Sie hat immer im Tor gestanden und alle gegnerischen Bälle aufgehalten. Sie machte ihren Job wie keine andere. Nur der Krebs war nicht zu bremsen, obwohl sie alles Mögliche dagegen tat. Es war der einzige Gegner, der sie bezwingen konnte. Und so passierte es für alle ganz plötzlich, dass die große deutsch-chilenische Hockey-Spielerin Claudia Schüler mit 35 Jahren am 28. März von uns ging. Ein ungerechtes Schicksal, dass sie zum Kämpfen herausgefordert hatte.
Alles lief blendend für diese Ausnahmesportlerin – bis vor einigen Monaten eine Krebserkrankung entdeckt wurde. Eine ganz unerwartete Diagnose mitten in ihrer glanzvollen Karriere als Leistungssportlerin und führende Figur im chilenischen Hockey.
Sport war das Leitmotiv in ihrem Leben und Feldhockey ihre absolute Leidenschaft, für die sie alles geopfert hat. Schon vor Jahren an der Deut-schen Schule Santiago zeigte sie ein ungewöhnliches sportliches Talent. Leichtathletik-Sportfeste im In- und Ausland brachten Siege und Pokale. Sie prägte den Mannschaftsgeist wie keine andere.
Nach ihrem Schulabschluss 2005 begann sie ein Physiotherapie-Studium, doch Hockey blieb ihre Hauptbeschäftigung, die sie im Club Manquehue gut umsetzen konnte. Der Verein war ihr zweites Zuhause und bot die besten Voraussetzungen für ein Leistungstraining. Kurz danach kam sie auch schon in die Nationalmannschaft, wo sie 2007 an ihren ersten Panamerikanischen Spiele als Torhüterin teilnahm. Wenige Jahre danach, 2011 in Guadalajara, Mexico, kam das ersehnte Bronze, eine unglaubliche Performance auf panamerikanischer Ebene. Hier darf man nicht vergessen, dass Chile sich mit den USA, Kanada, Argentinien und vielen anderen messen musste.
Dies war der Beginn einer glänzenden Laufbahn, die ihren Höhepunkt im Juli 2022 mit der Teilnahme an der Hockey-WM in Spanien und Belgien erreicht hatte. Andres de Witt, Vorsitzender des Chilenischen Hockeyverbandes, erläuterte der Presse: «Claudia Schüler war die treibende Kraft für diese World Cup Qualifikation. Ohne sie wäre alles anders gelaufen.» Da hatte er vollkommen Recht, denn im Vorfeld, im Januar 2022, beim Qualifikations-Cup für die WM (in Santiago), konnte Claudia ein Unentschieden gegen die USA erreichen, indem sie vier Elfmeter aufhielt. Ein Wahnsinn! Chile holte sich damit die WM-Tickets und Claudia mittendrin, obwohl die erste Diagnose schon stand.
Über 200 Spiele mit der Nationalelf, bekannt als «Las Diablas», konnte Claudia weltweit bestreiten. Ihr Niveau war außergewöhnlich, und das konnte sie auch für eine längere Zeit in Hamburg, Deutschlands Hockey-Hochburg, zeigen. Dort sammelte sie auch wertvolle Erfahrungen. Zurück in Chile arbeitete sie weiter an ihrer glanzvollen Karriere. Es gab für die Sportlerin viele Anerkennungen und Preise. So wurde sie im vergangenen Jahr als «Beste Hockeyspielerin Chiles» ausgezeichnet. Dazu kamen verschiedene «Best Tournament Goalkeeper» für ihre Leistungen auf südamerikanischer Ebene.
Claudia hat vieles erreicht und bewegt und viele Sportler angespornt. Leider war das Leben ungerecht mit ihr. Bewundert, geschätzt und unersetzlich – das war sie für den Hockey-Sport in Chile. Wir werden sie nie vergessen!