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sábado, 18. mayo 2024
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«Taxi Driver» von Martin Scorsese

Blu-Ray-Report

Unter den verschiedenen erfolgreichen Filmen des Jubilars Martin Scorsese nimmt «Taxi Driver» einen besonderen Rang ein. Bereits vor Jahrzehnten wurde er als Kinoklassiker bejubelt und einige Dialoge, die in ihm vorkommen, genießen Kultstatus, so etwa die Szene, in der Hauptdarsteller Robert De Niro vor dem Spiegel steht, den Revolver zieht und sein Abbild provozierend fragt: «You talkin’ to me?» («Redest du mit mir?»)

De Niro spielt den Taxifahrer Travis Bickle, einen einsamen Idealist, der unter Schlaflosigkeit leidet und diese lindern will, indem er die Nächte durcharbeitet. Bei dieser Tätigkeit hat er Gelegenheit, das Elend auf den Straßen New Yorks, ausgiebig zu beobachten. Drogendealer, Prostituierte und Raufbolde scheinen die Szene zu beherrschen. Seine Einsamkeit verschlimmert sich, als er mit Betsy (Cybill Shepherd) auszugehen beginnt und dabei ins Fettnäpfchen tritt. Er lädt sie in ein Pornokino ein, aus dem sie empört davoneilt. 

Travis rastet aus, schafft sich Waffen an, trainiert seinen Körper und legt sich einen Irokesenhaarschnitt zu. Er nimmt sich ernsthaft vor, das 13-jährige Freudenmädchen Iris (Jodie Foster) von der Straße wegzuholen. Dabei kommt es zu einem Gewaltakt mit tödlichem Ausgang. Bemerkenswert ist letztendlich bei diesem Film, dass er nach dem vielen Abschaum und Dreck, den er zeigt, unerwartet mit einem Happy End schließt.  

Martin Scorsese arbeitet seine Figuren psychologisch sorgsam aus. Die Personen vermitteln – trotz der Grenzsituationen, in die sie verwickelt sind – den Eindruck, dem Leben entsprungen zu sein. Sie sind echt und damit glaubhaft. Dem Regisseur glückt es somit, seine Erzählung nachvollziehbar zu gestalten. Dies macht sicherlich den größten Verdienst des Werks aus.

Die Blu-Ray-Ausgabe zum 40. Jahrestag der Premiere liefert dem Kunden zwei Platten. Eine enthält den Streifen und die andere zahlreiche Extras. Die Überspielung des Ausgangsmaterials ist gelungen, Bild und Ton haben gute Qualität.  

Unter dem Bonusmaterial ist ein 70-Minuten-Bericht über die Dreharbeiten besonders sehenswert. Martin Scorsese, Robert De Niro, Jodie Foster und andere Beteiligte beschreiben unterhaltsam ihre Mitarbeit an dem Projekt. Ihre Ausführungen sind Teil einer umfassenden Chronik, die ein lebendiges Bild der Produktionsarbeit nachzeichnet. Scorsese kommt in einer zweiten Dokumentation noch einmal zu Wort, wo er schildert, wie die Storyboardzeichnungen während des Drehs in bewegte Bilder umgesetzt wurden. Die Ausführungen des Regisseurs werden im folgenden Bericht ergänzt, der die Zeichnungen mit den endgültigen Aufnahmen zeigt. 

Verschiedene Fotogalerien runden das Angebot ab. Neben Schnappschüssen der Dreharbeiten und Wiedergaben der Filmplakate wartet das Sortiment mit Notenbeispielen der Filmmusik von Bernard Herrmann auf, zu denen synchron die gezeigten Tonfolgen erklingen. Eine gelungene Hommage an den verdienstvollen Komponisten, der einen Tag nach der Fertigstellung der Musikaufnahmen von «Taxi Driver» am 24. Dezember 1975 verstarb.

«Taxi Driver», U.S.A. 1976. Regie: Martin Scorsese. Produktion: Michael Phillips, Julia Phillips. Drehbuch: Paul Schrader. Musik: Bernard Herrmann. Kamera: Michael Chapman. Ton: Les Lazarowitz. Schnitt: Tom Rolf, Melvin Shapiro. Mit Robert De Niro, Jodie Foster, Harvey Keitel, Cybill Shepherd  u. a. Spieldauer: 114 Min. 

Bild ****

Ton ***

Darbietung *****

Extras ****

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