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Einwanderermuseum in Valparaíso im Entstehen

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«Wir haben eine große Verantwortung übernommen»

Außenansicht der ehemaligen Deutschen Schule auf dem Hügel Concepción

Valparaíso war im 19. Jahrhundert das Eingangstor zahlreicher Einwandererströme. Die Ankunft dieser fremden Kulturen und ihre Etablierung in Chile soll nun in einem Museum dokumentiert werden. Die Vorbereitungen dazu laufen auf Hochtouren. 

Die Initiative zur Gründung des Museums ergriff Eduardo Dib. Sein Gedanke war, «der Gemeinschaft die großen Beiträge zurückzugeben, die sie uns beschert hat». Dib empfindet als Sohn von libanesischen Einwanderern «eine große Bewunderung für Immigranten und all die Anstrengungen und Opfer, die mit einer Auswanderung verbunden sind». 

Dib, der im Immobiliengeschäft tätig ist, erhielt eines guten Tages ein außergewöhnliches Verkaufsangebot: Das Gebäude der alten Deutschen Schule Valparaíso. Zunächst ging er nicht darauf ein, weil es in einer Gegend steht, die zum Weltkulturerbe erklärt worden ist. Das bedeutet, dass unzählige Genehmigungen eingeholt werden müssen, um es als Wohnhaus umbauen zu können. Später überlegte er sich seine Entscheidung, da das Haus der größte Bau auf dem Hügel Concepción und dazu einer der wenigen ist, der zum großen Teil architektonisch im Stil der 1870er Jahre errichtet worden ist und dazu kulturelle Wurzeln innehat, die es gilt zu pflegen. Ziel des Projekts ist es, die Arbeit und Leistungen der Einwanderer in Valparaíso anzuerkennen, die für die Neugründung notwendig waren.  

Stiftung für Kulturzentrum geplant

Eduardo Dib: «Dieser Ort gehört der Gemeinschaft.»

Die Familie Dib erwarb nun das Anwesen. Demnächst wird sie eine Stifung ins Leben rufen, die das Kulturzentrum leiten soll. In Bezug auf die vertretenen Einwanderernationalitäten, meint Eduardo Dib, dass Valparaíso «eine Stadt ist, die von den Engländern um 1830 erneut gegründet worden ist». Sie ließen sich in der Hafenstadt nieder, waren im Handel erfolgreich und bauten sich dementsprechend elegante Wohnhäuser. «Kurz danach kamen die Deutschen, worauf diese nunmehr europäisch orientierte Stadt Italiener, Spanier, Kroaten und eine Vielzahl an Nationalitäten anzog.»

Im Museum sollen die sechs größten Volksgemeinschaften, die in der Region eingewandert sind, vertreten sein. Gemeint sind die Engländer, die Deutschen, die Spanier, die Italienener, die Araber und die Franzosen. Ferner sollen auch Schweizer, Dänen, Kroaten und Griechen einen Platz finden.  

Eduardo Dib betont, dass mit modernster Digitaltechnik die Überfahrten und die Einreisen der verschiedenen Volksgemeinschaften dokumentiert werden sollen. Zusätzlich sind bereits Spenden von historischen Gegenständen entgegengenommen worden.  

Als Einweihungstermin ist Oktober des kommenden Jahres vorgesehen. Gegenwärtig wird gebaut, repariert, restauriert und erneuert, um das Gebäude seiner neuen Bestimmung zuzuführen. Drei Arbeitsgruppen von insgesamt knapp 100 Personen sind zurzeit mit diesen Arbeiten beschäftigt. 

Das Museum als Treffpunkt

Knapp 100 Leute restaurieren das Gebäude.

Eduardo Dib hofft, dass das Museum sich in ein Kulturzentrum verwandelt, in dem die Besucher zusätzlich ein auf die Einwanderergemeinschaften fokussiertes gastronomisches Angebot genießen können: «Vier thematische Restaurants mit den Küchen aus den Ländern der Immigranten sowie eine Teestube und eine Konditorei werden den Besuchern ermöglichen, die verschiedenen Zubereitungen zu verkosten. Dazu kommen kleine Läden, in denen wir Andenken, Bücher und Fotografien anbieten werden.» Der Hintergedanke ist, dass das Publikum nicht ein einziges Mal das Museum besichtigt und danach nie wiederkommt, sondern dass dies ein Ort für Kulturinteressierte wird. 

Außerdem ist geplant, Seminare, Kongresse und Konzerte abzuhalten, «denn dieser würdige Rahmen ist für solche Veranstaltungen geradezu prädestiniert». Zusammenfassend bringt es Eduardo Dib auf den Punkt, als er sagt: «Wir haben vor, das Museum zu einem Treffpunkt zu machen», und damit sind natürlich nicht nur die Nachkommen der Einwanderer gemeint. «Wir haben hiermit – besonders den Deutschen gegenüber – eine große Verantwortung übernommen», unterstreicht er. «Man hat uns dieses Erbe anvertraut, und wir wollen das, wofür wir uns verpflichtet haben, erfüllen. Dieser Ort gehört der Gemeinschaft und wir müssen ihn auf die bestmögliche Art den kommenden Generationen übergeben.»

Fotos: privat 

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