Das Deutsche Sprachdiplom
Zur Person:
Bernd Nöcker ist seit 2020 Fachberater für Deutsch als Fremdsprache der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) in Santiago. Nach Lehrerfahrungen in Frankreich, Kolumbien und China ist er für 15 deutsche Schulen zuständig, die das Deutsche Sprachdiplom (DSD) in Chile anbieten.
Was haben Schülerinnen und Schüler eigentlich davon, dass sie das Deutsche Sprachdiplom (DSD) ablegen? Chile war das erste Land, in dem das DSD vor fast 50 Jahren entwickelt wurde. Inzwischen werden die Prüfungen an über 1.000 Schulen in rund 65 Ländern durchgeführt. Bernd Nöcker, Fachberater für Deutsch in Chile, erklärt im Interview warum es sich lohnt, das DSD zu erwerben.
Mit 25 deutschen Schulen gehört Chile nach Brasilien und Argentinien zu dem Land mit den meisten deutschen Schulen in Lateinamerika. 15 von ihnen sind die sogenannten DSD-Schulen, die das Deutsche Sprachdiplom (DSD) anbieten: die Deutschen Schulen in Frutillar, La Serena, Los Ángeles, Osorno, Puerto Varas, Punta Arenas, Temuco, Villarrica und Chillán sowie die Deutsche Schule R.A.Philippi La Unión, der Schulverband Llanquihue Puerto Montt, die Deutsche Schule Chicureo, die Deutschen Ursulinenschulen Maipú und Vitacura und die Schweizer Schule in Santiago.
Überarbeitete Curricula für DSD
Der gebürtige Westphale betreut als Fachberater der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) die DSD-Schulen in Chile. Eine seiner Hauptaufgaben ist es, dafür zu sorgen, dass sich Schülerinnen und Schüler gut auf das Deutsche Sprachdiplom (DSD) vorbereiten und die Prüfungen reibungslos ablaufen. Darum berät er die Schulen bei der Einführung der DSD-Programme und bildet auch Deutschlehrkräfte fort. Dabei unterstützen ihn vier vermittelte Lehrkräfte aus Deutschland, die in Santiago, Puerto Montt, Los Ángeles, Punta Arenas und La Serena arbeiten. Mithilfe seines Teams ist der Fachberater in den vergangenen zwei Jahren einen großen Schritt vorwärtsgekommen: «Wir haben die Curricula überarbeitet, so dass es für die Lehrkräfte einfacher wird, die Schüler auf die DSD-Prüfungen vorzubereiten: die Systematik und die Vorgaben sind klarer geworden.» Außerdem habe er allen Schulen geeignete Deutsch-Lehrwerke zur Prüfungsvorbereitung empfohlen.
International anerkannt und unbegrenzt gültig
Dennoch ist es für chilenische Schüler, vor allem wenn sie keine Vorkenntnisse haben, nicht einfach Deutsch zu lernen. Warum sieht Bernd Nöcker dennoch viele Vorteile, die dafür sprechen, das Zertifikat zu erwerben?
«Ein Sprachdiplom ist unbegrenzt gültig. Da die Kultusministerkonferenz die DSD-Prüfungen konzipiert, sind sie weltweit vergleichbar, und daher auch international anerkannt», stellt er fest. Außerdem zeige eine erfolgreich abgelegte DSD-Prüfung, dass verschiedene Kompetenzen in der Sprache angeeignet wurden, wie Lese- und Hörverstehen sowie schriftliche und mündliche Kommunikation. Ein weiterer Pluspunkt für den Erwerb: «Ein DSD-Diplom bessert die Bewerbungsmappe auf, wenn man eine Stelle sucht», betont Nöcker. Das gelte besonders auch für internationale Organisationen, wie die Cepal oder EPA.
Direkter Hochschulzugang in Deutschland
Vor allem aber: «Das Deutschdiplom ermöglicht ein Studium in Deutschland.» Der Fachberater unterstreicht: «Chile ist bisher das einzige lateinamerikanische Land, dessen Schülerinnen und Schüler nach zwölf Jahren Schulbildung eine direkte Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland erhalten, wenn sie die chilenische Hochschulzulassungsprüfung Prueba de Acceso a la Educación Superior (PAES) mit mindestens 700 Punkten abgelegt haben.»
Chile war auch das erste Land, in dem die DSD-Prüfung entwickelt wurde. Manche Kinder mit deutschen Vorfahren konnten nicht mehr so gut Deutsch, um einen deutschen Schulabschluss zu machen. Durch die DSD-Prüfungen konnten sie ihre Deutschkenntnisse zertifizieren lassen.
«Jugend debattiert Südamerika» 2023 in Santiago
Doch auch wenn der Wille vorhanden ist, fällt es dennoch vielen schwer, sich für das Lernen der Sprache zu motivieren. Eine Reihe von Wettbewerben, die Bernd Nöcker organisiert und koordiniert, soll den Spaß an der deutschen Sprache wecken.
«Jugend debattiert» fand im Juni statt. Ein anspruchsvolles Format, das von den Teilnehmern verlangt, Argumente auf Deutsch gegenüberzustellen, Stellung zu beziehen, aber auch Kompromisse einzugehen und vor allem sich in die Perspektive des anderen hineinzuversetzen.
Dieses Jahr gewannen gleich zwei Schülerinnen in Chile, die am internationalen Wettbewerb «Jugend debattiert Südamerika» teilnehmen werden. Das Finale findet vom 17. bis 19. Oktober in Santiago statt, zu dem die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen, die Deutsche Botschaft Santiago, die Hertie-Stiftung sowie die Deutsche Schule Santiago und die Deutsche Schule Santa Úrsula Vitacura einladen.
Das Rockfestival begeistert nicht nur die Mitwirkenden, sondern auch das Publikum. Gemäß einem Motto dichten Schulbands auf Deutsch einen Rocksong und begleiten ihn auf ihren Instrumenten.
Die Bands haben beim diesjährigen Festival ihren Auftritt zwischen dem 27. und 29. September in Concepción.
«Deutsch lebendig» ist ein Wettbewerb, an dem sich Schüler verschiedener Altersstufen beteiligen. Auch dieses Jahr heißt es für die Teilnehmer, sich spontan zu Bildern auf Deutsch zu äußern. Der Wettbewerb wird am 8. und 9. November in La Serena stattfinden.
Diese Veranstaltungen tragen nebenbei auch zu einer besseren Vernetzung der Schulen in Chile und außerhalb des Landes bei.
Nicht zu toppen sei aber ein Aufenthalt in Deutschland, meint Bernd Nöcker: «Ein Austausch ist eine unschlagbar gute Möglichkeit, um wirklich authentische
Begegnungen mit einer Sprache und auch einer Kultur herzustellen!» Der Fachberater rät Schülern, an solch einer Reise möglichst mit einem Aufenthalt in einer Familie teilzunehmen.
Die Prüfungen für das Deutsche Sprachdiplom
Die Prüfungen werden weltweit jährlich an zwei zentralen Terminen – einem für Schulen der Nordhalbkugel und einem für Schulen der Südhalbkugel – durchgeführt. Sowohl für das DSD I als auch für das DSD II muss eine schriftliche und eine mündliche Prüfung abgelegt werden. Die schriftlichen Prüfungen, die weltweit einheitlich sind, werden in Deutschland korrigiert.
DSD I-Prüfungen sind für Schülerinnen und Schüler von 14 bis 16 Jahren gedacht. Ihr Ziel ist es, die Niveaustufe B1 entsprechend dem sogenannten Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen zu erreichen.
Diese Prüfungen beinhalten Themen, die aus dem Alltag der Schülerinnen und Schüler gegriffen werden, wie die Mahlzeiten, Zusammensein mit Freunden oder Gespräche mit der Familie.
Das DSD I-Diplom ermöglicht die Aufnahme an vielen Studienkollegs in Deutschland, die wiederum auf das Studium an einer Hochschule vorbereiten.
An DSD II-Prüfungen nehmen Schülerinnen und Schüler zwischen 16 und 18 Jahren teil. Hier geht es um abstraktere Themen. Mit der Kompetenzstufe B2 und C1 haben Albsolventen die notwendige sprachliche Voraussetzung, um an einer deutschen Hochschule zu studieren.
Quelle: www.KMK.org