Gründerin des Unternehmens Hokka
Autoreifen für Design-Hocker recycelt
Der Leistungssport hat ihr den Weg geebnet: Nach dem Schulabschluss in Saarbrücken ging es für Andrea Stürmer dank eines Stipendiums über den großen Teich. Die Leichtathletin absolvierte ein Wirtschaftsstudium an der Boston University. Vor etwas über acht Jahren zog sie schließlich nach Chile, wo sie im Jahr 2019 ihr Unternehmen Hokka gründete, das nachhaltige und individuell designte Möbel sowie innovative Produkte für gesünderes Sitzen herstellt.
Andrea Stürmer verbrachte ihre Kindheit und Jugend bis zum Abitur in Saarbrücken. Lange Zeit bestimmte der Leistungssport ihr Leben: «Als ich neun Jahre alt war, begann ich mit Leichtathletik. Mit vierzehn Jahren konzentrierte ich mich dann auf die Disziplin Stabhochsprung und gehörte der deutschen Jugendnationalmannschaft an.» Gegen Ende der Schulzeit habe sie an einem Training in den USA teilgenommen. Ihr Trainer habe damals die Idee gehabt, dass sie sich um ein Stipendium an der Universität in Boston bewerben könne. Und es hat geklappt: Nach Schulabschluss folgte ein vierjähriges Bachelorstudium mit Vollstipendium im Fach Internationales Management und Marketing in Boston.
Während der Studienzeit war die Sportlerin fester Teil der Leichtathletikmannschaft der Universität. Im Anschluss absolvierte Andrea Stürmer einen Master in Business Administration in Berlin und London. Mit vierundzwanzig Jahren hängte sie schließlich den Leistungssport aus gesundheitlichen Gründen an den Nagel.
Dann begann das Arbeitsleben. «In meinem ersten Job war ich in einem Berliner Start-up-Unternehmen tätig, das eine Technologie entwickelt hat, die in Räumen eine Höhenluftatmosphäre erzeugt», erinnert sich die Wirtschaftswissenschaftlerin. Die tägliche Aufbruchsstimmung mitzuerleben und Teil von etwas Neuem zu sein, habe sie fasziniert. Zweieinhalb Jahre war sie in dem jungen Unternehmen tätig.
In Berlin habe sie dann auf einer Party ihren chilenischen Mann kennengelernt, der zu dieser Zeit in Paris wohnte, berichtet die 43-Jährige. Das Paar pendelte zunächst zwischen Deutschland und Frankreich hin und her, um schließlich gemeinsam für fünf Jahre in Paris zu leben. «Ich lernte Französisch und fand einen Job im deutschen Unternehmen Hansgrohe, später wechselte ich in ein französisches Unternehmen aus der Lebensmittelbranche. Paris war aufregend und schön», erzählt sie. In dieser Zeit heiratete das Paar und bekam die erste Tochter. Kurz darauf stand der nächste Umzug an: nach Chile.
Als ihr Mann den Wunsch äußerte, in sein Heimatland zurückzukehren, habe sie nicht lange nachgedacht, meint Andrea Stürmer. «Ich konnte ihn gut verstehen und war auch neugierig, seine Welt kennenzulernen», erklärt sie. In Chile angekommen, nahm sie zunächst eine Tätigkeit in der Automobilbranche auf. Doch nachdem ihre zweite Tochter geboren wurde, wurde ihr der Vollzeitjob zu viel. Sie wollte für ihre Töchter da sein. Sie habe sowieso schon immer etwas Eigenes gestalten wollen, sagt sie, und die Selbstständigkeit habe ihr mehr Freiheit geboten. Es sollte etwas Kreatives mit positiver Wirkung sein. Also gründete sie entschlossen ihr Start-up-Unternehmen Hokka, das sich auf die Produktion von gesundheitsorientierten, designten Sitzmöbeln aus zum Teil recycelten Materialien spezialisiert hat. Im Jahr 2019 stellte Andrea Stürmer auf der Más Deco Messe in Santiago ihre drei ersten Sitzhockermodelle aus recycelten Autoreifen vor.
«Mittlerweile habe ich meine Produktpalette erweitert. Neben den Hockern biete ich ebenfalls stoffbezogene Sitzbälle und Meditationskissen sowie auch Sitzkissen an, die eine flexible Sitzhaltung fördern», erklärt die Unternehmerin. Sie wolle Möbel herstellen, die ihre Besitzer ein Leben lang begleiten und deren Gesundheit fördern, fasst sie zusammen. Dafür arbeitet sie eng mit chilenischen Handwerkern zusammen, die die Möbel anfertigen und die Bezüge nähen. Das Design entwerfe sie jedoch selbst, sagt sie, wobei sie großen Wert auf die Qualität von Materialien und Verarbeitung legt. Dass die Produkte nicht importiert, sondern in Chile hergestellt werden, ist Teil des Markenkonzepts. Desweiteren kümmere sie sich natürlich auch um Marketing und Vertrieb. Der Online-Verkauf dominiere bislang, ergänzt sie, doch sie verkaufe ihre Produkte auch auf Messen und in ausgewählten Verkaufsstellen.
Daneben genießt sie die Zeit mit ihren Töchtern und ihrem Mann. Auch der Sport kommt nicht zu kurz: Zwei Mal in der Woche spielt sie im Elternteam der Völkerballmannschaft der Schule ihrer Kinder. Das Team nimmt sogar an Ligaspielen mit insgesamt zwölf Mannschaften aus unterschiedlichen Schulen teil. Das sei ein großer Spaß, kommentiert Andrea Stürmer. Auch der Gemüsegarten, den sie seit neustem angelegt habe, bereite ihr viel Freude. Was die Zukunft anbelangt, wünsche sie sich, mit ihrem Unternehmen zu wachsen. Außerdem habe sie große Lust, Asien zu bereisen und Gitarre spielen zu lernen.
«Ich bin stolz darauf, alle wichtigen Entscheidungen aus dem Herzen heraus gefällt zu haben. Ich bin mir bei jedem wichtigen Schritt immer treu geblieben», resümiert die Unternehmensgründerin. «Dabei musste ich häufig meine Komfortzone verlassen. Aber ich habe gelernt, dass es immer weiter geht und so habe ich mich getraut, mein eigenes Ding zu machen. Es war so das Gefühl: Jetzt oder nie.»
Weitere Informationen unter:
www.hokka.cl
@hokkachile