«Santiago 2023»

Santiago richtet vom 20. Oktober bis zum 5. November die Panamerikanischen Spiele aus, die zweitgrößte Multisport-Veranstaltung weltweit – eine Premiere für die chilenische Hauptstadt. Parallel dazu finden die Parapanamerikanischen Spiele für Menschen mit Behinderung statt.
Panam Sports (oder auch Odepa, Organisation des Panamerikanischen Sports) ist eine unabhängige Institution, die alle 41 Länder des amerikanischen Kontinents vereint. Sie wurde 1948 gegründet und hat ihren Sitz in Mexiko. Sinn und Zweck ist dabei, alle vier Jahre sportliche Wettkämpfe im selben Stil der Olympischen Spiele zu organisieren. Keine leichte Aufgabe für die meisten Nationen aus diesem Erdteil.
39 Sportarten und 7.000 Sportler
1951, vor 72 Jahren, fanden die ersten Panamerikanischen Spiele in Buenos Aires statt. Damals nahm nur die Hälfte der Länder teil: Das waren 2.500 Sportler in nur 18 Disziplinen. Nach über 70 Jahren und der Weiterentwicklung dieser Spiele, sieht es ganz anders aus: Es sind 39 Sportarten mit vermutlich über 7.000 Teilnehmern aus allen 41 Ländern, die jetzt erwartet werden. Die Vielfalt der Nationen ist so groß, dass diese Spiele eine einmalige Möglichkeit bieten, Kräfte zu vergleichen – trotz der gewaltigen Unterschiede zwischen ihnen.

Dazu kommen seit 24 Jahren auch die Parapanamerikanische Spiele, wo Sportler mit Einschränkungen und/oder Behinderungen gegeneinander antreten. Diese wurden 1999 in Mexiko City erstmals ausgetragen und sind heute fester Bestandteil dieser Wettkämpfe. Sie unterliegen dem Internationalen «Americas Paralympic Committee» mit festen Richtlinien und Regeln.
Und jetzt stehen in Santiago die Spiele vor der Tür: Vom 20. Oktober bis zum 5. November dieses Jahres ist Chiles Hauptstadt Austragungsort der XIX. Panamerikanischen und der VII. Parapanamerikanischen Spiele. Es ist das erste Mal, dass so ein wichtiges und aufwendiges Megaevent in unserem Land stattfinden wird. Vor vier Jahren, 2019, war Lima an der Reihe. Santiago verpasste knapp, zum Austragungsort bestimmt zu werden. Chile sollte bereits zweimal, 1975 und 1987, die Panamerikanischen Spiele in der Landeshauptstadt vorbereiten und hatte dann plötzlich abgesagt. Das sorgte für viel Unmut und Enttäuschung im Dachverband und für Stimmen, um Chile eine neue Chance zu geben. Es mussten viele Jahre vergehen, damit dies möglich wurde. Währenddessen konnten andere Länder diese Spiele schon zwei- oder mehrmals organisieren, wie zum Beispiel Kanada und Mexiko mit jeweils drei Ausführungen.
Viele Standards und Normen erforderlich
Chile trägt eine enorme Verantwortung für diese Sportveranstaltung auf dem Kontinent, die kaum vergleichbar mit anderen Events ist. Die Vorbereitungen sind sehr langwierig und besonders kostspielig. Genaue Zahlen dazu sind nicht bekannt, doch Ausgaben um die 500 Millionen US Dollar sind leicht denkbar bei dem Umfang der Wettbewerbe und der fehlenden Infrastruktur. Einnahmen ergeben sich durch Sponsoren, Tickets und Fernsehrechte, spielen aber eine geringere Rolle.
Es gilt, eine Vielzahl von internationalen Standards und Wettkampfnormen der Spiele zu erfüllen. Hallen, Bahnen und Stadien müssen gegenwärtigen Anforderungen gerecht werden, damit Sportler immer unter denselben Bedingungen teilnehmen. Elektronischer Hightech ist bei den Mess- und Zeitgeräten Voraussetzung – doch es mangelt daran. Vieles muss noch bestellt werden, und wenn die Zeit knapp wird, sind die Nachbarländer gefragt, wie zum Beispiel Brasilien, ein Gigant im Leistungssport. «Die Corona-Pandemie hat auch alles um zwei Jahre verzögert», erklärt die Organisation den Rückstand. Diese Zeit ist schwer nachzuholen. Jetzt ist der Druck groß: keine 200 Tage bis zur Einweihung am 20. Oktober dieses Jahres im erneuerten Estadio Nacional. Nachhaltigkeit der Anlagen mit sinnvoller späterer Nutzung für die allgemeine Bevölkerung sind wichtig, damit die riesigen Bauten nicht im Nachhinein unbenutzt bleiben.
Sonderkomitee und Sportlerdorf
Es wurde ein entsprechendes Sonderkomitee zur Vorbereitung des Events gebildet. Es arbeitet mit Hochdruck. Leitende Funktionsträger sind der Sportminister Jaime Pizarro, der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees, Miguel Ángel Mujica, und Gianna Cunazza, Geschäftsführerin von «Santiago 2023». Sie fällen die Entscheidungen, um diese Spiele angemessen zu verwirklichen, wobei das Budget eine grundsätzliche Rolle spielt. Die Mittel dazu müssen hauptsächlich vom Staat getragen werden.
Für die Teilnehmer ist ein extra Sportlerdorf errichtet worden, die «Villa Panamericana». Es sind zukünftige Eigentumswohnungen für rund 1.400 Familien. Transport und Verpflegung spielen auch eine wesentliche Rolle, doch wichtiger sind die verschiedenen Sportstätten, die hierfür benötigt werden. Zentraler Austragungsort dieser Spiele ist das Nationalstadion, das Estadio Nacional in Ñuñoa. Ein Großteil des sportlichen Programms wird hier ablaufen: Leichtathletik, Schwimmsportarten, Basketball, Tennis, Kunstturnen und Rhythmische Gymnastik, Feldhockey, Rollschuhwettkämpfe und Kampfsportarten.
Weitere Austragungsorte sind auf wenige Regionen verteilt, wie zum Beispiel Rudern und Kanusport in Concepción, Laguna San Pedro sowie Dressur- und Springreiten in Quillota, einem kleinen Ort am Aconcagua-Fluss. Damen- und Herrenfußball finden in Valparaíso statt. Es ist gut, wenn diese Veranstaltungen ein breiteres Publikum anziehen und nicht alles auf Santiago konzentriert wird.

Interessant sind auch noch wenig bekannte Sportdisziplinen, die in «Santiago 2023» ihren Erstauftritt haben werden, wie zum Beispiel Breakdance, ein populärer Straßentanz der Hip-Hop-Szene, der unter Jugendlichen sehr beliebt ist. Andere ungewöhnliche Sportarten sind Boccia, Klettern, Bowling, Baseball und Surfen. Es wird für ein großes Publikum eine breite Palette angeboten. Einen Kartenvorverkauf gibt es leider noch nicht.
Es soll ein einmaliges Fest werden. Die Zeit rennt, und viel Tatkraft und Einsatz sind notwendig, um das Ziel zu erreichen. Wir sind gespannt auf die ersten Panamerikanischen und Parapanamerikanischen Spiele «Santiago 2023» in Chile!