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miércoles, 9. octubre 2024
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Der Weltrekord-Flug der «Condor» nonstop über den Atlantik

Vor 85 Jahren 

Ingenieur Günter Hujer war selbst ab dem Jahr 2001 an der Restaurierung der Motoren der «Condor» bei Rolls-Royce Deutschland beteiligt.
Foto: Silvia Kählert

Vor 85 Jahren startete nicht nur unser Cóndor in eine neue Zeitungsära. Auch für den legendären, ebenfalls nach dem Andenvogel benannten Flieger «Condor» war 1938 ein besonderes Jahr: Es gelang der erste Nonstop-Flug mit einem Landverkehrsflugzeug westwärts über den Atlantik – ein Weltrekord, der in die Luftfahrtgeschichte einging. Der Flug von Berlin nach New York dauerte knapp 25 Stunden. Die nachgebaute «Condor» im Flughafen Berlin-Tempelhof hat eine spannende Geschichte hinter sich.

«Von den zwischen 1937 und 1944 erbauten 275 FW Condor-Flugzeugen ist keines erhalten geblieben – dieses ist kein Original, sondern ein 1:1-Modell, eine Rekonstruktion.» Günter Hujer zeigt auf das silberne Flugzeug im Hangar 7 des Flughafens Berlin-Tempelhof und erklärt: «Grundlage der Rekonstruktion waren das 1999 vom Deutschen Technikmuseum aus dem Trondheimfjord in Norwegen geborgene Wrack mit der Werknummer 0063 und noch weitere Flugzeugteile anderer Wrackbergungen in Norwegen.»

Gedenktafel in der Böttcherstraße in Bremen für den knapp 25-stündigen Rekordflug einer Fw 200 am 10. August 1938
Foto: Wolkenkratzer, CC BY-SA 4.

Der Projektmanager und Experte der «Condor» Fw200, der beim Deutsc hen Technikmuseum Berlin ehrenamtlich tätig ist, führt durch die riesige Halle. Neben der «Condor» stehen zwei weitere sorgfältig restaurierte Oldtimer-Flugzeuge des Technikmuseums Berlin: Es ist eine in Dresden gebaute Iljuschin Il-14 und das US-amerikanische Transportflugzeug C-54 Douglas «Skymaster», auch als Rosinenbomber bekannt.

Aus einem Haufen Schrott rekonstruiert

Ein Originalteil des Condor-Wracks, das knapp 60 Jahre im norwegischen Trondheimfjord lag
Foto: Silvia Kählert

Am 26. Mai 1999 wurde ein fast vollständiges Wrack einer Focke Wulf Fw 200 im Auftrag des Deutschen Technikmuseum Berlin mit einem Kran aus dem norwegischen Trondheimfjord gezogen: «Die Maschine zerbrach, als sie angehoben wurde – und eigentlich hätte man sie gleich wieder ins Wasser fallen lassen können», berichtet Hujer über den ersten Eindruck nach dem Bergen des 57 Jahre im Salzwasser liegenden verrotteten Fliegers und meint: «Doch als Geschenk der Norweger konnte man das nicht machen.»

Die Aktion sollte aber nicht umsonst gewesen sein: 

Im Vordergrund der Nachbau der «Condor», dahinter die IL-14P und der «Rosinenbomber» Douglas C-54
Foto: Günter Hujer

Die maroden Flugzeugteile wurden nach Deutschland transportiert und das Deutsche Technikmuseum und die Unternehmen Airbus und Lufthansa wagten die Restaurierung des Fliegers – wobei man eher von einem originalgerechten Neubau sprechen könnte. Das Gleiche gilt für die Flugmotoren, für die die Firma Rolls-Royce Deutschland gewonnen werden konnte.

«Es gab kaum Konstruktionspläne oder andere Dokumente», nennt Hujer als große Schwierigkeit bei der Rekonstruktion. Alles musste aus einem Haufen von Schrottteilen, ein paar alten Fotos und technischen Beschreibungen rekonstruiert werden. Sämtliche Pläne erstellte das Team neu, und jedes einzelne Teil wurde nachgefertigt, die wenigen brauchbaren Originalbauteile wurden sorgfältig restauriert.

Eine «Condor» mit 33 Meter Spannbreite

Das Cockpit der restaurierten «Condor»
Foto: Dirk Grothe

Was fasziniert bis heute an dem Flieger, dass sich ein Team von rund 100 ehrenamtlich arbeitenden Ingenieuren und Mechanikern im Ruhestand 20 Jahre lang der mühevollen Restaurierung widmete?

Ein kleiner Teil des größten Baudenkmals Europas: 1923 wurde der im Jahr 2008 stillgelegte Flughafen Tempelhof nach acht Monaten Bauzeit eröffnet und beherbergt seit 2021 im Hangar 7 die «Condor».
Foto: Günter Hujer

Die Geschichte der legendären «Condor» begann Mitte der 1930er Jahren, berichtet Günter Hujer. Die Lufthansa habe als führendes deutsches Luftfahrtunternehmen einen Ersatz für die technisch veraltete Junkers JU 52, «Tante Ju» genannt, gebraucht: «Es sollte ein bequemeres, größeres Passagierflugzeug sein, das auch für längere Strecken einsetzbar war.» Die Bremer Firma Focke-Wulf erkannte den Bedarf und begann ohne Auftrag mit ersten Entwurfsarbeiten. Nachdem das Reichsluftfahrtministerium den fertigen Entwurf der Fw 200 genehmigt hatte, begann die Konstruktion. Im Jahr 1937 fand der offizielle Erstflug statt. Die für damalige Verhältnisse enorme Spannweite von 33 Metern verlieh dem Flieger den stolzen Beinamen «Condor».
Ab Mitte 1938 wurde die Fw 200 «Condor» von der Lufthansa in den Liniendienst übernommen. Das Flugzeug bot in bequemen Polstersesseln 26 Passagieren Platz. Um deren Wohl kümmerten sich zum ersten Mal speziell ausgebildete Stewardessen an Bord. «Allerdings nicht lange», wie Günter Hujer berichtet, «1939 begann der Zweite Weltkrieg und die zivilen Fw 200 mussten an die Luftwaffe abgegeben werden und wurden zu Seefernaufklärern, Frachtmaschinen oder Bombern umgebaut.» Nur etwa 15 Passagierflugzeuge wurden gebaut. Außer bei der Lufthansa flog auch die dänische Det Danske Luftfartselskab und die brasilianische Cruzeiro do Sul mit Condor-Flugzeugen. Die «Condor» war daher das erste Landverkehrsflugzeug, das von Europa nach Südamerika flog.

Ankunft der «Condor» am 11. August 1938 auf dem Floyd-Bennet-Flugplatz in New York
Foto: Lufthansa

Rekordflug über den Atlantik in 24 Stunden und 57 Minuten 

Vor Kriegsbeginn konnte das elegante Flugzeug aber noch zeigen, was in ihm steckte: 

«Die Idee mit dem New-York-Berlin-Flug war als eine groß angelegte Marketing-Aktion gedacht», erzählt Günter Hujer. Ziel von Focke-Wulf und dem Reichsluftfahrtministerium war es, den Flieger für Kunden aus dem Ausland interessant zu machen.

«Für den Rekordflug ist die Fw 200 Condor V 1 D-ACON besonders hergerichtet worden», so der Ingenieur. Sie wurde auf BMW-132-Motoren mit je 750 PS Leistung umgerüstet. Außerdem bauten die Techniker die gesamte Kabineneinrichtung aus: «Es musste möglichst viel Gewicht gespart werden, um für den Atlantikflug ausreichend Treibstoff in Zusatztanks in der Kabine aufbewahren zu können. Eigentlich war das Flugzeug für 26 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder sowie eine Reichweite unter 2.000 Kilometer ausgelegt. Beim Rekordflug nach New York, immerhin eine Strecke von 6.400 Kilometern, nahm aber nur eine Besatzung von vier Personen teil.»

Die Focke-Wulf Fw 200 mit der Kennung D-ACON auf ihrem Rekordflug über den Atlantik im Jahr 1938.
Foto: Lufthansa

Die Bremer Nachrichten schrieben am 12. August 1938 über den zwei Tage zuvor erfolgten Start von Berlin-Tempelhof: «Mit einem Fluggewicht von annähernd 18 Tonnen kam das mit vier BMW-Motoren ausgerüstete Flugzeug mit imponierender Leichtigkeit vom Boden weg.» 

Auf großes Interesse der US-Amerikaner stieß die Aktion, wie die Zeitung weiter berichtete: «New York, 11. August.
«Das deutsche Focke-Wulf Flugzeug FW 200 „Condor“ ist nach einem Ohne-Halt-Flug Berlin – New York um 15.50 Uhr ostamerikanischer Sommerzeit (20.50 Uhr MEZ) hier gelandet. Eine dichte Menschenmenge, die auf etwa 1.000 Personen geschätzt wird, hatte sich auf dem Floyd-Bennet-Flugplatz versammelt und beobachtete die glatte Landung der deutschen Maschine. Das „Condor“ Flugzeug, das gestern abend in Berlin-Staaken aufgestiegen war, benötigte demnach für seinen Flug über den Atlantik 24 Stunden und 57 Minuten.» 

Nur zwei Tage nach der Landung geht die D-ACON in den Morgenstunden des 13. August am Floyd Bennett Field an den Start zum Rückflug nach Berlin. Die Bremer Redakteure schrieben: «In 3.000 Metern, gut 1.000 Meter höher als beim Hinflug, fliegt die Crew wieder über den Nordatlantik. Diesmal schiebt der vorherrschende Wind die Fw 200 kräftig an. Obwohl ihr Flugweg geringfügig länger ist, erreicht sie nun eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 321 Kilometer pro Stunde. Nach genau 19 Stunden, 55 Minuten und einer Sekunde setzt sie am 14. August in Berlin-Tempelhof auf.»

Was für eine große Leistung für die damalige Zeit der Flug der «Condor» war, ergibt der Vergleich zur ersten Atlantiküberquerung per Flugzeug von Osten nach Westen im Jahr 1928: Die Junkers 33 «Bremen» bewältigte die Strecke Irland-Neufundland in 36 Stunden – die «Condor» brauchte ein Drittel weniger dieser Zeit. Die «Bremen» hatte eine Reisegeschwindigkeit von etwa 150 Kilometer in der Stunde, die «Condor» dagegen flog durchschnittlich mit 256 Stundenkilometern.

Auch das war ein Grund für die Mitarbeiter bei Airbus und Lufthansa, die Restaurierung des Flugzeugs zu übernehmen. Von 2002 bis 2021 stellten sie sich im Airbus-Werk Bremen sowie bei Lufthansa Technik in Hamburg und bei Rolls-Royce Deutschland im Werk Oberursel der schwierigen Aufgabe, eine Fw200 wiederaufzubauen.

Dann passierte etwas, womit keiner mehr gerechnet hatte, erzählt Hujer: «Es meldete sich tatsächlich der Flugkapitän des Trondheim-Condors!» Werner Thieme, Jahrgang 1915, erfuhr von der Bergung seiner «Condor» aus der Presse. Der Pilot hatte das Flugzeug am 22. Februar 1942 wegen des Defektes einer Landeklappe, der eine normale Landung unmöglich machte, mit großem Geschick im Fjord notwassern können. Alle sechs Besatzungsmitglieder konnten sich retten. 

Bei einem Presseempfang 2003 sieht er zum ersten Mal das Flugzeug mit der Werk-Nummer 0063 und dem Kennzeichen F8+BR wieder. Das Hamburger Abendblatt schrieb über die Reaktion des 88-Jährigen beim Wiedersehen mit seinem alten Flieger: «Er soll der Nachwelt erhalten bleiben. Keine Maschine flog sich so elegant – wie ein ‚Cóndor‘ eben.» 

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