Geschäftsführer des Deutsch-Chilenischen Bund
«Sichtbarkeit des DCB in den Regionen steigern»
Hartmut Claussen ist seit einem Jahr Geschäftsführer des Deutsch-Chilenischen Bund (DCB). Nach dem Ende der Pandemie starteten der Schüleraustausch nach Deutschland und das Sommerlager wieder mit großem Erfolg und Interesse bei den Jugendlichen. Im Bereich des Austauschs und der Kultur sind beim DCB neue Angebote geplant. Auch für den Bergbauingenieur und seine Familie bedeutete das Ende der Pandemie ein positiver Neuanfang.
Es sei zwar Zufall gewesen, dass er in Köln geboren wurde, aber natürlich hat der Geburtsort mit seinem deutschen Hintergrund zu tun: Hartmut Claussens Eltern – Rosemarie Steuer und Kurt Claussen – verweilten dort zurzeit der Geburt ihres ältesten Sohnes im Jahr 1962. Die Familie kehrte dann nach Viña del Mar zurück, wo Hartmut und seine drei Geschwister aufgewachsen sind.
Die Begeisterung für die Berge hat er von seinem Vater übernommen. Großvater Otto Claussen war Mitgründer des Ausflugsvereins Valparaíso (DAV). Entsprechend verbrachte die Familie die Wochenenden häufig mit einer Wandergruppe des Vereins in den Bergen: «Es wurde ein Bus gemietet und ab ging es auf die Campana oder zum Río Blanco».
Das entfachte Hartmuts Interesse, sich auch in beruflicher Hinsicht mit dem Thema Bergbau auseinanderzusetzen. Nach einem Studium der Ingeniería de Ejecución an der Universidad de Santiago entschied er sich, in Europa den Diplom-Ingenieur abzuschließen. «Es kam Berlin, Aachen oder Leoben in der Steiermark in Frage. Meine Wahl fiel auf die österreichische Stadt – wegen der nahen Alpen.» Hartmuts Frau Silvia begleitete ihn dann auch und fand in ihrem Beruf als Physiotherapeutin in Graz bald eine Stelle.
Hartmut arbeitete erstmal in Portugal und Spanien an verschiedenen Bergbau- und Tunnelprojekten. Vor der Geburt seines ersten Kinds Catherine beschloss das Ehepaar wieder nach Chile zurückzukehren. Zwei Jahre später kam Sohn Stefan auch auf die Welt.
Tochter Catherine zog mit 18 nach Hamburg, wo sie Schauspielerin wurde. Während der Pandemie begann sie damit, Gebärdensprache an der Universität Hamburg zu studieren und wird das Studium dieses Jahr abschließen. Sohn Stefan hat sein Psychologiestudium in Santiago 2022 abgeschlossen. Kurz bevor die Pandemie begann, hat die Familie die Nachricht erhalten, dass Stefan an Lymphdrüsenkrebs erkrankt sei, wie Hartmut Claussen berichtet: «Im Grunde war daher die Pandemie für uns als Familie zunächst ein Glücksfall gewesen: Meine Frau und ich konnten uns ganz um unseren Sohn kümmern, vor allem während der Chemotherapie. Auch die Isolation war gut für ihn, da seine Immunabwehr in dieser Zeit sehr schwach war.»
Nachdem die Behandlung nicht das gewünschte Ergebnis erbracht hatte, ergab sich Anfang dieses Jahres ein weiterer Glücksfall: «Wir erfuhren, dass in Madrid speziell für die Erkrankung von Stefan Patienten für eine neue Therapie gesucht wurden.» Er wurde angenommen und musste nun noch ein Visum erhalten. Normalerweise sollte die Genehmigung ein halbes Jahr dauern – ein Zeitraum, der für Hartmuts Sohn zu lang gewesen wäre. Wieder kam der Familie ein wunderbarer Zufall entgegen. «Der zuständige Beamte im Registro Civil sorgte dafür, dass die Unterlagen schnell fertig waren, nachdem er von Stefans Krankheit erfuhr», erzählt Hartmut. Kurz danach konnte Stefan mit der neuen Therapie beginnen und inzwischen gibt es gute Nachrichten: Er ist auf dem Weg der Besserung und Familie Claussen kann aufatmen. Hartmut stellt fest: «Meine Frau und ich sind sehr stolz auf unsere Kinder – wie sie sich als Persönlichkeit weiterentwickelt haben und auf ihren beruflichen Weg.»
Beruflich gab es für ihn selbst auch eine Veränderung: «Meine Frau und ich haben eine Hütte in San Francisco de Los Andes erworben und ausgebaut.» Inzwischen bietet das Ehepaar die «Casa-Hirka Lodge» – Haus in den Bergen auf Quechua – auch an Urlauber an: Bis zu zehn Personen bietet sie Platz. «Vor allem wünschen wir uns, dass Touristen aus Europa diese schöne Gegend kennenlernen.»
Eine weitere neue Aufgabe für Hartmut ist seit September 2023 seine Arbeit als Geschäftsführer des Deutsch-Chilenischen Bund: «Es macht mir viel Spaß und ich habe viel dazugelernt.» Als wichtiges Ziel sieht Hartmut Claussen an, den DCB in den Regionen interessanter zu machen: «Wir wollen die Sichtbarkeit steigern.»
Außerdem feiere der DCB dieses Jahr 90 Jahre Sommerferienlager, das im kommenden Sommer am Calafquén See durchgeführt wird. Die Jubiläumsfeier wird im Oktober stattfinden. Dazu erklärt Hartmut Claussen: «Es werden alle eingeladen, die in den Jahren in irgendeiner Weise daran teilgenommen haben, ob als Schüler oder als Gruppenleiter.»
Auch beim zweiten wichtigen Standbein des DCB kann der Geschäftsführer auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken: «Beim kulturellen Schüleraustauschprogramm, von und nach Deutschland, haben wir in diesem Jahr rund 350 Jugendliche betreut – ein besonderes Ergebnis, das wir auch weiter ausbauen wollen.»
Foto: privat