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viernes, 20. septiembre 2024
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Porträt – Marcelo Villagrán

Rechtsanwalt, Unternehmensberater und ehemaliger Wirtschaftsattaché von Chile

Experte für grünen Wasserstoff in Europa und in Chile

Marcelo Villagrán war fünf Jahre bei ProChile tätig: zunächst in München, dann als Wirtschaftsattaché und Zuständiger für die Positionierung der chilenischen Strategie für grünen Wasserstoff in Europa in Den Haag.  Nun kehrt der promovierte Jurist mit seiner Familie nach Chile zurück, um sich mit seinen Mitteilhabern und Freunden Alexander von Frey und Mauricio Compagnon und einem Team von mehr als 300 Mitarbeiter bei dem Unternehmen Mankuk Consulting & Services im Bergbaubereich einzusetzen.

«Es war eine sehr schöne Zeit – vor allem in den Diensten Chiles zu arbeiten. Es macht Spaß, in dem tätig zu sein, was man mag. Wenn man gleichzeitig die Möglichkeit hat, sein Land zu repräsentieren und seinen Landsleuten zu helfen, ist es doppelt lohnend!», findet Marcelo Villagrán. Doch der eigentliche Grund, nach Europa zu kommen, war ein anderer, wie Marcelo erklärt: «Bewusst haben meine Frau und ich entschieden, nach Deutschland zu ziehen, um diese Erfahrung auch unseren Kindern mitgeben zu können.» Dem deutsch-chilenischen Ehepaar war es wichtig, dass «ihre Kinder die deutsche Sprache und Kultur kennenlernen und eine offene Weltanschauung entwickeln».

Marcelo Villagrán eröffnete das Büro von ProChile 2018 in München. Er leitete es zwei Jahre und war für die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg sowie für Österreich und die Schweiz tätig. Dann ergab sich die Gelegenheit, sich für die Stelle als Wirtschaftsattaché von Chile in den Niederlanden zu bewerben. Anders als erwartet war das Leben im direkten Nachbarland Deutschlands ganz anders, als was die Familie in Bayern kennengelernt hatte: «In den Niederlanden wird nicht nur eine andere Sprache gesprochen, es herrschen auch andere Sitten und Gewohnheiten – und das alles in so kurzer Entfernung von Deutschland.»

Für seine Ehefrau Manuela, ihn selbst und die drei Kinder Pedro (10), Antonia (9) und Max (5) war es eine neue Herausforderung, die ihnen aber auch viele positive Erfahrungen bescherte: «Unsere Kinder wuchsen in einem internationalen Umfeld auf, wo sie viele unterschiedliche Sprachen hörten. Was die Sichtweise der Niederländer angeht, sind sie sehr weltoffen, denken global und nehmen dabei die Vielfalt wahr.» Außerdem sei das Land aufgrund der Nähe der Städte zueinander sehr leicht zu bereisen. Dem Juristen ist vor allem aufgefallen, dass Holland im Bereich der Digitalisierung und beim Technologieeinsatz sehr fortgeschritten ist: «Es werden keine Briefe mehr verschickt und kaum Bargeld benutzt. Alles ist sehr effizient und modern ausgestattet.»

Was Sport und Bewegung angeht, biete das flache Land große Vorteile, wie Marcelo festgestellt hat: «Jeden Tag fuhren wir mindestens 15 Kilometer Fahrrad. Egal wo man hinfahren wollte, es ging immer schneller mit dem Fahrrad.»

Im Rückblick bezeichnet er seine Aufgaben als Wirtschaftsattaché als «sehr herausfordernd, da die Niederlande es nicht gewohnt waren, mit Chile Geschäfte zu machen, wie es beispielsweise mit Deutschland der Fall ist». Die Exporte aus den Niederlanden nach Chile sind sehr gering. Stolz berichtet er daher: «Wir haben es geschafft, Chile in den Niederlanden zu positionieren. Grüner Wasserstoff ist eines der Themen, die uns derzeit am meisten verbinden,
und das ich überhaupt erst in den Fokus der Firmen bringen konnte. In dieser Zeit wurden in den Beziehungen zwischen beiden Ländern große Fortschritte erzielt, beginnend mit der Unterzeichnung eines MoU zwischen dem chilenischen Energieministerium und dem größten Hafen Europas, Rotterdam. Mit der niederländischen Regierung wurde außerdem eine Zusammenarbeitsagenda mit konkreten Maßnahmen zur Weiterentwicklung eines Kooperationsplans unterschrieben, der den Export von grüner Energie nach Europa über den Rotterdamer Hafen ermöglichen wird.» 

Marcelo Villagrán war seit 2020 für die Positionierung der chilenischen Strategie für grünen Wasserstoff in Europa zuständig. Er organisierte daher Reisen von Unternehmerdelegationen nach Chile. Ein großer Erfolg für ProChile war die Teilnahme von fast 100 chilenischen Führungskräften am World Hydrogen Summit & Exhibition in Rotterdam dieses Jahr im Mai.

Der Jurist unterstreicht: «Erneuerbarer Wasserstoff ist ein entscheidender Bestandteil der Wirtschafts- und Umweltstrategie Chiles und trägt dazu bei, von fossilen Brennstoffen unabhängig zu werden. Milliarden-Investitionen der Klimafinanzierung in die Produktion von grünem Wasserstoff bedeuten für Chiles Volkswirtschaft mehr Nachhaltigkeit.» Er sieht enorme Chancen, «nicht nur für unsere Wirtschaft, was natürlich auch sehr wichtig ist, aber vor allem auch für den Kampf gegen die Erderwärmung. Und was bedeutet das? Wir müssen die Verantwortung fürs Ganze übernehmen. Verantwortlich handeln bedeutet, unsere Art zu leben und zu wirtschaften grundlegend zu verändern. Es ist entscheidend, wie wir mit Energie, Rohstoffen und der Natur umgehen. Chile verfügt über die besten Bedingungen für die Produktion von Kupfer, Lithium und grünem Wasserstoff, um die Energie- und Mobilitätswende der ganzen Welt zu unterstützen.»

Dieses Ziel möchte er auch bei seiner Arbeit in seiner aktuellen Firma in Chile Mankuk Consulting & Services verwirklichen. Zusammen mit seinen Geschäftspartnern und Freunden Alexander von Frey und Mauricio Compagnon und mehr als 300 Mitarbeitern unterstützt er seit August Mankuk Consulting & Services dabei, die Entwicklung hochkomplexer Projekte hauptsächlich im Bereich Bergbau- und Energie voranzutreiben. «Mit unserem Team, das viele Disziplinen abdeckt, bieten wir verschiedene Umweltdienstleistungen an. Künftig wollen wir auch bei nachhaltigen Wasserstoff-Projekten tätig werden. Unsere Kompetenzen und internationalen Kontakte werden uns ermöglichen, neue Türen zu öffnen und Chiles Energiewende von innen heraus zu fördern.»

Foto: privat

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