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Familie Saldías Moreno – «Chilenos en el Mundo»

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Fiestas Patrias – Die Europameister im Cueca-Tanz

Familie Saldías Moreno lebt seit 18 Jahren in Deutschland. Vor sieben Jahren haben sie die Cueca für sich entdeckt. Der Tanz stärkt nicht nur ihre eigene chilenische Identität, sondern macht diese Tradition in Deutschland und Europa bekannt: Mónica und Osvaldo wurden im Jahr 2022 Europameister im Cueca-Tanz. Wie es dazu kam, erzählen sie im Cóndor-Interview.

Wann und warum habt ihr mit der Cueca angefangen? 

Angefangen hat alles ungefähr im Jahr 2016: Wir waren besorgt, dass unsere Kinder ihren chilenischen Hintergrund oder das Spanischsprechen ablehnen könnten – ganz einfach, weil es ihnen nicht «cool» genug war oder gegenüber Schulkameraden peinlich sein könnte. 

Mónica Moreno und Osvaldo Saldías als Europameister

Wir überlegten, wie wir ihnen eine Möglichkeit bieten könnten, ein chilenisches Umfeld mit Spaß und schönen Momenten zu erleben.

Berlin bietet da ganz viele Möglichkeiten. Im Rahmen des «Karnevals der Kulturen» beschlossen wir eine chilenische Gruppe zu gründen, die unsere Tradition – mit Tanz, Trachten und Musik – bei dieser Veranstaltung in Berlin öffentlich präsentieren könnte. Das Motto der Gruppe war «La Cueca» und wir riefen unsere Bekannten auf, sich uns anzuschließen. 

Wenn unsere Kinder eine schöne, lebendige Atmosphäre rund um diese chilenische Karnevalsgruppe erleben könnten – so dachten wir -, würden sie auch diese positiv in Erinnerung behalten. Das Ergebnis hat nicht nur unsere Erwartungen übertroffen – im ersten Jahr beteiligten sich 60 Chilenen und Chileninnen -, sondern erwies sich als ein für unsere Kernfamilie nachhaltiges Erlebnis. Seitdem pflegen wir sowohl mit unseren Kindern wie auch als Paar die Tradition der Cueca.

Habt ihr früher schon mal getanzt? 

In Chile wird die Cueca als Pflichtmodul in der Schule gelehrt. Es werden aber lediglich die Grundkenntnisse vermittelt, die dann die Basis dafür sind, darauf aufzubauen. Bei uns zündete die Leidenschaft für den Tanz 2016. In diesem Jahr brachten wir, wie schon gesagt, die Cueca mit der Verantwortung in Verbindung, unseren Kindern einen Teil unserer Kultur weiterzugeben. 

Die ganze Familie in ihrer Tracht: der elfjährige Gabriel und die 14-Jährige Laura neben ihren Eltern

Im Jahr 2018 beschlossen wir, mit den Kindern eine Kulturreise nach Curicó zu unternehmen, und zwar im Rahmen des Weinfestes, der Vendimia de Curicó. Unsere Kinder waren gerade mal sechs und acht Jahre alt. Bei diesem wunderschönen Fest war auch ein kurzes Eintauchen in die ländliche Kultur der Zentralzone, die Zona Huasa, möglich. Wir nahmen als Familie an Tanzkursen teil und stellten fest, dass die Cueca auch eine Aktivität sein kann, um den Zusammenhalt der Familie zu stärken. Seitdem tanzen wir zusammen und seitdem bereiten wir uns auch auf Tanzturniere vor.

Seit wann tretet ihr öffentlich auf, als Paar und als Familie? 

In Aktion: Die vier begeisterten Cueca-Tänzer.

Unser erster Auftritt als Familie verbindet sich mit unserem Umzug von Berlin nach Nürnberg. Kurz nach unserer Ankunft nahm uns die chilenische Community auf und lud uns zu einer «Fonda» ein. Wir stellten ein paar traditionelle Tänze mit den Kindern vor, und die Resonanz war beeindruckend. Insbesondere für die Kinder war es wichtig zu erleben, wie sehr die Community ihre Tänze schätzt. Die Begeisterung rund um diese Auftritte stärkten auch ihre Identität und die Auffassung, dass die Identität der Migranten kein Null-Summen-Spiel ist. Man kann gleichzeitig chilenisch und deutsch sein. Für unsere Kinder war es ein Aha-Moment! Sie fanden es «cool». Für uns war es ein Erfolgsmoment, und es galt, ihn weiter zu bewahren.

Wann bekamt ihr eure erste Auszeichng beziehungsweise an welchen Wettbewerben habt ihr teilgenommen? 

2019 nahmen wir zum ersten Mal an einem Turnier teil. Es war die Deutsche Meisterschaft, die in Berlin stattfand. Mit anderenWorten, ein Turnier für Chilenen in Deutschland. Angemeldet waren Paare aus Berlin, Mainz und Frankfurt. Damals waren wir ziemlich unerfahren. Es war jedoch ein positives Erlebnis: Zum einen erlebten wir die Euphorie des Publikums. Zum anderen stellten wir fest, dass wir auf einem guten Weg waren: Wir wurden Vize-Meister! Wir beschlossen diese positive Dynamik zu nutzen, uns zu verbessern und im Folgejahr wieder mitzumachen.

Wir rechneten jedoch nicht mit der Pandemie. Alle Veranstaltungen wurden natürlich abgesagt. 

Zur Hilfe kam das Internet. Ein chilenischer Cueca-Verband nahm sich vor, eine virtuelle Cueca-Meisterschaft zu organisieren. Da die teilnehmenden Paare ihre – zuhause gedrehten – Videos einreichen mussten, lag es auf der Hand, dass auch Chilenen im Ausland teilnehmen konnten. Somit wurde eine Kategorie für Chilenen im Ausland angeboten. Diese Kategorie haben wir 2020 gewonnen. Unser erster Meistertitel lautet «Chilenos en el Mundo».

Fondas finden weltweit statt, um den Dieciocho zu feiern: In Mendoza…
Fotos:Silvia Kählert.

Als der Rückgang der Pandemie die Turniere in Präsenz wieder zuließ, nahmen wir 2022 an der europäischen Meisterschaft in Palma de Mallorca teil. Wir wurden Europameister.

Diese Auszeichnungen führten zu einem Highlight für uns, und zwar zu einer Einladung zum berühmten «Festival del Huaso de Olmué». Wir durften den dritten Abend des Festivals mit unserer Cueca eröffnen. Solche Erlebnisse sind unglaublich prägend: für uns, für unsere Kinder sowie auch für unseren Familien- und Bekanntenkreis.

…oder in Berlin und Hamburg mit Empanadas de Horno 
Foto: Silvia Kählert.

Was gefällt euch besonders dabei? 

Tanzen wurde inzwischen ein Lebensstil für uns. Es hat uns alle so geprägt, dass wir uns ein Leben ohne Tanzen, ohne Musik, ohne Traditionen gar nicht mehr vorstellen können. Bei jedem Auftritt spüren wir die Begeisterung, die Dankbarkeit und die Bewunderung des Publikums, egal ob deutsch, chilenisch oder lateinamerikanisch. Diese Lebensenergie sorgt dafür, dass wir Kraft haben, die Traditionen weiter zu pflegen.

Wie oft übt ihr? Ihr tretet in Chile und Deutschland auf? 

Als Paar üben wir mindestens dreimal pro Woche. In der Regel abends nach der Arbeit. Die Kinder wollen wir nicht überfordern. Doch wenn ein Auftritt bevorsteht, geben sich auch die Kinder sehr viel Mühe.

Vor allem treten wir natürlich deutschlandweit auf: in München, Berlin, Nürnberg, Hamburg, Erlangen und Augsburg. Aber wir durften auch schon in der Schweiz, in Spanien und Chile auftreten.

Habt ihr noch ein besonderes Ziel bei dem Tanz?

Wir haben gelernt, dass der Tanz uns zusammenschweißt. Somit leben wir die Gegenwart und genießen jeden kleinen Fortschritt, den wir erzielen können.

Das heißt aber nicht, dass wir den Ehrgeiz bei den Wettbewerben verloren haben. Jedes Turnier bietet die Chance, das Ergebnis der langen Trainingsstunden zu zeigen. In diesem Zusammenhang planen wir eine Teilnahme an der anstehenden Weltmeisterschaft 2023, die im Oktober in Chile, in Antofagasta stattfinden wird. Wir werden dann auch die Chilenen in Deutschland vertreten. Darauf freuen wir uns sehr und verstehen es auch als eine große Ehre und Verantwortung..

Die Fragen stellte Silvia Kählert.

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