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Machtergreifung und Machtkonsolidierung Hitlers

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Von Dr. Carlos Eggers

Erstes Kabinett Hitlers am 30.1.1933: sitzend, von links: Hermann Göring, Reichskommissar für Luftfahrt und das preussische Innenministerium, Adolf Hitler, Reichskanzler, Franz von Papen, Vizekanzler; stehend: Franz Seldte, Arbeitsminister, Günther Gereke, Lutz Graf Schwerin von Krosigk, Reichsfinanzminister, Wilhelm Frick, Reichsinnenminister, Werner von Blomberg, Reichswehrminister, Alfred Hugenberg, Wirtschafts- und Ernährungsminister
Foto: Bundesarchiv, Bild 183-H28422 / CC-BY-SA 3.0

Am 30. Januar 2023 jährt sich zum 90. Mal die Machtübernahme Hitlers und der Nationalsozialisten. Damals konnte niemand ahnen, welche Folgen dies für Deutschland, für Europa und letztlich für die ganze Welt haben würde.

Nach dem gescheiterten «Bierkeller-Putsch» in München 1923, mit Hitler und Ludendorff als Hauptakteuren, änderte sich das Bild für die Nationalsozialisten. Nach diesem Misserfolg, nach einer zehnmonatigen Gefängnisstrafe nahm sich der künftige «Führer» vor, nie wieder zu versuchen, die Macht mit Gewalt zu erreichen, sondern durch die Zustimmung der Wähler. Zu diesem Zweck verbesserte er die Parteistruktur und holte Joseph Goebbels als Propagandaminister in die NSDAP, Ernst Röhm als Organisator der SA (Sturmabteilung), Walther Darré zum Aufbau der SS (Schutzstaffel), der Leibwache Hitlers, Robert Ley als Verantwortlichen für das Gewerkschaftswesen und dessen geplante Auflösung, Julius Streicher als Herausgeber einer hetzerischen antijüdischen Publikation und einige mehr.

Unruhen auf dem Münchner Marienplatz während des Bierkeller-Putsches 1923: Der Redner ist Julius Streicher.
Foto: Bundesarchiv, Bild 119-1486 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0

Trotz aller Bemühungen blieb den Nationalsozialisten der Wahlerfolg verwehrt. Bei der Reichstagswahl 1928 erreichten sie landesweit nur magere 2,6 Prozent der Stimmen, vor allem in Bayern. Ende 1929 kam der Börsenkrach an der Wall Street den Nazis jedoch unerwartet zu Hilfe. Er führte zu einem dramatischen Anstieg der Arbeitslosigkeit und zu sozialer Not in der gesamten westlichen Welt, insbesondere aber in Deutschland, einem wichtigen Exporteur von Industriegütern, für den sich die Märkte stark verengten. Daraufhin fokussierte Hitler seine Reden auf die Verweigerung der Zahlung der sogenannten Kriegsreparationen. Diese wurden durch den Versailler Vertrag auferlegt und bestanden aus finanziellen Entschädigungen durch Deutschland, die bis 1979 aufrechterhalten werden sollten. Sie basierten auf den Schäden, die der Erste Weltkrieg in den Städten und Regionen Frankreichs und Belgiens während des Ersten Weltkriegs angerichtet hatte. Auch Großbritannien wollte für die Kosten, die durch seine Beteiligung an dem Konflikt entstanden waren, eine Entschädigung.  Die Kriegsreparationen funktionierten auf eine merkwürdige Art und Weise. Die Vereinigten Staaten gewährten Deutschland Währungsdarlehen. Mit diesem Geld zahlte Deutschland Kriegsreparationen an Frankreich, Großbritannien und Belgien. Mit den so erhaltenen Geldern zahlten diese Länder den Amerikanern die im Laufe des Krieges erhaltene Hilfe in Form von Rüstungsgütern, Munition, Treibstoff und Nahrungsmitteln zurück. 

Erste Wahlerfolge 

Hitler hat sich mit solcher Vehemenz und Überzeugung für die Weigerung der Zahlung der Reparationen eingesetzt, dass er viele beeinflussen konnte. Bei den Wahlen im September 1930 gelang den Nationalsozialisten ein spektakulärer Sprung nach vorne: Sie erhielten 18 Prozent der Stimmen und wurden nach den Sozialdemokraten die zweitstärkste Partei. Von da an war es nicht mehr möglich, sie zu ignorieren. Noch weniger nach den Parlamentswahlen im Juli 1932, bei denen sie beeindruckende 37,3 Prozent der Stimmen erhielten. 

Sie versuchten, eine Regierung mit parlamentarischer Mehrheit zu bilden. In der Zwischenzeit blieb das Amt des Reichskanzlers, das in anderen Ländern dem des Ministerpräsidenten entspricht, in den Händen von Franz von Papen, der keine parlamentarische Unterstützung erhalten konnte. Vor diesem Hintergrund rief Reichspräsident Hindenburg, dessen Befugnisse erheblich größer waren als die der heutigen Bundespräsidenten, im November 1932 Neuwahlen aus. Das Ergebnis war für die Nazis eine große Enttäuschung. Statt wie erhofft zuzulegen, mussten sie einen Rückgang um fast eine Million Stimmen hinnehmen, wodurch ihr Anteil von 37,3 auf 33,1 Prozent der abgegebenen Stimmen sank. Auf der anderen Seite konnten die Kommunisten ihre Wählerstimmen erhöhen. Es ist bemerkenswert, dass die kommunistische Partei ab 1930 die einzige Partei war, die die Zahl ihrer Wähler von Wahlgang zu Wahlgang kontinuierlich steigern konnte. Dies beunruhigte einige Deutsche, die zwar keine überzeugten Nationalsozialisten waren, sich aber schließlich für Hitler als das kleinere Übel entschieden. 

Kabinett mit vier Parteimitgliedern

Auch General Kurt von Schleicher, der dritte Reichskanzler im Laufe des Jahres 1932, konnte in den zwei Monaten seiner Amtszeit keine Mehrheit im Parlament bilden. Dieser Zeitraum, das heißt, die Monate zwischen Dezember 1932 und Januar 1933, war entscheidend für den Zusammenbruch der Weimarer Republik. 

Fahnenabordnungen vor der Reichskanzlei in Berlin: Nach der Ernennung Hitlers veranstaltete die SA am 30. Januar 1933 einen Fackelzug.
Foto: dpa

Schleicher tat alles Erdenkliche, um die Fraktionen für seine Regierung zu gewinnen. Hitler seinerseits war mit 33 Prozent der Stimmen weit davon entfernt, eine Mehrheit zu erlangen. Auch mit der Unterstützung der rechten DNVP (Deutschnationale Volkspartei), die nur 8,3 Prozent erreichte, war es für ihn nicht möglich. Er suchte und fand ein Bündnis mit einer Regionalpartei in Bayern und anderen kleineren oder regionalen Parteien, um die notwendige Mehrheit im Parlament zu erreichen. 

Doch diesmal war es der Präsident und Marschall von Hindenburg, der sich weigerte, das notwendige Ernennungsdekret zu unterzeichnen. Schon Monate zuvor hatte er kategorisch erklärt: «Ich werde diesen österreichischen Gefreiten niemals zum Reichskanzler ernennen.» Sein Sohn Oskar von Hindenburg und der Leiter seines Präsidialbüros, der einflussreiche Otto Meissner, überredeten ihn aber schließlich, seinen Widerstand hinsichtlich Hitler aufzugeben. Am 30. Januar 1933 gab er schließlich nach – ein schicksalhaftes Datum, an dem der Weg zum Dritten Reich, dem Tausendjährigen Reich, wie Hitler es in seinen Reden zu nennen pflegte, geebnet wurde. 

Das erste Kabinett bestand aus neun Personen, von denen nur vier Parteimitglieder waren. Darüber hinaus wurde von Papen, ein ehemaliger Reichskanzler, zum Vizekanzler ernannt, was zu einem relativen Machtgleichgewicht zu führen schien. Dennoch sicherte sich Hitler die wichtigsten Ministerien, wie das Innenministerium, das an Hermann Göring ging. Er hatte auch den gesunden Menschenverstand, drei fähige Minister aus früheren Regierungen zu übernehmen. Einer von ihnen war Dr. Hjalmar Schacht, der sogenannte «Finanzzauberer», der das Wirtschaftsministerium übernahm und gleichzeitig Präsident der Zentralbank wurde (das damalige deutsche Recht verbot eine solche Doppelung von Funktionen nicht). Der zweite beauftragte Minister war Lutz Graf Schwerin von Krosigk im Finanzministerium. Der dritte Minister der Vorgängerregierungen war der erfahrene Außenminister Konstantin von Neurath, den Hitler bis 1937 im Amt behielt. Dabei zeigte Hitler viel Realismus und erkannte, dass er in seinen eigenen Reihen nicht die richtigen Leute für diese Aufgaben hatte.  

Festigung der Macht

Nicht jeder hielt es damals für möglich, dass die neue Regierung die schwierige wirtschaftliche Lage und die instabilen politischen Verhältnisse überstehen würde. Die Nazis handelten jedoch mit überraschender Geschwindigkeit. Sie forderten und erhielten vom Parlament außerordentliche Vollmachten für vier Jahre – eine Dauer, die es in keinem Land zuvor gegeben hat. 

Die einzige Partei, die gegen diese Befugnisse stimmte, war die der Sozialdemokraten. Die Kommunistische Partei war bereits aufgelöst worden. Die Zentrumspartei, die vor allem von Katholiken gewählt wurde, konnte durch das Konkordat des Reiches mit dem Vatikan überzeugt werden. Es garantierte den Fortbestand der zahlreichen Bildungseinrichtungen und Krankenhäuser der katholischen Kirche in Deutschland.

Weniger als einen Monat nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten war der Reichstagsbrand ein vieldiskutiertes Ereignis – sowohl in Deutschland als auch im Ausland. Auch heute noch gibt es Vermutungen über den oder die Brandstifter, einschließlich der, dass es die Nazis selbst waren, die wiederum die Version verbreiteten, dass es sich um einen niederländischen kommunistischen Aktivisten handelte. Tatsache ist, dass die Parlamentarier weiterhin in der Kroll-Oper sitzen mussten, allerdings in einer rein formalen Rolle, die keinen Einfluss auf das politische Leben des Dritten Reiches hatte. 

In dieser Beziehung hat Hitler systematisch und ohne Rücksicht gehandelt, um seinen Machtbereich zu erweitern. Er schüchterte Vizekanzler von Papen ein, indem er dessen Sekretär ermorden ließ, und bot ihm dann den Posten des Botschafters in Österreich an. Später betraute er ihn mit der gleichen Aufgabe in der Türkei. Die Position des Vizekanzlers wurde nie wieder besetzt. 

Mit dem altgedienten Marschall von Hindenburg bemühte er sich, die besten Beziehungen aufrechtzuerhalten und nutzte seine Beliebtheit bei den Deutschen als Held des Ersten Weltkriegs aus. Nach seinem Tod ging er einen weiteren Schritt in Richtung der totalen Macht. Hitler erließ ein Dekret, das die Ämter des Präsidenten und des Kanzlers in einem vereinte, natürlich von ihm selbst ausgeübt. Er besaß die Dreistigkeit, das Ernennungsdekret noch vor der Beerdigung Hindenburgs zu erlassen. Gleichzeitig bereitete General von Reichenau den Text vor, mit dem der Treueeid auf den Staat für die Angehörigen der Streitkräfte in einen Eid auf die persönliche Treue zum «Führer» umgewandelt wurde. Später, im Juni 1934, entledigte er sich Ernst Röhms und seines gesamten Stabes in einer Nacht- und Nebelaktion, indem sie in Bad Wiessee aus dem Hinterhalt überfallen und umgebracht wurden. 

Eine notwendige Klarstellung

Vor allem bei älteren Menschen, die irgendwann einmal ein gewisses Maß an Sympathie für das Dritte Reich gezeigt haben, stellt sich die hypothetische Frage, ob ohne den erbitterten Antisemitismus des Regimes und auch ohne seinen expansionistischen Eifer, die Grenzen der rechtmäßigen Territorien zu überschreiten, Hitler und der Nationalsozialismus in einem solchen Fall eine wohlwollendere Beurteilung durch die Geschichte verdient hätten?  

Diese naiven Zweifel abstrahieren allerdings auf unangemessene Art und Weise die historischen Fakten. Die Analyse der zahlreichen, zum Teil erst in jüngster Zeit nach Kriegsende bekannt gewordenen Aufzeichnungen bestätigt, dass sowohl der Antisemitismus als auch die angestrebte Eroberung von Gebieten im Osten der ganzen NS-Ideologie inhärent, unauflöslich mit ihr verbunden und bereits vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten fest etabliert waren. Ohne den Antisemitismus und die angestrebte Expansion nach Osten wäre der Nationalsozialismus nicht zu dem geworden, was er war. Beides gehörte zum Kern der Identität und sind unabdingbare Bestandteile des Nationalsozialismus, ohne die diese Ideologie nicht hätte existieren können. Eine solche Hypothese ist daher völlig aus der Luft gegriffen, realitätsfern und kann kategorisch zurückgewiesen werden.

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