Schulleiter der Deutschen Schule Chicureo
«Ein besonders starkes Zusammengehörigkeitsgefühl»
Carlos Kotoulek hat die Leitung der Deutschen Schule Chicureo im Februar dieses Jahres übernommen. Der aus Argentinien gebürtige Schulleiter war in Buenos Aires bereits in zwei deutschen Schulen beschäftigt und hat sich über viele Jahre im Bereich Schulmanagement, Organisation und Coaching kontinuierlich weitergebildet.
«Wenn es den Kindern gut geht, dann geht es den Eltern auch gut,» sagt Carlos Kotoulek über den für die Familie gelungenen Neuanfang in Chile. Seine Söhne Tomás, 10 Jahre, und Felipe, 6 Jahre, seien sehr gut in der Deutschen Schule Chicureo angekommen. «Sie haben tolle Lehrerinnen und Lehrer und schnell Freunde gefunden», das mache ihm und seiner Frau Elena das Ankommen im neuen Wohnort Chicureo einfacher. Umso mehr freut sich das Ehepaar, dass die Familie bald auf fünf Mitglieder anwachsen wird.
Carlos Kotouleks Vorfahren mütterlicherseits stammen aus Stuttgart. Bereits vor rund 100 Jahren sind sie nach Argentinien in die Region um die berühmten Iguazú-Wasserfälle ausgewandert, wo es bis heute eine deutsche Enklave gibt. Sein Vater wurde in Bratislava geboren, der heutigen Hauptstadt der Slowakei. Er kam in den 1930er Jahren nach Argentinien.
Ab der ersten Klasse besuchte Carlos die Pestalozzischule. Die deutschsprachige Schule in Buenos Aires war von der aus der Schweiz stammenden Familie Alemann, die auch das Argentinische Tageblatt betrieb, in den 1930er gegründet worden. Die Familie habe der Schule immer sehr nahestanden.
Nach seinem Schulabschluss entschloss er sich als erster in seiner Familie, den Lehrerberuf zu ergreifen. Ein Jahr verbrachte er während des Studiums in Gütersloh, wo der angehende Lehrer in einer Schule arbeitete. Ein Stipendium vom DAAD unterstützte ihn dabei. Diese Zeit sei auch für seine Frau Elena eine Gelegenheit gewesen, Deutsch zu lernen: «Das ganze Jahr besuchte sie Kurse der Volkshochschule und konnte sich gute Kenntnisse aneignen.»
Nach dem Studienabschluss begann er zunächst an der Pestalozzi-Schule zu arbeiten. Abends und samstags ging es aber mit dem Studium für ihn weiter: «Zunächst studierte ich Englisch, um es als Schulfach unterrichten zu können, dann folgte Schulmanagement, schließlich ein vierjähriger Magister im Bereich Organisation und schließlich schloss ich dieses Jahr eine 2022 begonnene Coaching-Ausbildung ab.»
Erste Leitungserfahrungen sammelte der Lehrer ab 2008 an der Deutschen Schule Instituto Ballester in Buenos Aires. Sowohl am Instituto Ballester als auch an der Pestalozzi-Schule können die Schüler das International Baccalauerate (IB) erwerben. Das IB ist ein Schulabschluss, der von der in Genf ansässigen privatwirtschaftlichen Stiftung International Baccalaureate Organization an inzwischen 5.500 Schulen weltweit und davon an 28 in Chile vergeben wird.
«Neu war für mich aber an der Deutschen Schule Chicureo das Angebot von drei IB-Programmen. Das heißt, die ganze Schullaufbahn profitieren die Schüler von dem Bildungsgang. Es beginnt bereits für die ganz Kleinen, die Kinder, die den Pre-Kindergarten besuchen.» Von den Möglichkeiten, die sich durch das IB-Programm ergeben, ist Carlos hell begeistert: «Es ist ganz fantastisch, dass die Kinder schon ganz früh anfangen, sich bestimmte Kompetenzen anzueignen. Sie gehen dadurch ganz anders an die Aufgaben heran.» Es sei auch ein großer Vorteil, dass die Lehrerinnen und Lehrer Zeit haben, sich auszutauschen, wenn es zum Beispiel um fächerübergreifende Projekte geht: «So lernen die Schülerinnen und Schüler unter anderem, sich regelmäßig für Präsentationen zu organisieren, indem sie selbst zu dem Thema recherchieren und es dann vor der Gruppe vorstellen.» Der Schulleiter weist auch auf die moderne Infrastruktur der DS Chicureo hin, sodass die Schüler in den Naturwissenschaften oder im Sport bestmöglich gefördert werden können.
Auch die Dreisprachigkeit ermögliche den Schulabsolventen einen einfacheren Eintritt in eine globalisierte Welt – ganz im Sinne des IB, der eine internationale Mentalität und die Fähigkeit, kritisch zu denken, fördere. Neben den sechs Stunden Deutsch in der Woche für jede Klasse finde dieses Jahr zum ersten Mal ein Schüleraustausch nach Deutschland in der zehnten Klasse statt, der vom DCB organisiert wird. «Wir sind ja eine ganz junge Schule. Vieles machen wir zum ersten Mal und können es nur organisieren und umsetzen, wenn die Schüler ein bestimmtes Alter erreicht haben», stellt Carlos Kotoulek fest. Dazu gehöre für ihn in Zukunft die verstärkte Teilnahme an der Schülervertretung und einem sozialen Projekt.
Was dem Schulleiter ganz besonders in den ersten Monaten seiner neuen Arbeit aufgefallen ist: «Die DS Chicureo ist eine Schule mit einem besonders starken Zusammengehörigkeitsgefühl! Das betrifft sowohl Eltern als auch Lehrer und Schüler. Die Eltern engagieren sich mit Begeisterung an allen möglichen Aktivitäten, was natürlich für alle eine große Bereicherung darstellt.»
Um sich nach dem Arbeitsalltag zu erholen, verbringt Carlos Kotoulek am liebsten möglichst viel Zeit mit seiner Familie: «Wir grillen zusammen oder machen Ausflüge, neulich waren wir gemeinsam in Chillán Skifahren. Im Sommer gehen wir auch mal zelten.» Auch Angeln und Kochen gehöre zu seinen entspannenden Freizeitbeschäftigungen.
In seinem Beruf findet er ebenfalls immer wieder Erfüllung: «Besonders gefällt es mir, wenn ich beobachte, dass die Kinder und Jugendlichen Freude am Lernen haben und wie sie sich mit der Zeit weiterentwickeln.»
Foto: Corpeduff