«Ein Studium außerhalb meines Heimatortes war ohne fremde Hilfe für mich unerschwinglich.» Nicht nur Rocío Josefina Witto machte diese Erfahrung. Sie konnte ebenso wie Luis Roberto Schmidt und Rodrigo Böttger auf die Hilfe der gemeinnützigen Dr.-Christoph-Martin-Stiftung zählen, die auch dieses Jahr wieder Bewerbern offensteht.
Es ist nicht nötig Mitglied der Burschenschaft Araucania zu sein, um sich bewerben zu können. So kam es auch, dass Rocío Josefina Witto auf die Stiftung aufmerksam wurde. Sie erzählt: «Nach meinem Schulabschluss war meine Familie in einer kritischen Phase. Mein Vater war arbeitslos, und als ehemalige Schülerin der Deutschen Schule Valparaíso suchte ich mit meiner Familie bei Bekannten aus der Schule nach Hilfe und da erfuhren wir von der Stiftung.»
Sieben Jahre Medizinstudium unterstützt
Nun ist die junge Frau im siebten Jahr ihres Medizinstudiums an der Universität de Chile in Santiago. Sie sagt: «Die Unterstützung der Stiftung hat es mir ermöglicht, diese sieben Jahre weit weg von meiner Heimat, von Viña del Mar, zu studieren.»
Ihre Bewerbung habe sie auf Deutsch verfasst, in der sie ihre Beziehung zu Deutschland und ihre Motivation für die Bewerbung erläutert hat. Da sie kurz zuvor das Sprachdiplom für das C1-Niveau abgelegt hatte, sei das kein Problem für sie gewesen. Dabei halfen ihr auch zwei Aufenthalte in Deutschland: bei einem dreimonatigen Schüleraustausch in den Jahren 2014 und 2015 und ein zweites Mal für einen Monat, nachdem sie 2015 den ersten Platz chileweit im Bereich Fremdsprachen im Lesewettbewerb gewonnen hat. Sie sagt: «Beides sind unvergessliche Erlebnisse, die ich sehr schätze.»
Die gemeinnützige Dr.-Christoph-Martin-Stiftung (CMS) habe ihr geholfen, «meinen Traum von einem Medizinstudium an einer Universität in einer anderen Stadt zu verwirklichen, ohne mich zu verschulden, ohne die Zinsen, die ein normaler Kredit mit sich bringt».
«Die Stiftung war eine riesige Hilfe»
Rodrigo Böttger ist Project Control Manager bei einem dänischen Unternehmen in Puerto Montt, das im Bereich Wasserrecycling arbeitet. Für seinen Berufsweg war die CMS entscheidend. Rodrigo Böttger erzählt, dass seine Familie finanzielle Probleme hatte, als er mit seinem Studium beginnen wollte: «Meine Eltern konnten mein Studium und eine Wohnung außerhalb von Puerto Montt nicht bezahlen.» Als Mitglied der Burschenschaft Araucania erfuhr er von der Dr.-Christoph-Martin-Stiftung: «Sie half mir, eine Wohnung in der Burschenschaft Araucania zu finanzieren und mein Studium habe ich mit einem Bankkredit bezahlt. Ohne das Stipendium und den Kredit hätten meine Eltern mein Studium nicht finanzieren können.» Er studierte von 2004 bis 2011 an der Universidad Técnica Federico Santa María in Santiago Ingeniería Civil Industrial.
Rodrigo Böttger hat in der Schulzeit einen Austausch von zweieinhalb Monaten in Flensburg gemacht. 2007 konnte er dank eines Stipendiums ein Jahr in Hannover studieren. «Danach bin ich mehrmals nach Deutschland gereist, beruflich und privat, vor allem zum Sport – wegen des Faustballs.»
Auch Rodrigo empfiehlt anderen Schulabgängern, die nicht die finanziellen Mittel für ein Studium haben, sich an die Stiftung zu wenden: «Die CMS war für mich als Student eine riesige Hilfe. Die Zahl der Begünstigten steigt und es gibt inzwischen noch bessere Bedingungen.»
Abschluss zum Ingenieur
So wie Rodrigo ist auch Luis Roberto Schmidt Mitglied der Burschenschaft Araucania. Seine Familie hatte nach seinem Schulabschluss an der Deutschen Schule Puerto Montt ebenfalls Schwierigkeiten, die Kosten seines Studiums und die Unterkunft zu bezahlen. Dass er heute bei der CMPC als Operations Excellence Manager arbeitet – eine Arbeit, die ihm viel Freude bereite -, verdanke er der CMS. Die Stiftung unterstützte sein Ingenieursstudium an der Pontificia Universidad Católica fünf Jahre lang, bis er 2007 seinen Abschluss machte.
Seine Deutschkenntnisse perfektionierte er in Hamburg bei dem dreimonatigen Schüleraustausch des Deutsch-Chilenischen Bundes. Außerdem erhielt er ein Stipendium, das ihm ermöglichte, ein Jahr in Österreich zu studieren: «Es waren schöne Aufenthalte für mich, ich lernte die deutschsprachige Kultur und viele neue Leute kennen.»
Der Familienvater eines Sohnes, der bereits die Deutsche Schule San Felipe besucht, empfiehlt die Stiftung: «Sie hat mich und meine Schwester zu einer Zeit unterstützt, als wir besonders dringend Hilfe brauchten.» Er habe nach dem Studium den Betrag zurückgezahlt.
Ebenso wie Rodrigo Böttger unterstütze er weiterhin die Stiftung mit einer monatlichen Spende: «Damit andere Studenten die gleiche Hilfe erhalten, die mir die Dr.-Christoph-Martin-Stiftung gewährt hat, als ich sie brauchte.»
Dr.-Christoph-Martin-Stiftung
Die Dr.-Christoph-Martin-Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung, die deutschsprachige Schulabsolventen unter-
stützt, die sich aus finanziellen Gründen ein Studium nicht leisten können. Die Initiative wurde unter der Schirmherrschaft der Burschenschaft Araucania 1962 ins Leben gerufen.
Die Stiftung verwaltet einen Fonds von Geldmitteln, der Studenten und Forschern ermöglichen soll, ein Universitäts- und Postgraduiertenstudium in Chile beziehungsweise im Ausland zu absolvieren.
Die Begünstigten erhalten einen jährlichen Betrag, der einem zinslosen UF-Darlehen für die Dauer des Studiums entspricht, und verpflichten sich, diesen nach dem Studium zurückzuzahlen. Auf welche Art und Weise die Rückzahlung erfolgt, vereinbart die Stiftung individuell mit der Studentin oder dem Studenten.
Die Dr.-Christoph-Martin-Stiftung lädt alle interessierten Schülerinnen und Schüler ein, sich für ein zinsloses Darlehen für ein Studium im Ausland und/oder Chile zu bewerben.
Bewerber und Förderer können sich mit der Stiftung über folgende E-Mail in Verbindung setzen:
rolf.fiebig@mantex.cl