«Keinen Unterschied zwischen den Menschen machen»
Bereits ein zweites Mal hielt Ana María Wahrenberg vor Schülerinnen und Schülern der 11. Klasse der Deutschen Schule Santiago am Freitag, 17. März, einen Vortrag als Zeitzeugin. Ana María Wahrenbergs Eltern waren mit ihr als Achtjährige nach dem Novemberpogrom 1938 vor den Nationalsozialisten nach Chile geflüchtet.
(sik) Die jüdische Familie fand in Santiago ihr neues Zuhause, wo Ana María Wahrenberg seitdem lebt. «Ich wünsche mir, dass ihr immer offen und ehrlich seid und keinen Unterschied zwischen den Menschen macht.» Diese Botschaft gab die 93-Jährige den Jugendlichen mit auf den Weg.
Dank der Organisation der Fachschaft Geschichte der DS Santiago unter der Leitung des Geschichtslehrers Robert Alter konnten die Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte zum zweiten Mal die aus Berlin gebürtige Frau, die seit vielen Jahren mit Unterstützung von
Beate Wenker vom Museo Interactivo Judío Erinnerungsarbeit betreibt, für einen Zeitzeugenvortrag an der Schule empfangen.
Ana María berichtete vom Wiedersehen mit ihrer jüdischen Kindheitsfreundin Ilse Kohn im Jahr 2020, die in ihrer neuen Heimat, den USA, Betty Grebenschikoff hieß. Nach ihrem Abschied im Jahr 1938 in Berlin konnten sich die beiden Frauen nach 82 Jahren wiedertreffen – zunächst per Video. Dann aber besuchte Ana María ihre Freundin Betty zwei Mal in ihrer neuen Heimat in Florida. Kurz nach ihrem zweiten Wiedersehen im Februar dieses Jahres ist Betty Grebenschikoff gestorben.
Die Schüler waren beeindruckt von den Erzählungen und der positiven Botschaft von Ana María Wahrenberg, die alle ihre Verwandte im Konzentrationslager verloren hat. Matilda Cornejo sagte: «Anders als im Geschichtsunterricht, konnten wir uns dank des Zeitzeugenberichts in verschiedene Situationen hineinversetzen.» Emilia Trost stellte fest: «Ich habe bei dem Vortrag viel gelernt und es war sehr bewegend, Frau Wahrenberg zuzuhören.»