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lunes, 14. octubre 2024
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Porträt – Pablo Delannoy 

Sicherheitsingenieur

Feuerwehrmann mit Leib und Seele

Seit 26 Jahren hat sich Pablo Delannoy mit Haut und Haar dem Retten und Löschen verschrieben:  Er war über zwei Jahre Hauptmann der 15. Deutschen Kompanie und hat sich für die deutschen Feuerwehrkompanien in Osorno und in Santiago große Verdienste erworben. Sein deutschstämmiger Großvater und Vater waren ihm dabei ein Vorbild.

«Die Feuerwehr ist bei uns eine Familientradition», berichtet Pablo Delannoy. Der 42-Jährige ist in Osorno aufgewachsen. In seiner Geburtsstadt ist er bereits als Zwölfjähriger, im Jahr 1992, der Jugendfeuerwehr beigetreten und wurde mit 17 Jahren aktives Mitglied der Segunda Compañía Germania de Osorno. Diese ehrenamtliche Aufgabe ist ihm regelrecht in die Wiege gelegt worden: «Sowohl mein Vater als auch mein Großvater mütterlicherseits sind bei der Feuerwehr.» Nicht nur ihm liegt die Liebe zur Feuerwehr im Blut: «Auch meine jüngere Schwester, mein Bruder und mein Schwager sind aktive Feuerwehrleute.»

Pablo Delannoy berichtet stolz: «Am 15. März habe ich den 15. Jahrestag meiner Mitgliedschaft bei der 15. Deutschen Feuerwehrkompanie gefeiert.» Im Laufe der Jahre stieg er vom Dritten Leutnant, Zweiten und Ersten Leutnant bis zum Hauptmann auf. In diesem Amt war er zweieinhalb Jahr tätig und leitete die Deutsche Kompanie mit 140 Mitgliedern.

Auch für den Nachwuchs ist er aktiv: als Ausbilder für Fahrzeugrettung an der Academía
Nacional de Bomberos und der Escuela de Bomberos de Santiago. Insgesamt hat er an rund 5.000 Einsätzen teilgenommen.

Was begeistert ihn bis heute bei seiner Arbeit in der Feuerwache und bei seinen, teilweise auch gefährlichen, Einsätzen? «Ich möchte Menschen helfen. Dabei ist die Kameradschaft unter uns wichtig – und motiviert.» Er habe seine besten Freunde bei der Arbeit in der Feuerwache gefunden. 

Das kann ihn auch zu Höchstleistungen antreiben: Seinen Sieg als schnellster Chilene bei einer Weltmeisterschaft für Feuerleute 2016 in den USA widmete er einem an Leukämie verstorbenen Kameraden. Der Wettbewerb fand in Seattle statt, wo er 69 Stockwerke hochkletterte und dabei 25 Kilo Feuerwehrausrüstung tragen musste. Unter 1.900 Teilnehmern belegte er Platz 234 und war von den neun Chilenen der schnellste.

Stets ist er daran interessiert, neue Kenntnisse zu erwerben: Im Jahr 2016 verbrachte er 15 Tage bei der Feuerwehr in Neukölln in Berlin. Dort hat sich eine bis heute bestehende Freundschaft zu drei deutschen Feuerwehrleuten entwickelt. Besonders beeindruckte ihn während seines Aufenthalts der 24-stündige Einsatz mit Notfallsanitätern: Hilfeleistungen brauchten unter anderem Drogensüchtige oder Menschen mit Herzproblemen oder Unfällen. Inzwischen arbeiten auch bei der Feuerwehr in Santiago Notfallsanitäter.

Der Spaß am Sport ist eine weitere Eigenschaft, die Pablo Delannoy für seine Einsätze prädestiniert: «Von klein auf habe ich Fußball gespielt, aber auch Volleyball und Leichtathletik betrieben.» Als Jugendlicher lernte er Karate: «Damals waren die Filme über „Karate Kit“ sehr beliebt – und jeder wollte einmal ein Karatemeister sein», erzählt er lachend. Als er aber dann zuhause bei seinen Geschwistern die Übungen anzuwenden begann, waren seine Eltern nicht begeistert. Später als Jugendlicher begann er stattdessen Taekwondo zu trainieren: «Diese koreanische Kampfsportart habe ich mit Leidenschaft betrieben.» Seine Gürtel hat er gleich parat: Pablo hat alle neun verschiedenfarbigen Gürtel, deren Farben den Trainingsstand repräsentieren, erhalten – bis zum schwarzen, der «Farbe der Meister». 

Die Erfahrungen bei der Feuerwache kommen Pablo Delannoy nun seit fünf Jahren bei seiner Arbeit als Sicherheitsingenieur in der Gemeindeverwaltung von Las Condes zugute: «Mit meinem Kollegen bin ich für die öffentliche Sicherheit und Präventivmaßnahmen beratend zuständig. Nicht nur für Gebäude- oder Waldbrände, sondern auch zum Beispiel für Erdbeben oder Überschwemmungen.» Am Instituto Nacional de Capacitación (Inacap) und an der Universidad Católica machte er sein Diplom für Sicherheits-Ingenieurwesen (Reducción de Riesgo de Desastres) und an der Universität von Oviedo in Spanien einen Master in «Investigación  y  Gestión de Emergencias y Desastres».

Kraft und Energie zieht Pablo Delannoy heute aus dem Leben mit seiner Familie, mit seiner Frau Marcela und seiner sechsjährigen Tochter María Victoria. Eine große Rolle hat bis ins junge Erwachsenenalter seine Mutter gespielt – «mit ihrer liebevollen Art war sie immer für mich da». Es war ein großer Verlust für ihn, als sie mit 57 Jahren gestorben ist. Da seine Eltern sich trennten, als er sieben Jahre alt war, lebte er mit seinen beiden Schwestern bei seiner Mutter. Sein Vater sei aber auch immer präsent gewesen und seine beiden Halbgeschwister aus der zweiten Ehe seines Vaters stehen ihm ebenfalls sehr nahe.

Von der Seite seines Vaters her hat er deutsche Vorfahren: «Mein Ururgroßvater stammte aus dem Ort Spangenberg in Nordhessen. Er kam 1852 mit dem Schiff «Victoria» in Chile an.» Ein weiterer Vorfahr ist in dem deutschen Sprachgebiet Belgiens aufgewachsen und hatte eine deutsche Mutter. Er erreichte 1896 Chile, wo sein Vater als einer der belgischen Ingenieure an dem Bau der Eisenbahn in der IX. Region, der Araucanía, arbeitete.

Pablo Delannoy erlernte ein Jahr Deutsch an der Deutschen Schule und später im Deutschunterricht an der Martin-Lutero-Schule in Osorno. Es liegt ihm viel daran, sein Deutsch weiter zu verbessern: «Gute Kenntnisse habe ich bereits während der zwei Jahre beim Sprachkurs im DCB erhalten. Mein Ziel ist es, beim Goethe-Institut das Niveau C1 zu schaffen.» Ein Grund ist: «Im Februar wurde meine Tochter María Victoria an der Deutschen Schule Santiago eingeschult – da möchte ich ihr helfen, Deutsch zu üben.».

Foto: privat

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