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miércoles, 17. abril 2024
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70 Jahre Club Gimnástico Alemán Llanquihue

Ein deutscher Turnverein, der viel bewegt

Der Deutsche Verein «Club Gimnástico Alemán» von Llanquihue, eine kleine Stadt am gleichnamigen See im Süden Chiles (mit rund 20.000 Einwohnern), feiert seinen 70. Geburtstag. Das ist ein besonderes Ereignis im Leben dieser Institution, die Größte dieser Art im Süden des Landes. Der Verein wurde am 22. Februar 1953 von Bürgern deutscher Abstammung gegründet, die einen Treffpunkt suchten, um Unterhaltung, Kultur und ganz besonders Turnen gemeinsam auszuüben. Das ist ihnen auch zweifellos bis heute gelungen.

Cristian Bogdanic, Vorsitzender des Vereinsvorstands

Schon der erste Anblick beim Betreten dieses Clubs überwältigt: die Weite, die grüne Umgebung, die Sportanlagen, unzählige Bäume und Büsche, die bunten, gepflegten Beete und als Krönung des Ganzen, der See mit Strand und dem Vulkan Osorno im Hintergrund. Es ist eine unvergleichliche Naturkulisse für eine Anlage, die in den 1980er Jahren entstanden ist. So ein Grundstück in dieser Lage gibt es nicht zweimal, und das muss die Gründer um 1953 auch überzeugt haben. 

Bierfest, Weihnachts- und Ostermarkt

Folgende Namen liest man unter ihnen: Benno Albrecht, Gerhard Buchhorn, Oskar Buchhorn, Hugo Daehling, Manfred Daehling, Horst Korff, Harry Lengwenus, Roberto Meier, Walter Meier, Harald Plagemann, Armin Werner, Eugenio Werner, Gert Werner und Siegfried Werner. Der erste Vorstand dieses Vereins wurde von diesen Gründungsmitgliedern gebildet: die Herren Lengwenus, Plagemann, Albrecht und Gerd Werner als Vorsitzender. Es waren Träumer, die sich vor keiner Aufgabe gescheut und dieses erstaunliche Werk aufgebaut haben. 

Viele von ihnen sind schon verstorben, doch die Nachfolger haben denselben Elan und dieselbe Entschlossenheit wie ihre Vorgänger. Der Verein ist lebendig und aktiv und heutzutage regional bekannt als Ausrichter vieler Feste und Treffen, die sich als fester Bestandteil im Leben der Bewohner etabliert haben. Es geht hauptsächlich um das «Bierfest» (Januar), den «Weihnachtsmarkt» (Dezember), den «Ostermarkt» (März/April) und eine «Fiesta Criolla» (im September). Tausende von Besucher und Touristen kommen zu diesen Festlichkeiten in den Club Gimnástico.

1985 fand das erste Bierfest statt – wohl eins der ersten auf Landesebene. Das Bestreben, deutsche Traditionen aufrecht zu erhalten, gehört zu den wichtigsten Aufgaben dieses Vereins und wird auch das ganze Jahr über wahrgenommen. Das Bierfest wird in diesem Jahr zum 36. Mal organisiert, und nur die Pandemiekrise konnte den Ablauf für drei Jahre stoppen. 

Neues Zelt und Faustkurse

Im Faustball spitze: Diese Sportart bildet einen Schwerpunkt des Vereinsangebots. 

Das waren harte Zeiten für den Verein, der dadurch auf viele Einnahmen verzichten musste, aber trotzdem gut überleben konnte. Dabei haben Mitglieder und Vertreter des Vorstands eine wichtige Rolle gespielt, um den Verein erfolgreich durch diese problematischen Jahre zu führen. Das wird auch von Cristian Bogdanic, seit 2019 der Vorsitzende des Vereins, in einem lockeren Informationsgespräch bestätigt: «Es geht mit viel Kraft und Überzeugung voran. Es gilt, viele Aufgaben wie Renovierungen, Erweiterungen oder Instandhaltung anzupacken. Eins nach dem anderen.» Jetzt steht der neue, überdachte Mehrzweckplatz auf der Tagesordnung und wird auch bald fertig. Das war ein ersehntes Vorhaben, besonders für die vielen Tennisspieler. Auch ein neues Riesenzelt mit circa 1.000 Quadratmeter Fläche wurde vor kurzem angeschafft und kann sicher beim kommenden Bierfest eingeweiht werden.

 Der Club bewegt und verbessert sich, wie der engagierte Vereinspräsident voll Enthusiasmus erläutert. Vor allem die Jugend, wohl das größte Potenzial jeder Gesellschaft, muss ebenfalls begeistert werden. Dafür gilt es, sich immer wieder etwas Neues auszudenken, wie zum Beispiel im Januar ein Sportkurs im Faustball, der von zwei brasilianischen Faustball-Experten geleitet wird – auf hohem Niveau also. Auch ein Zeltlager und verschiedene Sportprogramme stehen den Jüngeren zur Auswahl. 

Turnhalle für alle 

Ein wirkliches Prachtstück ist die alte Turnhalle aus dem Jahr 1954 auf dem benachbarten Gelände (Str. Salomon Negrin), wo auch noch die deutsche Kirche und die ehemalige Schule stehen. Der Bau ist vollständig aus Holz und wurde großzügig vom damaligen Mitglied Roberto Werner gespendet. Eine unglaubliche Geste dieses Mannes, der dadurch als Ehrenmitglied in die Geschichte des Clubs einging. Damit wurde ein wichtiges Vorhaben ausgeführt: Das unbeschränkte Üben und Trainieren von Groß und Klein war möglich. 

Es ist immer wieder bewundernswert, wie sich Menschen zusammenfinden, um gemeinschaftliche Aufgaben zu starten und so ein Verein bestehen kann. Dazu gehören besondere soziale Eigenschaften, die bei unseren Ahnen stark ausgeprägt waren. Schulen, Kirchen, Krankenhäuser und Institutionen wie diese wurden von den Einwanderern bald gegründet. Sie bestimmten ihr Leben genauso wie vorher in der alten Heimat. Und so hat sich dieser Verein immer weiterentwickelt und sich den Zeiten angepasst. 

Das Angebot für alle Altersgruppen ist vielfältig, doch der Schwerpunkt ist Faustball, ein nicht allzu bekannter Ballsport auf Landesebene. Und so beteiligen sich die Sportler mit Erfolg an chilenischen und internationalen Meisterschaften. Der Club begann damit in den 1960er Jahren, und der Höhepunkt war die Durchführung der Junioren Faustball WM 2006 in Llanquihue. Jahre vorher war auch schon eine Senioren-Weltmeisterschaft mit Erfolg organisiert worden. Sehr attraktiv ist die Turnabteilung, eine Zweigstelle des chilenischen Topturners Tomás González, der so den Verein mit seinem Talent fördert.

Engagiertes Damenkomitee

Auch im kulturellen Bereich sieht sich der Verein verpflichtet, Angebote für alle Mitglieder anzubieten. Das gemütliche Clubhaus direkt am See bietet viele Möglichkeiten zu verschiedenen Treffen, wie etwa bei Skatrunden. 

Ein Damenkomitee existiert schon seit 1956 und übernimmt viele Aufgaben im Vereinsleben, besonders bei den größeren Festen. «Ohne Frauen geht gar nichts in so einem bescheidenen Verein», unterstrich der Verwalter Javier Billiard gegenüber dem Cóndor, als wir ihn nach der Organisation und Durchführung dieser aufwendigen Feste fragten, an denen er ebenfalls wesentlich beteiligt ist. 

Ein bewegender und auffallender Satz der Gründungsmitglieder ist auf einer Ehrenplakette im Vereinsheim zu lesen: «Wer in der Zukunft   leben will, muss die Vergangenheit genau kennen» («Quien quiera vivir el futuro, debe conocer el pasado en detalle»). Klein und bescheiden beginnen, sich um die Details bemühen, vorausschauend handeln, um dann später in der Zukunft mit Sicherheit zu bestehen – so könnte man diesen Satz interpretieren, der als Leitmotiv vor genau 70 Jahren ausgewählt wurde. Es waren Visionäre und Träumer, die ein Stück alte Heimat mit viel Mühe und Arbeit, aber auch viel Überzeugung in Llanquihue verwirklicht haben.

Herzlichen Glückwunsch zum 70. Jubiläum, Club Gimnástico Alemán de Llanquihue!

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