Arzt und Honorarkonsul von Valparaíso
«Menschen helfen» als Lebensmotto
Nicht nur als Honorarkonsul und als Vertreter Deutschlands ist Jan Karlsruher für die Deutsch-Chilenen da. Der umtriebige Arzt setzt sich seit Jahrzehnten auch für den Zusammenhalt der verschiedenen Einrichtungen der Gemeinschaft ein – sicher kein leichtes, aber dafür ein umso anregenderes Unterfangen.
Diplomaten haben besondere Vorgaben, bestimmte Aufgaben, an deren Erfüllung sie sich halten müssen. Das gilt natürlich auch für die Honorarkonsuln. Jan Karlsruher misst jedoch dem Spielraum, den er außerhalb dieser Tätigkeit hat, eine große Wichtigkeit bei: «Ich interessiere mich besonders für die Zusammenarbeit mit den zahlreichen deutschen Institutionen, die wir hier in Valparaíso haben», unterstreicht er. Für dieses große Engagement für die deutsch-chilenische Gemeinschaft und für die kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen Chile und Deutschland überreichte der damalige deutsche Botschafter Christian Hellbach Jan Karlsruher 2019 das Bundesverdienstkreuz. Im gleichen Jahr zeichnete ihn der Deutsch-Chilenische Bund mit der Carlos-Anwandter-Medaille aus.
Mit dem Deutschen Verein, der Deutschen Schule, dem Wohltätigkeitsverein, dem Turn- und Sportverein, dem Ausflugsverein, dem Frauenverein, der Evangelischen Kirche und der Feuerwehrkompanie «pflege ich natürlich gute Beziehungen. Ich denke, dass es heutzutage die meisten Institutionen nicht einfach haben, besonders was den Nachwuchs anbetrifft, und auch die Finanzierung».
Daher ist er davon überzeugt, dass ihr Zusammenhalt, der Gedankenaustausch untereinander und die gegenseitige Unterstützung sehr wichtig seien. Das ist auch ein Grund, warum der Honorarkonsul die Vorsitzenden der Organisationen regelmäßig einlädt, um über die momentane Situation zu sprechen. Bei diesen Arbeitstreffen «informieren wir uns gegenseitig, zum Beispiel berichten wir darüber, was in den vergangenen Monaten vorgefallen ist, was für die nächste Zeit geplant ist und wie die Projekte für die kommenden Jahre ausgearbeitet werden».
So wird etwa der alljährlich im Deutschen Verein stattfindende Winterball von verschiedenen Einrichtungen organisiert. Auch wenn die Feuerwehr ihr Jubiläum feiern möchte, habe er empfohlen, im Vorfeld die Vorsitzenden und Vorstände der anderen Institutionen einzuladen. Beim geselligen Beisammensein, Gedanken auszutauschen und Leute kennenzulernen, fördere die Zusammenarbeit, hat der Honorarkonsul feststellen können.
Jan Karlsruher ist seit 1996 im Vorstand des Deutschen Vereins Valparaíso aktiv, dessen Ehrenvorsitz ihm 2015 verliehen wurde. Diese Institution, die dieses Jahr ihr 185-jähriges Bestehen feiert, trage besonders zum Zusammenhalt der deutsch-chilenischen Gemeinschaft bei. Daher trachte die Gemeinschaft danach, Veranstaltungen im Palacio Ross, dem Vereinssitz, zu organisieren, wie den Tag der deutschen Einheit, den Winterball oder die Jubiläen der deutschen Feuerwehrkompanie.
Jan Karlsruher wurde vor zehn Jahren im Juni 2013 zum Honorarkonsul ernannt. Da er als Vorstandsvorsitzender des Deutschen Vereins in den Jahren 2003 bis 2014 mit den lokalen Behörden stets gute Beziehungen gepflegt hat, ergab sich die Berufung für diese Aufgabe fast wie von selbst.
Eine besondere Freude bereitet ihm, wenn er Besuchern aus Deutschland helfen kann. Zum Beispiel dann, wenn Touristen, die in der Region unterwegs sind, krank werden: «In solchen Fällen zu unterstützen, ist auch eine Aufgabe des Honorarkonsuls!» In seiner Eigenschaft als Arzt – Jan Karlsruher ist Hals-Nasen-Ohren-Arzt – «ist es für mich eine doppelte Verpflichtung. Denn für Reisende aus dem Ausland, ist es umso wichtiger, dass ihnen Beistand geleistet wird».
Außerdem ist er Mitglied des Vorstands des Konsularischen Korps von Valparaíso. In den Jahren 2015 und 2016 hatte Jan Karlsruher den Vorsitz inne und ist heute der Schriftführer des Vorstands. Der Korps setzt sich aus 22 Konsuln aus 22 Ländern zusammen und ist der älteste seiner Art in Lateinamerika. Im Oktober dieses Jahres feiert diese Institution ihr 200-jähriges Bestehen.
Der Arztberuf ist Jan Karlsruher quasi in die Wiege gelegt worden. Sein Vater war Zahnarzt und sein Bruder ebenso. Bereits als Schüler an der Deutschen Schule Valparaíso entstand sein Interesse an der Medizin und damit das Bedürfnis, «den Menschen zu helfen, sie zu verstehen, ihnen eine gute Behandlung zukommen zu lassen». Er studierte an der Universidad de Valparaíso und ließ sich später an Universitätskliniken in Deutschland weiterbilden. Danach kehrte er in seine Heimat zurück, um hier seinen Beruf auszuüben.
Der Beruf des Arztes ist bekanntlich äußerst zeitintensiv und der Aufgabenbereich des Konsuls der Region Valparaíso ist ebenso denkbar umfangreich. Zudem ist Jan Karlsruher Vorsitzender der Chilenischen Gesellschaft für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und auch Dozent an der Medizinischen Fakultät der Universidad Nacional Andrés Bello. Wie schafft man so ein enormes Arbeitspensum? «Das ist eine Organisationsfrage», meint er bescheiden, «wenn man seine Zeit gut einrichten kann und gute Mitarbeiter hat, dann ist das kein Problem. Zunächst war es nicht sehr einfach, aber als ich mich eingearbeitet hatte, ging es doch und heute macht es mir Spaß. Ich habe sehr viel Freude an meiner Arbeit als Arzt und ebenso als Honorarkonsul.»