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Porträt – Simon Reinle

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Schweizer Bäcker-Konditor

Ein Botschafter für beste Backwaren in Chile

Butterzöpfe, Bauernbrot oder Aargauer Rüeblitorten – das sind einige von Simon Reinles Favoriten aus seiner Kindheit. Der Schweizer Bäcker-Konditor hat vor elf Jahren nicht nur Rezepte mit nach Chile gebracht. Es sind vor allem seine vielfältigen Erfahrungen und das Fachwissen aus seiner Heimat, mit denen er in Chile durch seine Beratertätigkeit oder Sendungen im Fernsehen die chilenische Bäckerei und Konditorei inspiriert.

«Oft war ich frühmorgens, bevor ich in den Kindergarten musste, in der Backstube beim Herstellen von Gipfeli (Croissants) anzutreffen», erzählt Simon Reinle über sein früh erwachtes Interesse an der Bäckerei seiner Familie. Heute übt er bereits in fünfter Generation diesen Beruf aus: Die Familienbäckerei und Konditorei Stritmatter war vor rund 120 Jahren in dem kleinen Dorf Rekingen im Kanton Aargau ganz im Norden der Schweiz direkt am Rhein-Ufer, gegenüber vom Schwarzwald, gegründet worden. 

Der Junge hatte aber noch eine zweite große Leidenschaft: «Mit etwa drei Jahren begann ich mit dem Kunstturnen – wie zuvor schon mein Großvater und mein Vater.» Dieser erkannte früh sein Talent und unterstützte ihn als Trainer. Als Achtjähriger trainierte er neben der Schule bereits viermal pro Woche, dazu kamen Trainings-Camps und Wettkämpfe. Mit zwölf Jahren wechselte er an eine spezielle Sport-Schule und war mittlerweile Mitglied des Schweizer Nachwuchskaders. Simon Reinle erzählt: «Viel Zeit für eine normale Jugend ist mir dabei nicht geblieben, dennoch profitiere ich bis heute von dieser unbezahlbaren Lebensschule.» Mit 16 Jahren musste er wegen starker Rückenprobleme den Traum der Sportkarriere von heute auf Morgen aufgeben. «Der Sport ist aber immer mein perfekter Ausgleich zum Arbeitsalltag geblieben.»

So kam es, dass er als 16-Jähriger seine dreijährige Berufsausbildung als Bäcker-Konditor im Familienbetrieb startete. Parallel zum praktischen Teil verlief im Schweizer Dual-System der Unterricht in der Berufsschule, wie Simon Reinle erklärt: «Ein oder zwei Tage Berufsschule und drei bis vier Tage im Lehrbetrieb – ein System, das so in seiner Basis seit über 100 Jahren erfolgreich in der Schweiz angewandt wird.» 

Wichtig für die Ausbildung in diesem Bereich ist die Fachschule Richemont: «Als Teil des Schweizer Bäcker-Konditor-Confiseur-Verbands ist sie sozusagen der Hauptsitz von unserem Gewerbe in der Schweiz. Die Fachschule Richemont begleitet alle Schweizer Bäcker-Konditoren und Confiseure vom ersten bis zum letzten Tag ihrer Berufskarriere, selbst wenn wir am anderen Ende der Welt arbeiten. Außerdem ist Richemont auch ein Forschungsinstitut, weltweit anerkannt und respektiert für seine Entwicklungen und Innovationen in unserem Gewerbe.»

Nach Erfahrungen als Truppenkoch während des obligatorischen Militärdienstes von 17 Wochen arbeitete Simon Reinle sieben Jahre lang in verschiedenen Hotels im Ober-Engadin im Kanton Graubünden, wo er auch das Kochhandwerk erlernte und zum Küchenchef avancierte. Dann begann die Karriere in seinem eigentlichen Beruf. Er nahm eine Stelle in der im ganzen Land bekannten Bäckerei-Konditorei Fleischli an: «Für die neu geschaffene Abteilung, in der eine traditionelle Show-Holzbackofenbäckerei mit einer Show-Küche für das hauseigene Restaurant und Caterings kombiniert wurde, übernahm ich die Leitung.»

Vor rund zwölf Jahren suchte Simon eine Auszeit vom Alltag. Per Zufall kam er in Kontakt mit einem chilenisch-schweizerischen Ehepaar, das in Malalcahuello in der Araucanía eine Lodge übernommen hat. «Schnell wurden wir uns einig und nach einigen Wochen bereits reiste ich für sechs Monate nach Chile, um die Besitzer der Suizandina Mounten Lodge bei ihren ersten Schritten in der Gastronomie zu unterstützen.»

Ein Jahr später, nach einer viermonatigen Reise quer durch den Süden Chiles bis nach Patagonien, stand sein Entschluss fest: «Chile hat mich bezaubert, in dieses Land wollte ich auswandern.» Angefangen hat sein «chilenisches Bäcker-Konditor-Abenteuer in der stadtbekannten Pastelería Cory in Santiago». Während sieben Jahren modernisierte und leitete er den Produktions- und Personalbereich. Dann verspürte er den Drang nach einer neuen Herausforderung und machte sich vor rund zwei Jahren als Berater in der Bäckerei- und Konditorei-Branche selbständig. 

Vor allem der Schweizer Bäcker-Konditor-Confiseur Verband zusammen mit der Fachschule Richemont sind dabei eine wichtige Unterstützung für ihn. Eines seiner Beratungsprojekte ist zudem die Begleitung des Markteintritts der traditionellen Schweizer Brotmarke Pain Paillasse in Chile.

Ein weiteres wichtiges Projekt für den Schweizer ist seit rund einem Jahr «Global Swiss Learning», ein Schweizer Start-Up, das zum ersten Mal das Schweizer Berufsbildungssystem in der ganzen Welt anbieten möchte. Angefangen wurde mit den Berufen der Bäckerei-Konditorei-Confiserie in Kooperation mit der Fachschule Richemont und mit der Gastronomie in Zusammenarbeit mit der Swiss Chef Assoziation. Simon Reinle wurde zum Brand Ambassador in Chile ernannt. Zurzeit werden noch Investoren in Chile gesucht, um weitere Schritte für dieses Projekt unternehmen zu können.

Und wie hat sich der Schweizer inzwischen in Chile eingelebt? «Die erste Zeit in Chile war nicht einfach, zumal ich zunächst die Sprache lernen musste. Aber auch damit komme ich heute ganz gut zurecht, was unter anderem meine Fernsehauftritte und Berufspräsentationen bestätigen.» Die wichtigste Unterstützung war aber ohne Zweifel «meine chilenische Lebensgefährtin, die mittlerweile seit sechs Jahren an meiner Seite ist». Mit ihr genießt Simon Reinle «die kleinen Auszeiten in der freien Natur und als typischer Schweizer dürfen dabei für mich natürlich die Ski-Ausflüge in das Anden-Gebirge nicht fehlen!»

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