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viernes, 20. septiembre 2024

Blu-Ray-Report

«Ben-Hur» von William Wyler

Der erfolgreiche Roman von Lew Wallace über das Schicksal des jüdischen Prinzen und Kaufmanns Judah Ben-Hur zurzeit des Wirkens Jesu Christi in Judäa wurde mehrere Male verfilmt. William Wylers Fassung aus dem Jahr 1959 ist fraglos die berühmteste. Bereits sechs Jahre vor den Dreharbeiten plante die Metro Goldwyn Mayer (MGM) die Produktion, die das Filmstudio vor dem Konkurs retten sollte. Trotz dem finanziellen Risiko war an Sparmaßnahmen nicht zu denken: 365 Schauspieler wurden beschäftigt, 50.000 Statisten traten auf. Vom Manuskript ließ Wyler 40 Versionen erstellen. Zu Beginn der Dreharbeiten in Rom war er mit dem Entwurf immer noch nicht zufrieden und startete ohne einen endgültigen Text. 

An der Technik wurde ebenfalls nicht gespart: Die MGM entwickelte eigens für diese Produktion ein Kamerasystem, das unter Verwendung eines 65mm-Negativs und eines Anamorphotobjektivs ein spektakuläres Bildseitenverhältnis von 2,76 zu 1 ermöglichte. Mit dieser fabelhaften Optik, die zusammen mit einem 6-Kanal-Magnetton eingesetzt wurde, konnten die imposanten Szenenfolgen der Meeresschlacht und vor allem des Pferdewagenrennens meisterhaft gestaltet werden. «Ben-Hur» konkurrierte somit auf Augenhöhe mit dem damals weltweit anerkannten Cinerama-System, das mit seinen drei gleichzeitig laufenden Kameras beziehungsweise Projektoren viel teurer war.

Der Druck des von der Pleite bedrohten Studios auf das Produktionsteam war enorm. Der Produzent Sam Zimbalist hielt dem offenbar nicht stand, er erlitt in Rom einen Herzinfarkt und starb noch am gleichen Tag. Kaum hatte sich die Belegschaft von diesem Schock erholt, arbeitete sie beharrlich weiter. 

Das Ergebnis war absolut zufriedenstellend: Wyler hatte ein Werk geschaffen, das einerseits die religiöse Empfindlichkeit des Publikums berührte, zum anderen mit monumentalen Bildern beeindruckte und auch die Liebe nicht zu kurz kommen ließ. Es mag vielleicht nicht alles nach den Regeln des guten Geschmacks gelungen sein, wie etwa die zuckersüße Schlussszene, in der Judah mit Tränen in den Augen Miriam und Tirzah umarmt, die auf wundersame Weise von ihrer Lepraerkrankung geheilt wurden. Hauptsache ist, dass die Rechnung aufging: Die Leute strömten in die Kinos, die Kritiker waren begeistert, William Wyler und seine Mannschaft hatten die MGM gerettet.

Die Blu-ray-Ausgabe zum 50. Jubiläum der Premiere enthält die komplette Fassung des Films einschließlich Ouvertüre und Pausenmusik; eine lobenswerte Entscheidung, ist doch Miklós Rózsas Komposition sicherlich die Beste unter seinen Filmmusiken, was viel heißen will. Der große ungarisch-amerikanische Tonschöpfer hatte dazu die Bescheidenheit, auf eine Musikbegleitung des Quadrigarennens zu verzichten. Rózsa war der Meinung, dass Musik von der dramatischen Sequenz, die in ein Duell auf Leben und Tod zwischen Ben-Hur und Messala ausartet, nur ablenken würde, womit er zweifellos recht behalten hat. 

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