Leiterin des Marketingbereichs der Business School der Universität Adolfo Ibáñez
«Die Dinge (und die Welt) besser machen»
In ihren ersten zwei Studienjahren studierte sie Bauingenieurwesen an der Universidad Santa María. Dort besuchte sie einmal eine Vorlesung über Marketing: «Das Thema interessierte mich so sehr, dass ich zu Wirtschaftsingenieurwesen an die Escuela de Negocios der Universidad Adolfo Ibañez in Valparaíso wechselte, die damals noch die Fakultät für Betriebs- und Volkswirtschaft war. Zu dieser Zeit war es fraglich, ob ich als Wirtschaftsingenieur in Marketing hätte arbeiten können. Ich hatte aber das Glück, im Marketingbereich bei Procter & Gamble (Massenkonsumgüter) und bei AltaVoz S.A. (Software) Jobs zu finden. Heute bin ich Professorin und Direktorin des Masterstudiengangs Marketing an der Universität Adolfo Ibáñez», erklärt Karin Usach. Im Laufe der Zeit wuchs ihr Interesse am Thema soziale Verantwortung von Unternehmen, da sie der Überzeugung ist, «dass wir viele Probleme in der Welt lösen können, wenn wir gute Geschäfte machen und dabei ethisch und sozial denken. In meiner Doktorarbeit habe ich untersucht, welche Folgen es für Marken hat, wenn sie sich für soziale Belange im Allgemeinen und für kontroverse Anliegen, die die Verbraucher polarisieren, im Besonderen engagieren.» Deshalb kann Karin auch besonders stolz auf den Preis für die beste Doktorarbeit in Marketing sein, den sie auf der International Marketing Trends Conference eines Konsortiums europäischer Universitäten erhalten hat. Und sie freut sich immer, wenn ehemalige Studenten der UAI ihr berichten, wie sehr sie von ihren Lehrveranstaltungen an der Universität profitiert haben.
Sie habe ein schreckliches Namensgedächtnis, erzählt sie. «Ich erinnere mich an eine Unter-
richtsstunde, in der ich über Guy Kawasakys Startup-Methode sprach und plötzlich anfing, ihn Suzuki zu nennen. Die Schüler fragten mich, ob es nun Guy Suzuki oder Kawasaky sei, und obwohl ich ein paar seiner Bücher gelesen hatte, konnte ich mich nicht erinnern, ob es der eine oder der andere war. Es sind schließlich beides Motorräder, oder?», lacht Karin.
Geboren wurde sie in Buenos Aires als Tochter einer deutschen Mutter und eines argentinischen Vaters. «Mein Vater war Offizier der argentinischen Handelsmarine, und meine Mutter lernte ihn auf einer Reise auf dem Schiff kennen. Sie arbeitete in Buenos Aires als Sekretärin des Generaldirektors von Siemens. Ich habe zwei Schwestern, Soledad und Mariana. Wir haben in Buenos Aires gelebt, zwischendurch in Kolumbien und Venezuela, aber immer wieder auch längere Zeit im Haus meiner Großeltern mütterlicherseits in Quilpué. Als Kind habe ich gerne gelesen, gepuzzelt, Schach gespielt, gesegelt und… geträumt! Mit 16 Jahren kam ich nach Chile. Da wir ständig umgezogen sind, bin ich in 12 oder 13 Schulen gegangen, den Kindergarten mitgezählt…»
Karins Großvater, Friedrich Franck, war promovierter Chemiker und kam 1954 aus Deutschland nach Chile. Die Großmutter Herta Möller siedelte bald darauf mit ihrem Sohn und drei Töchtern (eine davon die 13-jährige
Edith, Karins Mutter) über. «Meine Großmutter hat nie Spanisch gelernt, also sprachen wir in ihrem Haus Deutsch. Viele deutsche Traditionen wurden beibehalten, wie zum Beispiel fast jeden Tag Kartoffeln zu essen, die ich praktisch in der Fleischsoße meiner
Großmutter ertränkte. Und das liebe ich immer noch, ebenso wie einen deftigen Kasslerbraten! Meine Lieblingstradition war, wie wohl bei allen Kindern, das Weihnachtsfest. Die Plätzchen, die wir gebacken haben und die meine Großmutter erfolglos vor uns versteckte, der Baum mit den Kerzen, die Lieder… Obwohl das Zuschauen, wie meine Großmutter ihr Gesicht bemalte, wenn sie beim ‚Schwarzen Peter‘ verlor, fast ebenso schön war. Ich habe sehr gute Kindheitserinnerungen an meine Großeltern mütterlicherseits!»
Heute hat Karin Usach selbst drei erwachsene Kinder: Rodrigo, 30 Jahre alt, Psychologe und Master in Organisationspsychologie; Daniela, 27 Jahre alt, Designerin und Master in Innovation und Design, und Felipe, 24 Jahre alt, ist Pilot. Ihr Mann Hugh Fenwick ist Nordamerikaner, sie lebt zwischen Chile und den Vereinigten Staaten. «Seit mehr als 15 Jahren arbeite ich von den USA aus per Telearbeit, so dass ich auf die Pandemie gut vorbereitet war. Den größten Teil meiner Arbeit erledige ich online, aber wenn ich als Professorin Vorlesungen zu halten habe, bin ich in Chile.»
Sie liest gern, wandert, trifft sich mit Freunden, besucht Museen, liebt gute Filme. Zwölf Jahre lang praktizierte sie Shotokan-
Karate, bis ein schwerer Unfall sie zu Vinyasa Yoga wechseln ließ. Ganz besonders aber mag sie Reisen: «Ich habe das Glück gehabt, viele Länder kennenzulernen. Ich war viele Male in Europa (und natürlich in Deutschland, um meine Familie zu besuchen), auf Tahiti, in der Türkei, in China, in Singapur und Japan. Besonders erinnere ich mich an die zwei Wochen entlang des Kongo-Flusses in Afrika, im ehemaligen Zaire, als ich neun Jahre alt war und mein langes blondes Haar zu einem Zopf flechten musste, um zu verhindern, dass einheimische Kinder auf mich zukamen und versuchten, mir jeweils ein Haar herauszuziehen!»
Seit 2022 besitzt Karin Usach die Zertifizierung des London Institute of Directors für Vorstandsmitglieder. Das Zertifikat bietet das Rüstzeug, um diese Rolle voll auszufüllen, sowohl in den Bereichen Unternehmensführung, Strategie und Finanzen als auch in Bezug auf Führungsqualitäten. «Eine der Aufgaben, auf die ich mich im Moment am meisten freue, ist die Mitgliedschaft im Marketing Circle von Icare, in dem wir uns um die Förderung von Spitzenleistungen in der Wirtschaft und im Marketing in Chile bemühen.»
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