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viernes, 14. febrero 2025
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Gedicht – Óscar Hahn – Mit den Waffen des Dichters gegen Putins Krieg

Von Walter Eckel

Das Foto zeigt Óscar Hahn und seinen Übersetzer Walter Eckel bei der letzten gemeinsamen Lesung vor dem Ausbruch der Pandemie am 14. Oktober 2019 im voll besetzten Saal des Heidelberg Center Lateinamerika. Eckel hat das Postgraduiertenzentrum der Universität Heidelberg in Santiago 2001 als Gründungsdirektor ins Leben gerufen und bis zu seiner Pensionierung Ende März 2020 geleitet. Aus seiner Feder stammen auch die deutschen Übersetzungen der beiden zweisprachigen Gedichtbände Hahns «Liebe unter den Ruinen» und «Der Regenpassagier», die 2012 und 2013 im Aachener Rimbaud Verlag erschienen sind, und die Übersetzung des unten veröffentlichten Gedichts. 
Foto: HCLA

In Spanien erhielt er 2006 den Preis «Casa de América de Poesía» und 2014 den «Premio Loewe de Poesía». In Chile hat er den «Altazor-Preis» bereits zweimal erhalten (2003 und 2012), und 2012 wurde ihm auch der «Iberoamerikanische Poesiepreis Pablo Neruda» verliehen. Im selben Jahr durfte er zudem den «Chilenischen Nationalpreis für Literatur» aus den Händen des chilenischen Staatspräsidenten Sebastian Piñera entgegennehmen. Während es um Hahn in den letzten Jahren in Chile etwas ruhiger geworden ist, erfährt sein Oeuvre im Ausland geradezu einen Boom. Inzwischen liegen zahlreiche Gedichtbände in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Griechisch, Italienisch und Portugiesisch vor, wobei eine Anthologie seiner Gedichte auf Aymara und Quechua besonders augenfällig ist. Damit gehört Hahn zweifelsohne zu den meist übersetzten chilenischen Dichtern.

Das hier im Original und in der Übertragung ins Deutsche vorliegende Gedicht «Ucrania bajo fuego» und «Ukraine unter Feuer» ist wenige Wochen vor dem ersten Jahrestag der russischen Invasion der Ukraine am 24.02.2023 entstanden und reiht sich nahtlos in die große Schar von Antikriegsgedichten ein, die Hahn seit seinen frühesten dichterischen Anfängen veröffentlicht hat. Seine Ablehnung des russischen Angriffskrieges hätte kaum deutlicher ausfallen können. In poetischen Bildern stellt er das Kriegsgeschehen in seinen schrecklichen Auswirkungen auf «Uniformierte und Zivilisten» dar, bei dem nicht nur Agressoren und Verteidiger, sondern auch viele Kinder ihr Leben lassen mussten. Die Verantwortung dafür lastet Hahn dem Präsidenten der Russischen Föderation Wladimir Putin an, der am Ende des Gedichts als bürokratischer «Verwalter des Todes» namentlich genannt wird. Für Hahn handelt es sich bei Kriegen um eklatante Versagen der Politik, die durch den Appellcharakter des Gedichts und die dadurch beim Leser ausgelöste Betroffenheit unausgesprochen aufgefordert wird, Wege zu finden, um Putin in die Schranken zu weisen und das Gemetzel zu beenden.

Dieses Gedicht hat offenbar beim europäischen Lyrikpublikum einen Nerv getroffen. Am 24. Februar wurden in der angesehenen französischen Zeitschrift «Poesibao» nicht nur das Original, sondern auch die Übertragungen ins Englische, Französische, Italienische und Deutsche veröffentlicht. Zeitgleich erschien die deutsche Fassung in der Heidelberger «Rhein-Neckar-Zeitung». Dies dürfte in der Rezeption von unveröffentlichten Gedichten bisher einzigartig gewesen sein, wodurch das hohe Ansehen, das Hahn als zeitgenössischer Dichter genießt, eindrucksvoll vor Augen geführt wird.

Ucrania bajo fuego

Siento que estoy girando en el espacio

como si fuera un astronauta loco

Poco más poco menos poco a poco

entro en la órbita de las desgracias

Ya el río Dniéper se tiñó de sangre

ya la nieve comienza a enrojecer

ya escuadrones de pájaros maléficos

descienden sobre Kiev

Ahora la Parca iza su bandera

y anuncia el tiempo de los sacrificios

ya los embajadores del Infierno

dictan los códigos del exterminio

Ahora lanzan bandadas de misiles

contra escuelas viviendas y hospitales

Arden las ruinas y en lo Alto brillan

los ojos de los niños

Un temporal de fuego azota Járkov

Odesa es bombardeada desde el mar

pero los combatientes ucranianos

resisten sin flaquear

Veo a los mercaderes de la guerra

depositar en bóvedas secretas

lingotes de oro y ojivas nucleares

Y veo a uniformados y civiles

dar la vida en las calles de Mariúpol

mientras Putin administra la muerte

sentado en su despacho

Ukraine unter Feuer

Ich fühle wie ich mich im Raum drehe

als ob ich ein verrückter Astronaut wäre

Etwas mehr etwas weniger nach und nach

trete ich ein in die Umlaufbahn des Unglücks

Schon hat sich der Fluss Dnjepr mit Blut gefärbt

schon beginnt der Schnee rot zu werden

schon stürzen Schwärme bösartiger Vögel

auf Kiew herab

Jetzt hisst die Parze ihre Fahne

und verkündet die Zeit der Opfer

schon diktieren die Botschafter des Infernos

die Codes der Vernichtung

Jetzt werfen sie Raketen in Scharen

auf Schulen Gebäude und Krankenhäuser

Die Ruinen brennen und in der Höhe leuchten

die Augen der Kinder

Ein Feuersturm verwüstet Charkiw

Odessa wird vom Meer aus bombardiert

doch halten die ukrainischen Kämpfer 

ohne zu wanken stand

Ich sehe wie die Kaufleute des Krieges

Goldbarren und Atomsprengköpfe

in geheimen Stahlkammern lagern

Und ich sehe wie Uniformierte und Zivilisten

ihr Leben lassen in den Straßen von Mariupol 

während Putin in seinem Büro sitzt

und den Tod verwaltet

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