Ehemalige Lehrerin der Deutschen Schule Concepción
«Der Sport ist die beste Lebensschule»
Erst als Schülerin, dann als Lehrerin und schließlich als Mitglied des Vorstands – Frances Loosli ist seit insgesamt über 50 Jahren ein wichtiges Mitglied der Schulgemeinschaft der Deutschen Schule Concepción. Ihr Schwerpunkt war immer der Sport, den sie in jeglicher Hinsicht weiterentwickelt hat – immer gemeinsam mit anderen. «Denn nur im Team kann man erfolgreich sein», ist ihre Überzeugung und Erfahrung.
Frances Loosli ist sehr heimatverbunden: «Ich bin durch und durch Penquista», betont sie. Genauso verbunden fühlt sie sich der Deutschen Schule Concepción: «Ich habe fast mein ganzes Leben in der Schule verbracht – außer den insgesamt neun Jahren vor dem Kindergarten und während meines Studiums.» Auch ihre Eltern und ihre zwei Kinder besuchten die DS Concepción.
Ihr Großvater väterlicherseits stammt aus der Schweiz, der Vater ihrer Mutter ist um die 1920er Jahre aus Hamburg nach Chile eingewandert. Eine Großmutter stammt aus England, «also bin ich ein kulturelles Gemisch, was ich als große Bereicherung empfinde», unterstreicht Frances.
Ihr Vater habe sie auch noch in anderer Hinsicht geprägt: «Er arbeitete als Arzt in Concepción und half vielen Menschen, die arm waren. Das hat mir früh die Sicht auf verschiedene Realitäten geöffnet.»
Ihre drei Geschwister und sie als Älteste haben eine schöne, unbeschwerte Kindheit erlebt. Mit etwa zwölf Jahren begann der Sport in ihrem Leben eine immer größere Rolle zu spielen: «Zunächst begann ich im Sportverein mit Geräteturnen und machte später immer mehr Leichtathletik. Darin haben meine Eltern mich immer sehr unterstützt.» Ihre Familie habe viel Zeit in der Natur, auf dem Land oder am Strand, verbracht.
Ein unvergessliches Erlebnis wurde für die Zwölftklässlerin eine vom DCB 1968 organisierte Reise nach Deutschland: «Vor allem das Deutsche Turnfest in Berlin mit Zehntausenden von Teilnehmern zeigte mir, wie viele Menschen man mit einer solch gut organisierten Veranstaltung für den Sport begeistern kann.»
Ihre eigene Sportbegeisterung war auch Frances Sportlehrerin Annegret Weller nicht entgangen: «Sie sagte zu mir: „Gehe nach Santiago, studiere Sport auf Lehramt und komme wieder zu uns.“» Und so kam es tatsächlich: Frances Loosli begann nach ihrem Schulabschluss ihr Studium der Educación Fisíca an der Universidad de Chile in Santiago. «Zu dieser Zeit haben viele ehemalige Schüler von Deutschen Schulen in Santiago studiert. Bald waren wir eine eingeschworene Gemeinschaft – es entstanden Freundschaften, die bis heute bestehen.»
In der Zeit, als sie ihre Stelle als Sportlehrerin an der DS Concepción antrat, waren auch die Deutschen Schulen im Umbruch, wie sie erzählt: «Es gab Schulgründungen in Los Ángeles und Chillán. Wir waren alle sehr motiviert und gemeinsam begannen wir verschiedene Wettbewerbe zu organisieren.» In ihrer eigenen Schule wurde der Sport ausgebaut, unter anderem wurde Basketball, Volleyball und Fußball angeboten. Nicht nur die Sportarten auch die Methoden des Unterrichts veränderten sich, berichtet Frances. Im Jahr 2000 habe sie die Gelegenheit gehabt, einen Monat an verschiedenen Schulen in Deutschland zu hospitieren: «Ich war in Mainz, in Pirmasens und Clausthal-Zellerfeld, zum Teil habe ich ehemalige Schulleiter der DS Concepción wiedergetroffen.» Diese Erfahrungen seien für sie als Lehrerin sehr bereichernd gewesen und sie konnte sie in der DS Concepción umsetzen.
In diesem Jahr habe sich außerdem eine Veränderung begonnen, für die ganze Schulgemeinschaft abzuzeichnen: «Das Schulgebäude und das Schulterrain im Zentrum der Stadt, im Castellón Nr. 69, erwies sich als zu klein für die zunehmende Zahl an Schülern. Hinzu kamen die veränderten Lehr- und Lernprozesse, für die man eine neue und moderne Infrastruktur benötigte.» Es habe viele Diskussionen gegeben, auch sie selbst hing an der alten Schule, in der bereits ihre Eltern Schüler waren. Auf der anderen Seite meint sie: «Gerade was den Sport angeht, war es möglich, auf dem neuen Grundstück in der Gemeinde San Pedro de la Paz viel mehr Angebote zu errichten, zumal der mit uns eng kooperierende Sportverein daneben war.»
Als der Umzug zum heutigen Standort am Camino El Venado im Jahr 2008 bevorstand, erhielt Frances eine schwierige Aufgabe: «Unser Schulleiter musste zu einem Termin nach Deutschland reisen. Er sagte zu mir: „Frances, organisiere du den Umzug – du schaffst das!“» Gerade in diesen Monaten Juni und Juli habe es in Concepción sehr viel geregnet und die noch unbebauten Flächen um die Schule bestanden aus Schlamm und Matsch. «Doch schließlich gelang es uns – aber nur dadurch, dass alle mitanpackten! Es zeigte mir wieder, was ich vorher und später auch immer wieder feststellte: Teamarbeit ist ganz entscheidend, um erfolgreich zu sein. Und ich bin nie alleine bei meiner Arbeit gewesen.»
Das gelte auch für ihre Familie: «Ich konnte mich meiner Arbeit in diesem Ausmaß nur widmen, weil meine Schwester und Mutter mir viel halfen, als meine beiden Kinder noch klein waren.» Ebenso habe ihr Mann, selbst ein ehemaliger Sportler, sie in ihren Vorhaben unterstützt.
Auch als Frances in den Ruhestand gegangen ist, wurde ihr wieder eine neue Aufgabe für die Schule angetragen, die sie angenommen hat: «Von 2017 bis Mai 2023 war ich Mitglied des Schulvorstands. Das Schöne war: Außer dem Schulleiter waren alle Vorstandmitglieder meine ehemaligen Schüler», erzählt sie lachend.
Auch wenn die DS Concepción die Pandemie sehr gut überstanden habe: «Die Zeiten haben sich sehr verändert – vieles ist komplexer für die Schülerinnen und Schüler geworden», sagt Frances. Umso größer sei heute die Bedeutung des Sports. Frances Loosli betont: «Der Sport ist die beste Lebensschule. Auch wenn man mal einen Misserfolg hat oder sich verletzt: einfach aufstehen und weitermachen. Der Sport stärkt den Durchhaltewillen sowie Fairness und Respekt vor anderen.»
Foto: DS Concepción