«Verlässliche Förderung, mehr Personal und schnellere Verfahren» sind zentrale Forderungen der «Athener Erklärung». Diese gemeinsame Botschaft verfassten die über 200 Teilnehmer des Kongresses des Weltverbands Deutscher Auslandsschulen (WDA), der vom 19. bis 23. Juni in der griechischen Hauptstadt stattfand. WDA-Mitglieder aus Chile sind neun Schulen sowie die Escuela de Pedagogía en Alemán (Epa, ehemals LBI) und der DS Chile (siehe auch Interview auf Seite 8 und 9).
Der Weltverband Deutscher Auslandsschulen (WDA) wurde mit Sitz in Berlin, in der Nähe des Auswärtigen Amts, im Jahr 2003 gegründet. Der Verband vertritt die Interessen seiner Mitglieder gegenüber der Bundesregierung, der Kultusministerkonferenz und der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA). Rund 85.000 Schüler besuchen diese Schulen, von denen Zweidrittel nicht deutscher Herkunft sind. 114 Schulen der derzeit bestehenden 135 Deutschen Auslandsschulen sind Mitglied im WDA.
«Existenzstabilisierung als oberstes Ziel»
Mitglieder aus Chile sind außer dem Verband der Deutschen Schulen Chiles (DS Chile) und der Epa (ehemals LBI) die neun Deutschen Schulen in Los Ángeles, Osorno, Temuco, La Unión, Santiago, Concepción, Valdivia und Valparaíso sowie die Sankt Thomas Morus Schule. An dem alle vier Jahre stattfindenden Weltkongress der WDA nahmen aus Chile Nicholas Röhm als Vorstandsmitglied des WDA, Kurt Hellemann, Gründungsmitglied des WDA und Honorarkonsul, und Erich Eichhorn als Vorsitzender des Vorstands der DS Chile teil.
Die sieben Mitglieder des Vorstands, die sich ehrenamtlich für den WDA engagieren, leben selbst im Ausland. Sie kennen die Arbeit von Deutschen Auslandsschulen aus ihrem Einsatz im Schulvorstand. Friederike Gribkowsky, seit Juni 2022 Vorsitzende des WDA-Vorstands, erklärte im Interview (www.auslandsschulnetz.de das Besondere des Verbands: «Die starke Gemeinschaft trotz der großen Distanzen, die uns Schulen voneinander trennen, fasziniert mich immer wieder.» Sie betont außerdem: «Die Schulen sind unser Kerngeschäft. Der Zusammenhalt zwischen den Schulen zeichnet den WDA aus.»
In den nächsten Jahren sei das oberste Ziel der WDA «die Existenzstabilisierung der Deutschen Auslandsschulen über eine auskömmliche Finanzierung. Angesichts der Sparmaßnahmen, die der deutsche Staat gerade vorgibt, bedeutet das ein hohes Maß an politischer Interessenvertretung.» Im Jahr 2023 hat die Bundesregierung die finanzielle Unterstützung der deutschen Auslandsschulen um mehr als 4 Millionen Euro gekürzt. Ob weitere Kürzungen im nächsten Jahr drohen, ist nicht bekannt.
Daher gelte es auch weiter Kontakte zur Wirtschaft aufzubauen und zu pflegen, das vorhandene Know-how innerhalb des Verbands zu nutzen und weitere Mitglieder anzuwerben, erklärt Friederike Gribkowsky.
«Die Zukunftskonferenz»
Für den zum sechsten Mal stattfindenden Weltkongress Deutscher Auslandsschulen in Athen vom 19. bis 23. Juni wählte der WDA das Motto «Kompetenz aus Vielfalt. Gemeinschaft als Stärke. Die Zukunftskonferenz der Deutschen Auslandsschulen».
Der CSU-Politiker und WDA-Schirmherr Thomas Erndl betonte in seinem Grußwort, dass die Vernetzung in der Welt an Bedeutung gewinne, man sollte die Auslandsschulen daher in eine gute Zukunft führen und das der Politik vermitteln. Manche Einsparungen lösten große Hebel aus, wie beim Auslandsschulwesen. Deshalb dürfe man nicht den Rotstift bei Auslandsschulen ansetzen. Friederike Gribkowsky unterstrich den olympischen Gedanken: «Im Auslandsschulwesen benötigt man Teamgeist.» Das Fortbestehen der Schulen könne kein Einzelsieg sein. Auch Vertreter des Auswärtigen Amts, der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen und Kultusministerkonferenz nahmen an dem Kongress in Athen teil. Sie berichteten aus ihren Bereichen wie etwa über den Masterplan, den Schulleiterdienstvertrag und das Digitalisierungspaket.
Die «Athener Erklärung» ist die Abschlusserklärung des Weltkongresses Deutscher Auslandsschulen dieses Jahr. Die mehr als 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erarbeiteten diese gemeinsam in einer Großgruppenkonferenz. Angesichts der vielen weltweiten Krisen geht es in der gemeinsamen Botschaft darum, wie die Deutschen Auslandsschulen ihre Qualität erhalten können und dass die Rahmenbedingungen für die gemeinnützig getragenen Schulen, insbesondere bei der Förderung, zukunftsfähig gestaltet werden müssen.
Vertreter der Schulträger, Schulleitungen und Schulverwaltungen weltweit, Experten und Partner aus Wirtschaft, Politik und Bildung sowie Schüler der Deutschen Schule Athen brachten sich in den Diskussionsprozess ein. In der «Athener Erklärung» formulierten sie vor allem drei Kernforderungen: Da der Koalitionsvertrag eine Stärkung des Auslandsschulwesens unter anderem durch die Ausarbeitung eines Masterplans vorsieht, forderten die Kongressteilnehmer dazu auf, diesen noch in dieser Legislaturperiode umzusetzen. Außerdem wendet sich die «Athener Erklärung» an das Auswärtige Amt, damit «die Deutschen Auslandsschulen in ihrer herausragenden Rolle in der deutschen Außenpolitik»
stärker wahrgenommen werden. Der dritte zentrale Punkt lautet: «Neue Aufgaben müssen durch neue Mittel gefördert werden. Eine Umverteilung darf nicht stattfinden.»
Gewinnung neuer Lehrkräfte, Entwicklung der frühkindlichen Bildung, mehr Attraktivität der Tätigkeiten bei den Deutschen Auslandsschulen sowie Nachhaltigkeit und Vernetzung der Schulen wurden als wichtige Aspekte hervorgehoben.
Vor allem der «Austausch und das Zusammengehörigkeitsgefühl» sollten gestärkt werden, betonte Ehrenmitglied Peter Fornell während des Kongresses. Dies gelang in Athen durch Podiumsdiskussionen, Gruppenarbeiten und Netzwerktreffen – und vor allem durch die von allen erarbeitete «Athener Erklärung».
ZfA und Kultusministerkonferenz
Die dem Bundesverwaltungsamt unterstehende Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) ist für das weltweite Management des deutschen Auslandsschulwesens verantwortlich. Die Kultusministerkonferenz ist ein freiwilliger Zusammenschluss der für Bildung, Forschung sowie kulturelle Angelegenheiten zuständigen Minister beziehungsweise Senatoren der Länder. In Deutschland fällt der Bereich des Bildungswesens (Schule und Hochschule) und der Kultur in die Zuständigkeit der Bundesländer (Kulturhoheit).