«Das Boot» von Wolfgang Petersen
1941 sticht das deutsche U-Boot U-96 aus dem Hafen La Rochelle in See, zunächst mit dem Auftrag, feindliche Frachter zu versenken. Überraschend erhält der Kapitän, als er bereits die Rückfahrt entschieden hat, den Befehl, nach Vigo, ins neutrale Spanien zu fahren, um sich mit Proviant und Treibstoff zu versorgen und anschließend auf den italienischen Hafen La Spezia Kurs zu nehmen. Das bedeutet, die Meeresenge von Gibraltar zu passieren, die von Einheiten der englischen Marine scharf bewacht wird. Ein hochgefährliches Unterfangen, wie der Kapitän weiß, und was sich trotz sorgfältiger Vorbereitungen auch bestätigt.
Das Schicksal der Mannschaft des U-96 schildert Wolfgang Petersen aus der ungewohnten Perspektive ihres klaustrophobischen Tagesablaufs und ihrer ungewissen Zukunft. Schon im Vorspann verkündet ein Text: «40.000 deutsche Seeleute dienten im Zweiten Weltkrieg auf U-Booten. 30.000 kehrten nie zurück.» Petersens naturalistische Darstellung der bedrückenden Atmosphäre im Bootsinneren mit all den psychischen Belastungen, denen die Crew ausgesetzt ist, wurde zum Klassiker. «Das Boot» erhielt 1983 sechs Oscar-Nominierungen, Wolfgang Petersen war fortan als Hollywood-Regisseur gefragt.
Der Film ist bereits mehrmals als Blu-ray-Disc erschienen. Die vorliegende Ausgabe bringt zwei Platten, eine mit der Kinoversion und vielen Extras und eine zweite mit dem Director’s cut (3 Stunden und 28 Minuten Spielzeit!), der mit 5.1-Ton ausgestattet wurde.
Die Bildqualität entspricht gutem Standard, ohne durch besondere Vorzüge aufzufallen. Der Ton wurde dagegen sorgfältig bearbeitet. Der Raumklang ist, was die Geräuschkulisse und besonders die Ortung der Schallquellen anbetrifft, hervorragend. Leider kommt dabei das gesprochene Wort zu kurz, weil es im Lärm untergeht. Dazu sprechen die meisten Mitwirkenden in verschiedenen Dialekten, was dem Verständnis des Gesagten nicht gerade entgegenkommt. So ist der Zuschauer fast ständig auf den Klangregler angewiesen: Bei Gesprächen stellt man ihn lauter und wenn es in den Schlachten zu krachen anfängt, muss man schnellstens abdrehen.
Der Ausgabe wurde großzügig Bonusmaterial beigefügt, darunter «Behind the Scenes», eine einstündige Dokumentation, die den Umgang mit den maßstabgerechten Bootsmodellen und die Aufnahmen auf hoher See und unter Wasser beschreibt. Besonders spannend: Vorbereitung, Proben und Dreh der Schlusssequenz mit der Bombardierung der Hafenanlagen in La Rochelle. «The Battle of the Atlantic» klärt über Ziele und Durchführung des U-Boot-Kriegs auf. Überaus informativ sind die Gespräche mit dem «echten» Kommandanten des U-96 Heinrich Lehmann-Willenbrock und anderen Kriegsteilnehmern beider Seiten.
In «Wolfgang Petersen – Back to the Boat» erzählt der Regisseur von seinem Werdegang im Allgemeinen und von «Das Boot» im Besonderen. Mit Hauptdarsteller Jürgen Prochnow unterhält er sich im Inneren der Bootsattrappe über den Bau des Modells und wie es funktionsfähig gemacht wurde. Für Technik-Fanatiker führt Jürgen Prochnow in «Captain’s Tour – Inside the Boat» den Zuschaur Raum für Raum durch das Gefährt. Für den Laien eine sehr nützliche Einführung, die dem Verständnis der komplexen technischen Vorgänge, die während des Films andauernd gezeigt werden, entgegenkommt.
Sämtliche Extras sind Englisch gesprochen und haben keine Untertitel.
«Das Boot», Deutschland, 1981. Regie: Wolfgang Petersen. Produktion: Günter Rohrbach. Drehbuch: Wolfgang Petersen. Kamera: Jost Vacano. Ton: Milan Bor, Trevor Pyke, Mike Le-Mare. Schnitt: Hannes Nikel. Musik: Klaus Doldinger. Mit Jürgen Prochnow, Hubertus Bengsch, Klaus Wennemann, Herbert Grönemeyer, Martin Semmelrogge, Uwe Ochsenknecht, Erwin Leder, Otto Sander, Günter Lamprecht u. a. Spieldauer: 208 Min. (Director’s cut) beziehungsweise 149 Min. (Kinoversion).
Bild ***
Ton ****
Darbietung *****
Extras *****