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martes, 21. enero 2025
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Ein Projekt zum Schutz des «ewigen Eises» – Am Sterbebett der Gletscher

Nordarm des Gletschers Los Leones. Die großartigen Panoramen der Flüsse aus gefrorenem Wasser, in Licht und Schatten getaucht, ermöglichen es, konzeptionelle und suggestive Fotografien zu schaffen, in denen sich Kunst und Wissenschaft begegnen.
Die Morphologie der Gletscher bietet einzigartige Bilder.

Los glaciares van y vienen a lo largo de los milenios con las eras de hielo y las fases cálidas. Sin embargo, desde la década de 1960 se ha registrado una enorme aceleración del calentamiento debido al cambio climático. ¿Se está derritiendo el mito del „hielo eterno“ con los glaciares?

Gletscher kommen und gehen über die Jahrtausende mit Eiszeiten und Wärmephasen. Seit den 1960er Jahren wird allerdings eine enorme Beschleunigung der Erwärmung durch den Klimawandel verzeichnet. Schmilzt der Mythos vom «ewigen Eis» mit den Gletschern? 

Die weltweite Gletscherschmelze ist längst eine Tatsache. Wissenschaftler meinen, dass Eltern ihren Kindern unbedingt noch einen Gletscher zeigen sollten, bevor es zu spät ist. Die Problematik betrifft auch Chile. Bezogen auf die Fläche befinden sich hier 80 Prozent der südamerikanischen Gletscher, und die jüngste Bestandsaufnahme von 2020 geht von etwa 24.005 Gletschern aus (mehr dazu auf Seite 1).

Ein «sehenswertes» Projekt

Vater Jorge und Sohn Marcial arbeiten als Fotograf und Anthropologe am Gletscherprojekt.

Ein Projekt, das die Fragilität dieser unglaublichen Eismassen und Süβwasserreserven in den Fokus rücken soll, ist von dem bekannten Fotografen Jorge Marín Reiche ins Leben gerufen worden. «Im Laufe der Jahre bin ich bei verschiedenen Reisen durch Chile immer wieder auf Gletscher gestoßen. Manchmal habe ich nur ein paar Fotos geschossen, manchmal größere Aufnahmen gemacht, immer mit dem Gedanken, dass ich irgendwann einmal etwas daraus machen würde, mit mehr Zeit und viel Hingabe. Das Gletscherprojekt entstand aus dem Bedürfnis, so viele Menschen wie möglich auf diese gefrorenen Wassermassen aufmerksam zu machen. Es ist eine interdisziplinäre Arbeit, die Fotografie mit Wissenschaft, Ökologie und Anthropologie verbindet und dazu beitragen soll, diese natürlichen Ökosysteme zu visualisieren und zu verstehen. Die größten Süßwasserreservate der Welt müssen schnellstens mit klareren Regelungen angesichts der globalen Krise des Klimawandels geschützt werden.»

Sieben Gletscher hautnah erleben

Es handelt sich um ein Projekt der Agentur AyquinaAgencia, deren Direktor Jorge ist und das sieben Gletscher in ganz Chile einschlieβt. «Wir sind ein kleines Team, bestehend aus einem Journalisten, einem Designer, meinem Sohn Marcial Marín als Anthropologen und mir als Fotografen. Im April 2022 haben wir unseren ersten Gletscher registriert, Los Leones im Campo de Hielo Norte, Region Aysén. Im September haben wir unsere zweite Expedition, zum Vulkan Parinacota an der Grenze zwischen Chile und Bolivien im Gebiet der Atacama-Wüste, unternommen. Wir wollten weit in den Gletscher vordringen, so viele Tage wie möglich bleiben und seine Morphologie studieren. Je engeren Kontakt wir haben, desto besser können wir diese einzigartigen Orte verstehen und schätzen lernen, die nur selten besucht werden.» Auβerdem werden Interviews geführt, um die Erfahrungen der Menschen aufzuzeichnen, die neben den «Hauptsensoren des Klimawandels» leben.

Die sieben ausgewählten Gletscher sind Los Leones (XI Region), Parinacota (XV Region), Universidad (V Region), El Plomo (Region Metropolitana), Nevados de Sollipulli (XVI Region), O‘Higgins (XII Region) und Pala Kekensche (XII Region). Wenn das Wetter oder die Bedingungen für eine Besteigung ungünstig sind, können sie aber auch durch andere ersetzt werden.

Unterstützung ist notwendig

Auf dem Weg zum Schneefeld Tronador bei Aysén

Das Projekt läuft von April 2022 bis Juni 2023. Die Expeditionen zu den Gletschern haben eine Dauer von je sieben bis zehn Tagen im Gelände, was eine sehr gute Logistik erfordert: Der Transport von Santiago zu den Regionen, der Landtransport vor Ort, Unterkunft, Verpflegung und Bergausrüstungen müssen genauestens geplant werden. In der Regel arbeitet das Team mit lokalen Führern zusammen, um deren Unternehmen und die umliegenden Gemeinden zu unterstützen. «Wir haben das Projekt mit unseren eigenen Mitteln begonnen, aber für eine erfolgreiche Fortsetzung ist die Unterstützung durch Organisationen, Institutionen, Stiftungen oder Privatpersonen notwendig, die an das Projekt glauben und uns helfen, es zu finanzieren.  Einrichtungen und Menschen, die an der Förderung des materiellen Erbes der chilenischen Gletscher für Kunst, Wissenschaft, Pädagogik und Tourismus interessiert sind. Im Moment erhalten wir Unterstützung vom Instituto de Campos de Hielo als unser strategischer Projektpartner, vom Programm PTI Corfo – Arica Parinacota sowie den Firmen Kalem Expediciones, Aventura PutreYork und Trekking Aymara. Zum Abschluss des Gletscherprojekts planen wir die Veröffentlichung eines Buches und Fotoausstellungen mit audiovisuellen Kapseln sowie die Sichtbarmachung auf unterschiedlichen Plattformen».

Jorge Marín Reiche – Fotograf aus Leidenschaft

Auf seiner ersten Rucksackreise im Alter von 18 Jahren durch Chile, Peru und Bolivien mit einem Freund, hatte er eine Zenit-Kamera und zwei Rollen Film im Gepäck. Nach der Rückkehr beschloss er, Fotografie zu studieren. «Ich hatte keine Vorstellung davon, was es bedeutet ein Fotograf zu sein, aber ich war mir sicher, dass ich durch die Fotografie einen Grund haben könnte, immer neue Orte und andere Menschen kennenzulernen, zu reisen und neue Realitäten zu entdecken. Nachdem Jorge Grafik, Fotografie und Film studiert hatte, war er hauptsächlich als Freiberufler unterwegs, mit Ausnahme der Zeit zwischen 1991 und 1996, in der er für das Sonntagsmagazin «Revista del Domingo en Viaje» der Zeitung El Mercurio tätig war. Er war auch an der Gründung der Zeitung El Metropolitano 1998/1999 als Bildredakteur beteiligt. Ein wesentlicher Bestandteil seiner beruflichen Praxis ist die Erstellung von Fotoreportagen zu den Themen Geografie, Umwelt, Kultur und ethnische Gruppen. Unter seinen mehr als 30 Fotobüchern und Projekten finden sich so unterschiedliche Themen wie die Pisco-Produktion im Valle de Elqui, «Chilenische Früchte», «Atacama – lebendige Wüste», die Geschichte des Bergortes Farellones, die Erstellung einer Fotobank für ProChile  oder der Bildband «Los Hijos del Viento» mit beeindruckenden Fotos der Landschaft und Tierwelt der Falklandinseln / Malwinen.

Der heute 62-Jährige weiß leider nichts über den deutschen Ursprung seiner Familie mütterlicherseits. «Meine Großeltern starben, als ich noch ein Kind war, und meine Tanten haben nie nachgeforscht oder mir etwas erzählt. Mein Urgroβvater hieß Aurelio Reiche, mein Großvater José Gregorio Reiche Giarella. Soweit ich weiß, stammte die Familie aus Olmué. Mein Großvater war ein sehr rastloser Mann, ein großer Leser, Schachspieler, und sein Hobby war die Fotografie. Als wir noch sehr jung waren, ließ er mich und meine Schwestern von Zeit zu Zeit in seine Dunkelkammer – für uns etwas sehr Beeindruckendes, Unglaubliches und Überraschendes, etwas, das uns im Gedächtnis geblieben ist!».

Weitere Informationen und Kontakt:

www.ayquinaagencia.cl; www.geografiahumana.cl; Instagram: @galeria.purafoto

jmarinreiche@gmail.com; +56968983074

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