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miércoles, 9. octubre 2024
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Porträt – Pedro Felmer

Direktor des Felmer-Museums in Nueva Braunau

Die Einwanderungszeit zu neuem Leben erweckt 

Sein Vater Antonio Felmer gründete auf dem Familiengut ein Museum, in dem die deutsche und österreichische Einwanderung dokumentiert ist. Pedro Felmer führt heute das Werk fort, das inzwischen international Aufmerksamkeit erregt und wachsende Besucherzahlen verzeichnet hat. Siehe auch Fotobericht in unserer Ausgabe vom 17. März dieses Jahres.

Wie es mit zahlreichen kulturellen Einrichtungen geschah, machte das Felmer-Museum während der Pandemie eine schwierige Zeit durch. Die Besucherzahlen nahmen stark ab – und damit auch die Einnahmen. Bis zu dem Zeitpunkt war die Familie Felmer allein für das Schicksal der Sammlung verantwortlich. Infolgedessen rief Pedro Felmer eine Stiftung ins Leben, deren Vorstand ihn als Direktor bestätigte. 

Antonio Felmer gründete das Museum 1975, genau 100 Jahre nachdem die letzten österreichischen Einwanderer in der Region von Nueva Braunau eingetroffen waren. Zu dem Anlass wurde ein großes Fest gefeiert, es kamen Gäste aus der Region und sogar aus Österreich. Freunde aus der Umgebung spendeten historische Geräte, Fotografien, Werkzeuge, Utensilien und Kunstobjekte. Antonio Felmer war über die hohe Anzahl der Exponate außerordentlich überrascht, was ihn auf die Idee brachte, die Gegenstände ständig auszustellen. Ebenso war er davon überzeugt, dass in den Gutshäusern der Umgebung eine große Anzahl museumsreifer Objekte zu finden seien. Er besuchte in einem Umkreis von etwa 100 Kilometern zahlreiche Höfe und wurde mit interessanten Gegenständen belohnt. Zunächst sammelten sie sich in Felmers Keller an. Bald stellte sich aber heraus, dass diese Räumlichkeiten sich nicht für ein Museum eigneten, weshalb um die Jahrtausendwende die große Scheune des Guts freigemacht wurde, um die Exponate unterzubringen. Pedro war ihm dabei behilflich und übernahm nach seinem Tod im Jahr 2008 die Leitung der Einrichtung.  

Heute ist Pedro Felmer darum bemüht, «das Museum möglichst ständig zu verbessern und Kultur zu vermitteln. Es macht uns besonders Freude, wenn Schülerdelegationen oder ältere Leute kommen, die unsere Arbeit besonders zu schätzen wissen. Alles, was wir zeigen und wir unseren Besuchern berichten, versetzt sie in die damalige Zeit zurück». Grundsätzlich hat er den Eindruck, dass die Besucher «hier etwas lernen, dass sie das Museum reicher an Kenntnissen verlassen, besonders die Jugend, die heutzutage bekanntlich kaum etwas von Geschichte weiß. Ich halte es für meine Mission, sie nach Möglichkeit über die Epoche der Einwanderung aufzuklären». Das Museo Felmer entspricht überdies nicht nur den Wünschen der Kulturinteressierten, sondern bietet seinen Gästen auch einen Kinderspielplatz und eine Cafeteria (siehe Foto).

In den vergangenen Jahren hat Pedro Felmer ein bemerkenswertes Phänomen feststellen können: Leute, die früher in der Umgebung lebten und in Großstädte umgezogen sind, um dort zu studieren, zu arbeiten und auch zu heiraten, sind heute alt und entledigen sich von Objekten in ihrem Haushalt, die sie nicht mehr brauchen. Darunter befinden sich oft historische Gegenstände, die sie seinerzeit aus Sammlergründen mitnahmen. Heute fürchten sie, dass nach ihrem Tod diese Objekte verloren gehen könnten. So kommt es vor, dass Felmer aufgefordert wird: «Wenn du mal nach Santiago fährst, komm‘ doch bei uns vorbei und hol es ab. In deinem Museum wäre es besser aufgehoben als bei mir.» Auf diese Weise hat das Museo Felmer zahlreiche Exponate als Spenden entgegennehmen können. 

Andererseits werden dem Museumsleiter mit einer gewissen Regelmäßigkeit Angebote von Besitzern von Ausstellungsstücken gemacht, diese gegen Geld abzugeben. «Da muss ich jedesmal sagen: Das Museum zeichnet sich dadurch aus, dass die Dinge gespendet werden», sagt Felmer kategorisch.

Über die zukünftige Entwicklung der Institution hat sich der Leiter selbstverständlich Gedanken gemacht. 50 Prozent plus eine Stimme sind Familieneigentum, womit abgesichert sein dürfte, dass einem kontinuierlichen Wachstum nichts entgegenstehen sollte. Allerdings gibt er seiner Sorge Ausdruck, dass die jüngere Generation wenig Interesse an kulturellen Dingen zeigt. Ebenso macht er sich Gedanken, was passiert, wenn er eines Tages abtreten muss. Pedro Felmer leitet nicht nur das Museum, sondern bewirtschaftet außerdem auch das Familiengut. Beide Aufgaben machen heute mehr als eine Vollzeitbeschäftigung aus. 

Im vergangenen Jahrzehnt nahmen die Besucherzahlen ständig zu, sodass die Verantwortlichen vermuteten, dass das Museum sich in Bälde selbst tragen würde. Doch dann kam Covid-19: «Das waren zwei Jahre ohne Einnahmen», verrät er, während denen die Unkosten aus Felmers Tasche bestritten werden mussten.

«Im vergangenen Jahr, nach der Pandemie, ging es langsam aufwärts, und in diesem Jahr ist es ein bisschen besser gewesen», stellt er fest, «obwohl wir noch nicht unser Haupteinkommen – die ausländischen Touristen – wiedererlangt haben.» Pedro Felmer meint die Besucher, die auf Kreuzfahrtschiffen in Puerto Montt landen und einen Abstecher nach Nueva Braunau machen. Es sind meist Nordamerikaner und Deutsche, «die von Haus aus eine Museumskultur besitzen, die wir hier leider noch nicht haben».

Felmers eigentlicher Beruf ist der des Landwirts gewesen. Sein Fachgebiet ist die Tierzucht und die Milchproduktion. 

In seiner – karg bemessenen – Freizeit hört er am liebsten Musik, obwohl es dazu selten kommt: «Wenn ich nicht gerade im Museum beschäftigt bin, betätige ich mich im Gemüsegarten oder repariere eine Maschine. Hier gibt es immer etwas zu tun!»

Foto: privat

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