. Ebenso vermisst man Untertitel, die man bei dieser Produktion besonders dankbar zugeschaltet hätte, da verschiedene Figuren in ihren Dialekten munter drauflos nuscheln, während ein Großteil der Zuschauer rätseln muss, was damit eigentlich gemeint ist.
«Cold Mountain»
USA, 2003.
Regie: Anthony Minghella.
Produktion: Albert Berger, William Horberg, Sydney Pollack, Ron Yerxa.
Drehbuch: Anthony Minghella. Kamera: John Seale.
Ton: Ivan Sharrock.
Schnitt: Walter Murch.
Musik: Gabriel Yared.
Mit Jude Law, Nicole Kidman, Renée Zellweger, Ray Winstone, Brendan Gleeson, Eileen Atkins, Donald Sutherland, Natalie Portman, Philip Seymour Hoffman u. a.
Spieldauer: 154 Min.
Bild ****
Ton ****
Darbietung ****
Extras *