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jueves, 25. abril 2024
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125 Jahre Escuela Militar Veterinaria

Robert Reff – Pionier der Tiermedizin in Chile

Robert Reiff

Zur Person:

Alexander Betzhold ist Veterinärmediziner der Universidad de Chile, Magister in Umweltmanagement und -planung der gleichen Universität. Er nahm 2004 an einem Abwehrkurs für chemische, biologische, radiologische und nukleare Gefahren an der ABC-Selbstschutzschule der Bundeswehr in Sonthofen teil. Seit 2013 ist er Assistenzprofessor an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften der Universidad Andrés Bello und derzeit Veterinärberater der IV. Armee-Division in Coyhaique, Region Aysén.

Er begann über das Thema der preußischen Ausbildung von Tierärzten in Chile zu forschen, da jedes Jahr am 18. April der Jahrestag der Gründung der Veterinärmedizinischen Militärschule begangen wird, aber nicht bekannt war, wer die deutschen Gründer waren. Daher wollte er einen Beitrag zum Wissen über den Ursprung des Berufs in Chile leisten und dabei besonders die aus Deutschland stammenden Kenntnisse in den Mittelpunkt stellen.

Während der Nachforschungen über die Direktion für Küstenbefestigungen von Oberst Gustav Betzhold zwischen 1889 und 1896 stellte sich heraus, dass es sich auch um ein wenig erforschtes Kapitel der Geschichte des Heeres und der Marine handelte. Alexander Betzhold kennt diesen Teil der Geschichte aufgrund seiner Familiengeschichte: durch mehrere Anekdoten über seinen Ururgroßvater und dessen Karriere in der königlich-preußischen Armee sowie seine Zeit in Chile.

In der Escuela Práctica de Caballería:  General Emilio Körner (Erste Reihe, ganz links) und Robert Reff (letzte Reihe, stehend, Sechster von links, mit Melone), 1904 

Der aus Greifenberg (damals Pommern, heute Polen) stammende Robert Reff war der Gründer und Leiter der Escuela Militar de Veterinaria Servicio de Veterinaria del Ejército in Chile. Jedes Jahr am 18. April wird der Gründungstag des Veterinärdienstes des chilenischen Heeres gefeiert – dieses Jahr begeht die Institution ihr 125-jähriges Bestehen. Die Feier beruht auf dem Decreto Supremo Nº 683 des Ministerio de Guerra aus dem Jahr 1898, in der die internen Vorschriften der Militärveterinärschule verkündet wurden. Diese Einrichtung befand sich zwischen dem 1. Juni 1898 und dem 31. Dezember 1916 in der Escuela Práctica de Caballería in Ñuñoa und bildete insgesamt 59 Militärtierärzte für das chilenische Heer aus.

Viehzucht, öffentliche Gesundheit und Pferdemedizin

Der Veterinärdienst wurde im November 1916 geschlossen und Robert Reff bewahrte das notwendige Material für die Veterinärklinik der Escuela de Caballería auf. Der größte Teil der Ausrüstung wurde an die Escuela de Veterinaria, die dem Servicio Veterinario Nacional in Quinta Normal unterstellt war, übergeben und nahm am 15. März 1917 ihre Tätigkeit auf: Es wurde eine umfassendere Veterinärausbildung in den Bereichen Viehzucht, öffentliche Gesundheit und Pferdemedizin entwickelt. Einige Jahre später wurde sie zur Hochschule für Veterinärmedizin (1924), die dem Rat für landwirtschaftliche und tierärztliche Ausbildung unterstellt war, sowie zur Fakultät für Agronomie und Veterinärmedizin (1928) und zur Fakultät für Veterinärmedizin (1938) der Universidad de Chile.

Siegelmarke der Inspektion des Militär-Veterinärwesens, 1890 (Quelle: Veterinärmedizinische Bibliothek, FU Berlin)

In der Zeit der Unabhängigkeit Chiles und bis vor dem Pazifikkrieg wurde die Pflege der Pferde auf spanische Art und Weise durchgeführt, das heißt von Yegüerizos und Albéitares, die aus der Landbevölkerung stammten, oder sogar von Pfarrern. Das heißt die Behandlungen wurden ohne wissenschaftlich-tierärztliche oder medizinische Kenntnisse realisiert. 1858 begann der englische Tierarzt James Ritchie als Lehrer an der Landwirtschaftsschule zu arbeiten. 1870 wurde der Tierarzt Victor Couthures Mitglied der Nationalen Landwirtschaftsgesellschaft, um die Maul- und Klauenseuche zu bekämpfen.  Im Jahr 1874 trat der französische Tierarzt Jules Besnard in dieselbe In-
stitution ein, um die Tierklinik in Quinta Normal gemeinsam mit den französischen Tierärzten Auguste Brocquair und Daniel Monfallet zu gründen. Letztere arbeiteten auch für die Eskortstaffel und berieten Kavallerieoffiziere. 1884 wurden die Franzosen Francisco Morla Cadenas und Pedro Pont y Casa von der Armee eingestellt.  

Ankunft von Rossarzt Robert Reff

Robert Reff (im Vordergrund, Fünfter von rechts) erteilt den Tierärzten des chilenischen Militärs eine Unterrichtsstunde in Chirurgie.

Hinsichtlich dieses Teils der Geschichte ist wichtig zu wissen, dass die chilenische Armee nach dem Pazifikkrieg (1879-1883) nach dem Vorbild der königlich-preußischen Armee reorganisiert und modernisiert wurde, wozu auch die Ausbildung von Militärtierärzten gehörte, die wie die «Rossärzte» in Preußen ständig in Einheiten mit Pferden eingesetzt werden sollten, um nicht mehr auf das Verarzten und Beschlagen von Pferden durch unausgebildete Feldarbeiter und die Dienste von zivilen Tierärzten angewiesen zu sein. Mit dem Ziel, eine Militärveterinärschule in Chile einzurichten, unterzeichnete der chilenische Bevollmächtigte in Deutschland, Francisco Antonio Pinto Cruz, am 28. September 1896 in Berlin einen Vertrag mit Rossarzt Robert Reff, der dem Küraßierregiment «Von Seydlitz» Nr. 7 (in Halberstadt) der Königlich Preußischen Armee angehörte. 

Der Vertrag umfasste eine Zugfahrt von Halberstadt nach Hamburg, eine Dampferfahrt zweiter Klasse von Hamburg nach Valparaíso und eine Zugfahrt erster Klasse von Valparaíso nach Santiago. Später wurde der in Berlin unterzeichnete Vertrag auch durch das chilenische Kriegsministerium formalisiert. Nach der Reise mit dem Dampfschiff aus Deutschland trafen im November 1896 der Veterinärmajor Robert Reff und die Hufschmiedelehrer Max Schwalbe und Hermann Redenz, die alle in der preußischen Kavallerie gedient hatten, in Chile ein. Im Januar 1897 wurde provisorisch in der Escuadrón Escolta  ein Hufschmiedekurs für die Dauer von sechs Monaten abgehalten.

Am 12. Juni 1897 schrieb General Emilio Körner an das Kriegsministerium, dass im Generalstab, Abteilung Rekrutierung und Remontierung, «seit Anfang 1897 provisorisch in der Escuadrón Escolta unter der Leitung des Tierarztes Herrn Reff und der beiden aus Deutschland angeworbenen Hufschmiede ein Kurs für Marschälle angeboten wird.»

1898 wurde Reff per Erlass zur Genehmigung des Reglements der Militärveterinärschule, die der Sektion Remonta der Estado Mayor General del Ejército (EMGE) unterstellt war, zum leitenden Veterinär und Direktor der Militärveterinärschule ernannt. Im November 1900 wurde er Generaldirektor des Veterinärdienstes und gehörte auch einer Kommission an, die vom Chef des Generalstabs des Heeres, Emilio Körner, und dem Direktor des Militärischen Gesundheitswesens, Chirurgenmajor Cornelio Guzmán, ausgebildet wurde, um die Beschaffung von veterinärmedizinischem Material und Medikamenten für das Heer zu regeln, eine Aufgabe, die der Direktion für Militärisches Gesundheitswesen übertragen wurde. 

1901, nach der Verkündung des Dekrets zur Gründung des Veterinärdienstes, gab die deutsche Zeitschrift für Tiermedizin bekannt, dass der Tierarzt Robert Reff zum «Direktor des Veterinärdienstes in Chile» ernannt wurde. Im Jahr 1904 wurde der leitende Tierarzt Robert Reff zum Leiter der 2. Sektion «Escuela de Veterinarios y Mariscales Herradores» ernannt. 

20 Jahre Ausbildung von Tierärzten in Chile

Schüler der Escuela de Veterinaria, 1914

Im Jahr 1905 übermittelte Robert Reff in einem Brief vom 17. Oktober dem deutschen Professor für Sprachen, Rodolfo Lenz, der als Übersetzer ins Spanische fungierte, technische Daten, die dieser dem Argentinier Dr. Robert Lehmann-Nitsche zur Verfügung stellte, um einen wissenschaftlichen Artikel über ein chirurgisches Verfahren zu verfassen, das umgangssprachlich als «retajo» bekannt ist und im Februar 1921 in der Revista Veterinaria de España veröffentlicht wurde. 

Robert Reff lebte von 1867 bis 1896 in Deutschland und diente davon zehn Jahre in der königlich-preußischen Armee. Er ging als Rossarzt in den Ruhestand und lebte rund 20 Jahre (1896-1917) in Chile, wo er als Direktor und Gründer des Veterinärdienstes der Armee für die Ausbildung der ersten Tierärzte in Chile verantwortlich war. Im Jahr 1907 brachte seine Frau Anna Reff die Tochter Margarita zur Welt, 1913 wurde seine zweite Tochter Hildegard geboren.

Vortrag im DCB

Dr. Alexander Betzhold hält am 31. Mai von 19 bis 20 Uhr einen Vortrag im DCB zu dem Thema: «Veterinarios y herradores prusiano, fundadores de la Escuela Militar de Veterinaria en Chile, 1896-1916».

Uniformierte Veterinärtierärzte des Heers im Deutschen Reich im Jahr 1910 (Kathrin Kutter Das Pferdebeschaffungswesen in der Bayerischen Armee von 1880-1920, Kriegsarchiv in München. Ludwig-Maximilians-Universität, 2012)

Am 12. Mai 1917 starb Robert Reff Braun im Alter von 50 Jahren im Deutschen Krankenhaus in Valparaíso. Die Zeitung La Nación veröffentlichte am 13. Mai 1917 folgenden Nachruf: «In Valparaíso, wo er sich zufällig aufhielt, starb gestern der Vertragstierarzt Herr Roberto Reff, ehemaliger Hauptprofessor der Kavallerieschule. Die sterblichen Überreste von Herrn Reff werden in Valparaíso beigesetzt.».

Quelle: Betzhold Alexander: «El fundador y director de la Escuela Militar de Veterinaria del Ejército, Veterinario Mayor Robert Reff, 1896-1916», Revista de Historia Militar Nº 18, Departamento Cultural, Histórico y Extensión del Ejército (DCHEE), Santiago, 2021, Seite: 27-33

Anmeldung unter:  archivoemilioheld@dcb.cl

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