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Margarete von Wrangell – Deutschlands erste ordentliche Professorin

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Margarete von Wrangell (1877-1932)

Hartnäckig, mutig und durchsetzungsstark: Mit diesen Eigenschaften erlangte
vor 100 Jahren Margarete von Wrangell als erste Frau eine ordentliche
Professur in Deutschland. Die Agrikulturchemikerin wurde Professorin für
Pflanzenernährung und gründete an der Universität Hohenheim in Stuttgart das
Institut für Pflanzenernährung.

Margarete von Wrangell kam am 7. Januar 1877 in Moskau zur Welt. Ihr Vater
entstammte dem alteingesessenen deutsch-baltischen Adelsgeschlecht Wrangel. Sie
wuchs in Reval (heute Tallin in Estland) auf. Ihre Schulausbildung schloss sie mit
dem Lehrerinnendiplom ab. Sie gab in Reval Privatunterricht – doch dieser füllte sie
nicht aus.
Ein Ferienkurs am Botanischen Institut der Universität Greifswald wurde zum
Wendepunkt in ihrem Leben: Sie entschied sich 1904, mit 27 Jahren, für ein Studium
an der Universität Tübingen. Bis 1909 studierte sie dort und in Leipzig Botanik und
Chemie. 1909 wird sie an der Universität Tübingen mit summa cum laude im
Fachgebiet Chemie promoviert. Anschließend forschte sie mit dem Nobelpreisträger
Sir William Ramsay in London und der Nobelpreisträgerin Marie Curie in Paris. 1912
übernahm sie die Leitung der Versuchsstation des Estländischen
Landwirtschaftlichen Vereins in Reval.
Im Verlauf der russischen Oktoberrevolution wurde ihr Institut geschlossen, sie selbst
kurzzeitig von den Bolschewiki verhaftet. Nach ihrer Freilassung floh die junge
Wissenschaftlerin nach Deutschland. In Hohenheim erhielt sie eine Stelle an der
Hohenheimer Landwirtschaftlichen Versuchsstation. Dort habilitierte sie 1920 – das
war die erste Hohenheimer Habilitation überhaupt. Von Wrangell beschäftigte sich
vor allem mit Phosphor, neben Stickstoff eines der wichtigsten Elemente für
Düngemittel. Aufgrund ihrer Erkenntnisse konnte die Phosphatdüngung in
Deutschland reduziert werden und so wurde die Landwirtschaft unabhängiger von
Importen. Die Umsetzung ihrer Forschungsarbeit führte zur Entwicklung des
Düngesystems nach Aeroboe-Wrangell. Sie erwarb sich dadurch ein beachtliches
wissenschaftliches Renommee.
Im Jahr 1921 erhielt die Reichsregierung 75 Millionen Mark von der
Düngemittelindustrie, um ein Institut für Pflanzenernährung in Hohenheim zu
errichten. Dieser Fonds war an die junge Wissenschaftlerin gebunden. Nach ihren
Plänen wurde 1923 das Institut fertiggestellt. Als sie verlangte, dass ihr ein
ordentlicher Lehrstuhl übertragen werden sollte, regte sich Widerstand unter ihren
Kollegen.
Sie arbeitete aber zwischenzeitlich am Kaiser-Wilhelm-Institut für Physikalische
Chemie und Elektrochemie in Berlin bei dem Chemiker und Nobelpreisträger Fritz
Haber. Er unterstützte ihr Ansinnen, so dass Margarete von Wrangell zum 1. Januar

1923 als erste Frau in Deutschland einen Lehrstuhl erhielt und zur Professorin
ernannt wurde.  
Sie leitete das Institut für Pflanzenernährung bis zu ihrem Tod am 31. März 1932. Es
ist auch heute noch eine wichtige Säule der agrarwissenschaftlichen Forschung an
der Universität Hohenheim. 1997 hat Baden-Württemberg erstmals das Margarete-
von-Wrangell-Programm ausgeschrieben, das Nachwuchswissenschaftlerinnen
fördert.

Foto und Quelle: Universität Hohenheim

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