Das vielseitige Genie
Blaise Pascal war unfassbar begabt: Mit zwölf Jahren entwickelte er die Axiome des Euklid, mit siebzehn Jahren schrieb er eine Abhandlung über die Theorie der Kegelschnitte. Der Franzose schuf die Wahrscheinlichkeitsrechnung und erfand mit 19 Jahren die Rechenmaschine. Außer als Mathematiker und Physiker war er auch als christlicher Philosoph von großer Bedeutung.
Blaise Pascal kam am 19. Juni 1623 in Clermont-Ferrand, in der Auvergne, Frankreich, zur Welt. Er war von Kind an kränklich. Sein Vater Étienne Pascal war Jurist und kaufte sich das Amt des zweiten Vorsitzenden Richters am Obersten Steuergerichtshof in seinem Wohnort. Von den fünf Geschwistern überlebten nur seine ältere Schwester Gilberte und die jüngere Jaqueline – die als seine geistige Zwillingsschwester betrachtet wird.
Als Blaise acht Jahre alt war, zog die Familie nach Paris. Dort hoffte der Vater dem hochbegabten Jungen eine bessere Entfaltungsmöglichkeit zu verschaffen und sich ganz auf die Erziehung seiner Kinder zu konzentrieren.
Obwohl der Vater es ihm verbot, weil er meinte, dass Blaise zu jung sei, widmete sich der Junge der Mathematik. Mit zwölf Jahren erfand er ohne weitere Anleitung die euklidische Geometrie und erschloss sich den 32. Satz des Euklides mit eigenen Termini.
Gilberte schrieb in der Biografie über ihren Bruder, dass Blaise stets nach den Gründen fragte, «wie denn immer und in allen Dingen die Wahrheit das einzige Ziel seines Geistes» gewesen ist.
Als sein Vater oberster Steuereinnehmer für die Normandie in Rouen wurde, erfand der 19-jährige Blaise 1642 eine mechanische Rechenmaschine für ihn – eine der ersten, die später als «Pascaline» bekannt wurde.
Mit 23 Jahren maß er als erster den Luftdruck und widerlegte das jahrhundertealte Vorurteil, es gebe in der Natur kein Vakuum. Er traf sich mehrfach mit Descartes und diskutierte mit ihm über das Vakuum. 1648 konnte er mithilfe seines Schwagers Périer die Abhängigkeit des Luftdrucks von der Höhe nachweisen. Zudem verfasste er eine Abhandlung zum von ihm begründeten Gesetz der kommunizierenden Röhren, die für genaue Höhenmessungen nützlich sind.
1653 wandte sich der Forscher der Wahrscheinlichkeitsrechnung zu, durch eine Diskussion über die Gewinnchancen im Glücksspiel angeregt. Ein Jahr später verfasste er Abhandlungen über das «Pascalische Dreieck» und die Binomialkoeffizienten, dann über Zahlenordnungen und über Zahlenkombinationen.
In den letzten Lebensjahren widmete sich Pascal unter dem Eindruck eines Erweckungserlebnisses zunehmend religiösen Betrachtungen. Er glaubte, dass die letzten Lebensfragen nur durch eine «Logik des Herzens» erfasst werden könnten.
Den Streit zwischen Jesuiten und Jansenisten kommentierte er anonym in seinen 1656 und 1657 verfassten satirisch-polemischen Broschüren, die als «Provinciales» erschienen. Diese führten zur Jesuitenkritik in Frankreich und wirkten inspirierend auf Voltaire und Rousseau. Sie kamen bei der Buchausgabe auf den Index und wurden 1660 sogar vom Henker verbrannt.
Seine große Apologie der christlichen Religion blieb aufgrund seines immer schlechteren Gesundheitszustands eine Sammlung von Fragmenten. Als «Pensées» («Gedanken») veröffentlicht, beeinflussten sie die Religionskritik Schopenhauers und Nietzsches.
1662 gründete er zusammen mit einem Freund und anderen Unternehmern ein Droschkenunternehmen, die «Fünfgroschenkutschen», das den Beginn des öffentlichen Nahverkehrs einleitete, jedoch nach wenigen Jahren scheiterte.
Blaise Pascal starb am 16. August 1662 mit nur 39 Jahren in Paris.