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jueves, 23. enero 2025
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Weltweit erste Produktion von E-Fuel in Chile

Barbara Frenkel, Porsche-Vorständin für Beschaffung, und Michal Steiner, Porsche-Vorstand für Entwicklung, betanken in Haru Oni einen Porsche mit E-Fuel.
Fotos: dpa/Porsche

In der Anlage Haru Oni bei Punta Arenas wurde erstmals weltweit am 20. Dezember kohlenstoffneutraler Kraftstoff hergestellt. Vertreter der Unternehmen HIF Global, Porsche und Siemens, der chilenische Energieminister Diego Pardow und der Verkehrsminister Baden-Württembergs Winfried Hermann waren dabei, als ein Porsche 911 mit dem E-Fuel betankt und die Anlage eröffnet wurde.

(sik) «Das ist nur der Anfang einer neuen Ära», sagte Porsche-Entwicklungsvorstand Michael Steiner. Die in Haru Oni entwickelte Treibstoff-Technik machte es zum ersten Mal möglich: Aus erneuerbarer Energie, grünem Wasserstoff und recyceltem CO2 wurde klima-
freundliches Benzin industriell produziert. Beteiligt sind an der Anlage auch die Unternehmen HIF, Exxon Mobil, Enel, Enap und Gasco.

«Meilenstein im Kampf gegen den Klimawandel»

Das Besondere an der Herstellung ist, dass der klimaneutrale Kraftstoff herkömmliche fossile Kraftstoffe ersetzen kann, ohne dass Änderungen an Motoren und Infrastruktur erforderlich sind. César Norton, Präsident und CEO von HIF Global, betonte: «Die ersten synthetischen Brennstoffe in Haru Oni sind ein Meilenstein im Kampf gegen den Klimawandel, nicht nur für Chile, sondern für die ganze Welt.»

Verkehrsminister Winfried Hermann unterstrich das große Interesse am Import von «klima-
freundlichen Wasserstoffderivaten und Kraftstoffen. Der Bedarf ist enorm – vor allem in den Bereichen Luftfahrt und Schifffahrt, aber auch zur Dekarbonisierung bestehender Fahrzeugflotten.» Die 2019 gestartete deutsch-chilenische Energiepartnerschaft biete ein großes Potenzial für die Zusammenarbeit beim Klimaschutz und der notwendigen Transformation der Kraftstoffindustrie.

Der CO2-neutrale Kraftstoff wird mit Windstrom erzeugt. Per Elektrolyse wird mit dem erneuerbaren Strom zunächst Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff gespalten. Anschließend wird CO2 aus der Luft gefiltert und mit dem Wasserstoff über den Zwischenschritt Methanol zu E-Fuel umgewandelt.

«Power to Fuel»-Verfahren gewinnen den Sprit nicht aus der chemischen Veredelung von Rohöl, das bei der Verbrennung den Kohlenstoffgehalt der Atmosphäre erhöht. Quasi umgekehrt bauen sie stattdessen Kohlenwasserstoff-Ketten etwa aus Wasserstoff (H2) und CO2 zusammen. Dafür braucht man jedoch H2 in Reinform, wozu Wasser energieintensiv gespalten werden muss. Wenn dabei Ökostrom ohne ergänzende CO2-Last zum Einsatz kommt, kann der Kunstsprit geeignete Motoren klimaneutral antreiben: Frei wird nur so viel CO2, wie aus Luft oder Biomasse geholt wurde.

130.000 Liter pro Jahr

Pilot-Anlage Haru Oni bei Punta Arenas
Fotos: dpa/Porsche

In der Pilotphase in Chile werden mit einer Windturbine mit 3,4 Megawatt Leistung erst einmal nur 130.000 Liter pro Jahr hergestellt. Porsche nimmt die gesamte Menge ab und will den Treibstoff zunächst im Motorsport, bei Probefahrten mit Kunden und für die Betankung von Oldtimern einsetzen. 70 Prozent aller jemals gebauten Porsche-Fahrzeuge sind noch immer auf der Straße. 

In den kommenden Jahren soll die Kapazität deutlich gesteigert werden. Schon in der nächsten Ausbaustufe werden 40 Windräder Energie für die Herstellung von E-Fuel liefern. Bis 2025 sollen etwa 55 Millionen Liter jährlich hergestellt werden und bis 2027 rund 550 Millionen Liter.

Künftig könnte E-Fuel dann auch in größerem Maßstab direkt als grüner Treibstoff oder als Beimischung zu herkömmlichem Benzin zum Einsatz kommen. Ob sich das wirtschaftlich rechnet, hängt nach Einschätzung von Porsche vor allem vom deutschen Gesetzgeber ab. Sollte die Beimischung von klimaneutralem Treibstoff verpflichtend werden oder steuerlich stark begünstig werden, könnte E-Fuel trotz eines Herstellungspreises von derzeit etwa zwei US-Dollar pro Liter attraktiv werden.

Die Betreiber der Pilotanlage haben sich eine Hintertür aufgehalten, sollte die Nachfrage nach E-Fuel nicht anziehen. Die Fabrik stellt in einem ersten Schritt Methanol her, der auch anderweitig vertrieben werden kann. «Mit Methanol haben wir einen Grundstoff, den man schon direkt als Treibstoff für Schiffe nutzen kann. Außerdem kann man daraus auch Kerosin herstellen, denn gerade im Flugverkehr wird es auf lange Sicht sehr schwer, das Kerosin durch Elektrifizierung zu ersetzen», sagte Markus Speith von Siemens Energy. «Diese Flexibilität wollten wir uns erhalten.»

Bisher ist der Wirkungsgrad der E-Fuel-Technologie wesentlich geringer als der zur direkten Elektrifizierung von Autos. Während bei Elektroautos zwischen 70 und 80 Prozent der Ausgangs-Energie am Rad ankommen, sind es bei E-Fuel in der industriellen Fertigung nur etwas mehr als 40 Prozent.

«Die Effizienz ist gar nicht so entscheidend. Ohne uns würde der Wind hier gar nicht genutzt», sagte Rolf Schumacher von der Betreibergesellschaft der Anlage, HIF Global. Im Süden von Chile ist Wind im Überfluss vorhanden, zudem laufen die Anlagen dort wesentlich häufiger unter Volllast und produzieren in etwa dreimal so viel Energie wie vergleichbare Windräder in Deutschland.

Für Porsche ist die Investition in E-Fuel keine Alternative zum Elektroauto, sondern eine Ergänzung. «Wir halten daran fest, bis 2030 rund 80 Prozent der Neufahrzeuge zu elektrifizieren», sagte Porsche-Beschaffungs-Vorständin Barbara Frenkel. «Mit E-Fuel wollen wir zur Dekarbonisierung der Bestandsflotte beitragen.»

In der Region hoffen die Menschen auf eine neue Wachstumsindustrie in der strukturschwachen Region. «Vor genau 77 Jahren wurde hier erstmals Öl entdeckt», sagte der Bürgermeister von Punta Arenas, Claudio Radonich. «Jetzt hat sich das Paradigma geändert. Früher stand das Öl für Wohlstand, jetzt der Wind.»

Quelle: dpa, HIF Global

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